Starfield im Tech-Check: 300 Jahre in die Zukunft – aber trotzdem nicht Up-To-Date

Im Sci-Fi-Rollenspiel hebt Bethesda mit großen Ambitionen Richtung Weltraum ab – stilsicher, ohne gravierende Probleme, aber auch mit angestaubter Technik.

Der Blick wandert 300 Jahre in die Zukunft, viele Emotionen entlockt das unserem Hauptcharakter aber nicht. Der Blick wandert 300 Jahre in die Zukunft, viele Emotionen entlockt das unserem Hauptcharakter aber nicht.

Kein Ödland, keine Fantasy-Region – In Starfield lässt uns Bethesda die (scheinbar) unendlichen Weiten des Weltalls erkunden. Aber wurde das technisch auch gut umgesetzt? Wir sind nach vielen Stunden im Sci-Fi-RPG zwiegespalten. Ja, der Titel läuft rund, ist riesig und kommt mit einem äußerst schicken Look, fortwährend werden wir aber an vergange Bethesda-Tage erinnert, die nicht immer glorreich waren.

Transparenzhinweis:

Unsere Framerate-Messungen beziehen sich auf Version 1.7 von Starfield, also dem Day One-Patch. Unsere Bilder wurden ebenfalls zum Großteil mit Version 1.7 angefertigt, optische Unterschiede zur zuvor installierten Version 1.6 bestehen unserer Auffassung nach nicht. Außerdem beschränken wir uns in diesem Special rein auf die Xbox Series X-Fassung.

So stabil ist die Framerate von Starfield

Bereits im Vorfeld zog Starfield eher unrühmliche Aufmerksamkeit auf sich. Bethesda legte sich im Vorfeld auf eine Framerate von 30 fps fest, einen flüssigeren Leistungsmodus mit 60 fps gibt es nicht.

Als Grund gaben die Entwickler*innen ein hohes Maß an Konsistenz an. Sprich: Starfield soll so wenig wie möglich ruckeln, selbst in anspruchsvollen Szenen sollen keine Framedrops auftreten.

Dieses Versprechen löst der Titel auch nahezu durchweg ein! Es spielt keine Rolle, ob wir gerade einen Planeten erkunden, uns Dogfights mit gegnerischen Raumschiffen liefern oder unsere Waren in einer der größeren Kolonien verkaufen.

Zum Großteil verharrt die Nadel auf dem Framerate-Tacho bei 30 fps:

Starfield im Framerate-Check: So läuft das Sci-Fi-RPG auf der Xbox Series X Video starten 2:02 Starfield im Framerate-Check: So läuft das Sci-Fi-RPG auf der Xbox Series X

Aber einhundertprozentig perfekt ist die Bildwiederholrate nicht. So kann es unter anderem in Kämpfen mit vielen Gegnern zu kürzeren Slowdowns kommen und dann wären da ja noch die Städte.

Flitzt ihr im Vollsprint über das pompöse Oberdeck von New Atlantis oder durch die staubigen Gassen von Akila City, kommt Starfield kurzweilig ins Stottern, was wir vor allem mit dem Nachladen von Assets in Verbindung bringen.

Also mit Passanten, Texturen und zur Umgebung gehörigen Objekten wie Laternen, Parkbänken oder Gebäuden, die in den Speicher geschoben werden.

Vor allem in New Atlantis und Akila City bekommt die Framerate von Starfield immer wieder mal Schluckauf. Vor allem in New Atlantis und Akila City bekommt die Framerate von Starfield immer wieder mal Schluckauf.

Ebenso könnten die Einwohner*innen der futuristischen Ortschaften und ihre KI-Routinen eine Rolle spielen. Es sind viele Leute unterwegs und sie müssen sich ja irgendwie orientieren und ihrem Tagewerk nachgehen:

Ganz schön was los! Ärgerlich nur, dass sich Kleidung und Gesichter stark ähneln – zumindest, wenn ihr euch länger an einem Ort aufhaltet. Ganz schön was los! Ärgerlich nur, dass sich Kleidung und Gesichter stark ähneln – zumindest, wenn ihr euch länger an einem Ort aufhaltet.

Starfield könnte mit seinen Prozessor-intensiven Mechaniken ein ähnliches Problem haben, wie auch Baldur’s Gate 3 im dritten Akt.

