Kein Ödland, keine Fantasy-Region – In Starfield lässt uns Bethesda die (scheinbar) unendlichen Weiten des Weltalls erkunden. Aber wurde das technisch auch gut umgesetzt? Wir sind nach vielen Stunden im Sci-Fi-RPG zwiegespalten. Ja, der Titel läuft rund, ist riesig und kommt mit einem äußerst schicken Look, fortwährend werden wir aber an vergange Bethesda-Tage erinnert, die nicht immer glorreich waren.
Transparenzhinweis:
Unsere Framerate-Messungen beziehen sich auf Version 1.7 von Starfield, also dem Day One-Patch. Unsere Bilder wurden ebenfalls zum Großteil mit Version 1.7 angefertigt, optische Unterschiede zur zuvor installierten Version 1.6 bestehen unserer Auffassung nach nicht. Außerdem beschränken wir uns in diesem Special rein auf die Xbox Series X-Fassung.
So stabil ist die Framerate von Starfield
Bereits im Vorfeld zog Starfield eher unrühmliche Aufmerksamkeit auf sich. Bethesda legte sich im Vorfeld auf eine Framerate von 30 fps fest, einen flüssigeren Leistungsmodus mit 60 fps gibt es nicht.
Als Grund gaben die Entwickler*innen ein hohes Maß an Konsistenz an. Sprich: Starfield soll so wenig wie möglich ruckeln, selbst in anspruchsvollen Szenen sollen keine Framedrops auftreten.
Dieses Versprechen löst der Titel auch nahezu durchweg ein! Es spielt keine Rolle, ob wir gerade einen Planeten erkunden, uns Dogfights mit gegnerischen Raumschiffen liefern oder unsere Waren in einer der größeren Kolonien verkaufen.
Zum Großteil verharrt die Nadel auf dem Framerate-Tacho bei 30 fps:
Aber einhundertprozentig perfekt ist die Bildwiederholrate nicht. So kann es unter anderem in Kämpfen mit vielen Gegnern zu kürzeren Slowdowns kommen und dann wären da ja noch die Städte.
Flitzt ihr im Vollsprint über das pompöse Oberdeck von New Atlantis oder durch die staubigen Gassen von Akila City, kommt Starfield kurzweilig ins Stottern, was wir vor allem mit dem Nachladen von Assets in Verbindung bringen.
Also mit Passanten, Texturen und zur Umgebung gehörigen Objekten wie Laternen, Parkbänken oder Gebäuden, die in den Speicher geschoben werden.
Ebenso könnten die Einwohner*innen der futuristischen Ortschaften und ihre KI-Routinen eine Rolle spielen. Es sind viele Leute unterwegs und sie müssen sich ja irgendwie orientieren und ihrem Tagewerk nachgehen:
Starfield könnte mit seinen Prozessor-intensiven Mechaniken ein ähnliches Problem haben, wie auch Baldur’s Gate 3 im dritten Akt.
In dem Classic-RPG reichten selbst geringfügige Bewegungen des Spielcharakters aus, um tonnenweise NPC- und Physik-Simulationen auszulösen und die Framerate auf deutlich unter 60 fps zu drücken.
Wir berichteten:
30 fps sind also eine logische Entscheidung auf Xbox Series X und S, für CPU-intensive Aufgaben dürfte es den Prozessoren der aktuellen Konsolen aller Voraussicht nach schlicht an Power fehlen.
Starfield berechnet sogar für jeden Himmelskörpern einzeln die Schwerkraft sowie ihre Auswirkungen auf Granaten oder unsere Sprünge. Das kostet eben Leistung!
Hohe Bildschärfe, aber auch ein paar Schwächen
Die Auflösung von Starfield rangiert bei unseren Zählungen ungefähr in einem Bereich von 1440p. Damit sieht das Weltall-RPG ziemlich scharf aus, selbst auf großer Distanz bleibt Schrift noch gut lesbar:
Um für ein ansprechendes 4K-Bild zu sorgen, kommt als Skalierungsverfahren AMDs FidelityFX Super Resolution 2 (kurz FSR 2) zum Einsatz und das wurde richtig gut implementiert.
Typische Ghosting-Artefakte sind uns zum Beispiel kaum aufgefallen, eigentlich nur diese Dopplung der Silhouette unseres Spielcharakters:
Zudem neigt Starfield dazu, an schmalen Metallkanten zu flimmern. Feingliedrige Bildelemente wie dieses Gitter verpixeln also und stören dann die ansonsten sehr saubere Bildausgabe:
Außerdem scheinen Kontraste eine große Rolle zu spielen. Sind die nicht gegeben, dann wird es deutlich unschärfer.
Zum Beispiel ist in diesem Bild die Glasscheibe mit dem weißen Text im Gegensatz zur ansonsten scharfen Umgebung sehr verwaschen:
Ziemlich nervig, aber zum Glück ist der einzigartige Look von Starfield stark genug, um über die Schwächen bei der Bildschärfe hinwegzutäuschen.
Solch eine Spielwelt haben wir bislang nirgendwo gesehen!
Wie auch schon die Fallout-Reihe setzt Starfield voll auf Retrofuturismus. Kurzgesagt handelt es sich dabei um eine Stilrichtung, die aus unserer heutigen Sicht heraus beschreibt, wie sich Menschen aus vergangenen Epochen die Zukunft vorgestellt haben.
Für Starfield bedeutet das: Lampen und Wanddekorationen haben einen gewaltigen 60s- und 70s-Touch, Computer und Laptops verströmen jede Menge 80s-Vibe.