In dem Classic-RPG reichten selbst geringfügige Bewegungen des Spielcharakters aus, um tonnenweise NPC- und Physik-Simulationen auszulösen und die Framerate auf deutlich unter 60 fps zu drücken.

Wir berichteten:

30 fps sind also eine logische Entscheidung auf Xbox Series X und S, für CPU-intensive Aufgaben dürfte es den Prozessoren der aktuellen Konsolen aller Voraussicht nach schlicht an Power fehlen.

Starfield berechnet sogar für jeden Himmelskörpern einzeln die Schwerkraft sowie ihre Auswirkungen auf Granaten oder unsere Sprünge. Das kostet eben Leistung!

Hohe Bildschärfe, aber auch ein paar Schwächen

Die Auflösung von Starfield rangiert bei unseren Zählungen ungefähr in einem Bereich von 1440p. Damit sieht das Weltall-RPG ziemlich scharf aus, selbst auf großer Distanz bleibt Schrift noch gut lesbar:

Sogar die unterstehenden Zeilen ("New Atlantis Transit" und "United Colonies Security & Safety") sind noch gut zu erkennen, obwohl sie weit entfernt dargestellt werden.

Um für ein ansprechendes 4K-Bild zu sorgen, kommt als Skalierungsverfahren AMDs FidelityFX Super Resolution 2 (kurz FSR 2) zum Einsatz und das wurde richtig gut implementiert.

Typische Ghosting-Artefakte sind uns zum Beispiel kaum aufgefallen, eigentlich nur diese Dopplung der Silhouette unseres Spielcharakters:

Zudem neigt Starfield dazu, an schmalen Metallkanten zu flimmern. Feingliedrige Bildelemente wie dieses Gitter verpixeln also und stören dann die ansonsten sehr saubere Bildausgabe:

Bei diesem Gitter verschwinden hin und wieder die Streben und tauchen kurz danach wieder auf. Es flackert also permanent. Bei diesem Gitter verschwinden hin und wieder die Streben und tauchen kurz danach wieder auf. Es flackert also permanent.

Außerdem scheinen Kontraste eine große Rolle zu spielen. Sind die nicht gegeben, dann wird es deutlich unschärfer.

Zum Beispiel ist in diesem Bild die Glasscheibe mit dem weißen Text im Gegensatz zur ansonsten scharfen Umgebung sehr verwaschen:

Im eingekreisten Bereich sollte eigentlich "New Transit" zu lesen sein. Um den Schriftzug zu erkennen, müssen wir uns aber sehr nah heran bewegen. Sobald Kontraste fehlen, wird es gern einmal unscharf.

Ziemlich nervig, aber zum Glück ist der einzigartige Look von Starfield stark genug, um über die Schwächen bei der Bildschärfe hinwegzutäuschen.

Solch eine Spielwelt haben wir bislang nirgendwo gesehen!

Wie auch schon die Fallout-Reihe setzt Starfield voll auf Retrofuturismus. Kurzgesagt handelt es sich dabei um eine Stilrichtung, die aus unserer heutigen Sicht heraus beschreibt, wie sich Menschen aus vergangenen Epochen die Zukunft vorgestellt haben.

Für Starfield bedeutet das: Lampen und Wanddekorationen haben einen gewaltigen 60s- und 70s-Touch, Computer und Laptops verströmen jede Menge 80s-Vibe.

Bei der Inneneinrichtung vieler Gebäude und deren detailreiche Modellierung geht daher sicherlich jedem post-modernen Interieur-Designer das Herz auf. Hier ein paar Beispiele dafür:

Foyer Schon der Eingang des Wohnblocks ist echt schnieke.

Wohnung Not bad, not bad...

Schlafzimmer Okay, ich will hier einziehen!

Beim Besichtigen der Raumschiffe springen uns dann die Referenzen an 80er-Sci-Fi-Filme wie Alien entgegen:

Hier könnte auch ein Xenomorph sitzen und genüsslich einen Space-Kaffee schlürfen. Hier könnte auch ein Xenomorph sitzen und genüsslich einen Space-Kaffee schlürfen.

Bethesda bezeichnet den Look von Starfield als "NASA-Punk" – eine stark stilisierte Version des in den Spätsechzigern und Siebzigern von der US-Raumfahrtbehörde verwendeten Designs, mit seinem dominanten Weiß, den abgerundeten Formen und den zahlreichen Knöpfen, Drehschaltern und Reglern.

Wir können dazu eigentlich nicht viel mehr sagen als: Wow! Funktioniert das gut!

Das ganze Starfield-Universum wirkt wie aus einem Guss und unterwirft sich der außergewöhnlichen Ästhetik. Von den Schießeisen, über Roboter bis hin zur Blumenvase – alles passt perfekt zueinander.

Licht und Schatten liegen miteinander im Clinch

Ein weiteres elementares Grafik-Feature ist die dynamische Beleuchtung von Starfield, die sich auf die gesamte Spielwelt bezieht. Monde und Sonnen beeinflussen die Farbgebung auf einem Gestirn sowie dessen Schattierungen und abstrahlende Lichtreflexionen.

Je nachdem, wo wir uns befinden, führt das zu gänzlich verschiedenen, der Realität nachempfundenen Lichtstimmungen, die dank der hohen Weitsicht und hochwertigen Texturen auch hervorragend zur Geltung kommen:

Planet 1 Je nach Atmosphärenbeschaffenheit und der Farbe des nächsten Sterns kann ein Planet in knalligem Orange erstrahlen.

Planet 2 Oder einen Grünstich aufweisen.

Mond Monde sind hingegen trotz direkter Lichteinstrahlung in einen finsteren Nachthimmel gehüllt.

Verblüffend ist auch die Partikelsimulation, die dicke Nebelschwaden in Tälern erzeugt:

Panoramen sind aufgrund der dichten Nebelfelder atemberaubend. Panoramen sind aufgrund der dichten Nebelfelder atemberaubend.

Reflexionen nehmen darüber hinaus eine große Rolle im Spiel ein, nahezu alle Materialien überblenden bei direkter Lichteinstrahlung die Umgebung, was den minimalistischen Formen schicke Akzente verleiht:

In Starfield reflektiert einfach alles: Stühle, Holzböden, Theken, Leder, völlig egal. Das Spiel kennt keine matten Oberflächen, was aber auch zum Stil passt. In Starfield reflektiert einfach alles: Stühle, Holzböden, Theken, Leder, völlig egal. Das Spiel kennt keine matten Oberflächen, was aber auch zum Stil passt.

Mit Schatten tut sich der Bethesda-Titel hingegen arg schwer. Viele Objekte in der Umgebung werfen dynamische Schatten, häufig fehlen sie aber auch an etlichen Stellen, weswegen ein durchweg blasser Gesamteindruck entsteht.

Zum Beispiel bei diesen Bäumen, bei denen jedes Blatt viel zu saftig grün aus der Umgebung heraussticht:

Die Vegetation wird häufig einfarbig dargestellt, dadurch fehlt es an Tiefe. Die Vegetation wird häufig einfarbig dargestellt, dadurch fehlt es an Tiefe.

Oder dieser unterirdische Wartungsbereich, in dem eigentlich jede Menge Schatten geworfen werden sollten, aber nur wenige zu sehen sind:

Hier sind nur an den Außenbereichen ein paar Lampen angebracht, der Raum ist aber nahezu gleichförmig hell. Hier sind nur an den Außenbereichen ein paar Lampen angebracht, der Raum ist aber nahezu gleichförmig hell.

Und auch bei Nacht werden die mangelnden Schattierungen sehr deutlich. Beispielsweise wenn Hochhäuser eigentlich keinerlei direktem Mondlicht oder künstlichen Leuchtstrahlern ausgesetzt sind, aber dennoch viel zu hell aus der Umgebung ragen:

Der Gebirgszug ist farblich gleichbleibend grau, genau wie die Gebäude im Hintergrund. Schattierungen sind selbst bei Nacht kaum zu finden, wodurch die Spielwelt ausblasst. Der Gebirgszug ist farblich gleichbleibend grau, genau wie die Gebäude im Hintergrund. Schattierungen sind selbst bei Nacht kaum zu finden, wodurch die Spielwelt ausblasst.