Bei der Inneneinrichtung vieler Gebäude und deren detailreiche Modellierung geht daher sicherlich jedem post-modernen Interieur-Designer das Herz auf. Hier ein paar Beispiele dafür:
Beim Besichtigen der Raumschiffe springen uns dann die Referenzen an 80er-Sci-Fi-Filme wie Alien entgegen:
Bethesda bezeichnet den Look von Starfield als "NASA-Punk" – eine stark stilisierte Version des in den Spätsechzigern und Siebzigern von der US-Raumfahrtbehörde verwendeten Designs, mit seinem dominanten Weiß, den abgerundeten Formen und den zahlreichen Knöpfen, Drehschaltern und Reglern.
Wir können dazu eigentlich nicht viel mehr sagen als: Wow! Funktioniert das gut!
Das ganze Starfield-Universum wirkt wie aus einem Guss und unterwirft sich der außergewöhnlichen Ästhetik. Von den Schießeisen, über Roboter bis hin zur Blumenvase – alles passt perfekt zueinander.
Licht und Schatten liegen miteinander im Clinch
Ein weiteres elementares Grafik-Feature ist die dynamische Beleuchtung von Starfield, die sich auf die gesamte Spielwelt bezieht. Monde und Sonnen beeinflussen die Farbgebung auf einem Gestirn sowie dessen Schattierungen und abstrahlende Lichtreflexionen.
Je nachdem, wo wir uns befinden, führt das zu gänzlich verschiedenen, der Realität nachempfundenen Lichtstimmungen, die dank der hohen Weitsicht und hochwertigen Texturen auch hervorragend zur Geltung kommen:
Verblüffend ist auch die Partikelsimulation, die dicke Nebelschwaden in Tälern erzeugt:
Reflexionen nehmen darüber hinaus eine große Rolle im Spiel ein, nahezu alle Materialien überblenden bei direkter Lichteinstrahlung die Umgebung, was den minimalistischen Formen schicke Akzente verleiht:
Mit Schatten tut sich der Bethesda-Titel hingegen arg schwer. Viele Objekte in der Umgebung werfen dynamische Schatten, häufig fehlen sie aber auch an etlichen Stellen, weswegen ein durchweg blasser Gesamteindruck entsteht.
Zum Beispiel bei diesen Bäumen, bei denen jedes Blatt viel zu saftig grün aus der Umgebung heraussticht:
Oder dieser unterirdische Wartungsbereich, in dem eigentlich jede Menge Schatten geworfen werden sollten, aber nur wenige zu sehen sind:
Und auch bei Nacht werden die mangelnden Schattierungen sehr deutlich. Beispielsweise wenn Hochhäuser eigentlich keinerlei direktem Mondlicht oder künstlichen Leuchtstrahlern ausgesetzt sind, aber dennoch viel zu hell aus der Umgebung ragen:
Kurzum: Starfield fehlen an vielen Stellen Schattierungen. Deswegen entstehen immer wieder blasse sowie kontrastarme Szenen, die dem eigentlich mächtigen, weil sehr realistischen Beleuchtungskonzept ein wenig von seiner Strahlkraft rauben.
Gesichtsanimationen zum Fremdschämen
Über eine zu blasse Ausleuchtung kann man wohl noch am ehesten hinwegsehen, kritischer wird es jedoch bei den leblosen Gesichtern von Nebencharakteren und ihren stocksteifen Animationen.
Hier wird der Ballast, den Bethesdas hauseigene Creation Engine mitbringt, am ehesten deutlich. Die Fortschritte seit Fallout 4 (das immerhin schon acht Jahre alt ist) sind marginal, was zum Beispiel an der unangenehm anzusehenden Muskelakrobatik in den Gesichtern von NPCs deutlich wird:
Gesichtsregungen verändern sich sprungartig und auch die Modelle werden nicht gut ausgeleuchtet. Eintreffendes Licht verteilt sich oft komplett unrealistisch über der Haut und verleiht einen wachsartigen, einfarbigen Glanz:
Wenn dann noch der Augenstand nicht wirklich passt, wird es regelrecht gruselig:
Das schaut nicht nur gemessen an heutigen AAA-Standards wirklich unschön aus, sondern ist im Zusammenspiel mit der fehlenden Lippensynchronität ein riesiger Immersionsbruch.
Schaut euch doch nur einmal diese Unterhaltung an, in der unser Geldgeber Walter sekundenlang weiterquasselt, während sich seine Lippen schon gar nicht mehr bewegen:
Der technische Ballast aus der Vergangenheit hat auch spielerische Konsequenzen
Von seinen Altlasten kommt Bethesdas hauseigene Creation Engine trotz des hohen Detailgrads, der dynamischen Beleuchtung und seiner schieren Größe nicht weg.
Wobei Starfield bei Letzterem auch ganz schön mogelt: Das Technik-Fundament des Sci-Fi-Rollenspiels erlaubt nur eingeschränkte Levelgrößen, weshalb die Reise durchs All ständig von sekundenlangen Ladezeiten unterbrochen wird.
Auch können wir nicht komplett frei mit unserem Raumschiff über Planeten und Monde flitzen, so wie es in No Man's Sky, Elite Dangerous: Odyssey oder Star Citizen der Fall ist. Dadurch geht viel Flair bei der Erkundung des Weltraums flöten!
Mehr darüber, wie Starfield seine Planeten strukturiert, findet ihr hier:
Meinung der Redaktion
Was sagt ihr zur Grafik von Starfield? Gefällt sie euch oder seid ihr eher enttäuscht?
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