Kurzum: Starfield fehlen an vielen Stellen Schattierungen. Deswegen entstehen immer wieder blasse sowie kontrastarme Szenen, die dem eigentlich mächtigen, weil sehr realistischen Beleuchtungskonzept ein wenig von seiner Strahlkraft rauben.

Gesichtsanimationen zum Fremdschämen

Über eine zu blasse Ausleuchtung kann man wohl noch am ehesten hinwegsehen, kritischer wird es jedoch bei den leblosen Gesichtern von Nebencharakteren und ihren stocksteifen Animationen.

Hier wird der Ballast, den Bethesdas hauseigene Creation Engine mitbringt, am ehesten deutlich. Die Fortschritte seit Fallout 4 (das immerhin schon acht Jahre alt ist) sind marginal, was zum Beispiel an der unangenehm anzusehenden Muskelakrobatik in den Gesichtern von NPCs deutlich wird:

Quizfrage: Welcher Gesichtsausdruck wird gerade gezeigt? Genau! Zustimmung! So sieht Zustimmung aus! Oder!? Quizfrage: Welcher Gesichtsausdruck wird gerade gezeigt? Genau! Zustimmung! So sieht Zustimmung aus! Oder!?

Gesichtsregungen verändern sich sprungartig und auch die Modelle werden nicht gut ausgeleuchtet. Eintreffendes Licht verteilt sich oft komplett unrealistisch über der Haut und verleiht einen wachsartigen, einfarbigen Glanz:

Selbst händisch ausmodellierte NPCs driften schnell in einen unrealistischen Wachs-Look ab, wenn die Beleuchtung nicht optimal passt. Selbst händisch ausmodellierte NPCs driften schnell in einen unrealistischen Wachs-Look ab, wenn die Beleuchtung nicht optimal passt.

Wenn dann noch der Augenstand nicht wirklich passt, wird es regelrecht gruselig:

Jeder Bethesda-Fan wenn du sagst, dass dir Fallout 76 besser als Teil 4 gefällt. Jeder Bethesda-Fan wenn du sagst, dass dir Fallout 76 besser als Teil 4 gefällt.

Das schaut nicht nur gemessen an heutigen AAA-Standards wirklich unschön aus, sondern ist im Zusammenspiel mit der fehlenden Lippensynchronität ein riesiger Immersionsbruch.

Schaut euch doch nur einmal diese Unterhaltung an, in der unser Geldgeber Walter sekundenlang weiterquasselt, während sich seine Lippen schon gar nicht mehr bewegen:

Starfield ist mit deutscher Sprachausgabe alles andere als lippensynchron Video starten 0:08 Starfield ist mit deutscher Sprachausgabe alles andere als lippensynchron

Der technische Ballast aus der Vergangenheit hat auch spielerische Konsequenzen

Von seinen Altlasten kommt Bethesdas hauseigene Creation Engine trotz des hohen Detailgrads, der dynamischen Beleuchtung und seiner schieren Größe nicht weg.

Wobei Starfield bei Letzterem auch ganz schön mogelt: Das Technik-Fundament des Sci-Fi-Rollenspiels erlaubt nur eingeschränkte Levelgrößen, weshalb die Reise durchs All ständig von sekundenlangen Ladezeiten unterbrochen wird.

Auch können wir nicht komplett frei mit unserem Raumschiff über Planeten und Monde flitzen, so wie es in No Man's Sky, Elite Dangerous: Odyssey oder Star Citizen der Fall ist. Dadurch geht viel Flair bei der Erkundung des Weltraums flöten!

Mehr darüber, wie Starfield seine Planeten strukturiert, findet ihr hier:

Meinung der Redaktion

Chris Werian
Chris Werian

Ich beneide meinen GamePro-Kollegen Dennis und auch GameStar-Tester Peter keineswegs darum, unter Starfield ein Fazit zu setzen, denn selbst auf technischer Ebene fällt es mir schwer, den Titel einzuordnen.

Der genial umgesetzte Retro-Look hat mich direkt in seinen Bann gezogen, im Zusammenspiel mit zahlreichen Details formt er eine authentische Spielwelt.

Häufig fühlte ich mich aber nicht wie in einem modernen Spiel – sei es aufgrund der veralteten Gesichtsanimationen oder den permanenten Ladezeiten, die eine nahtlose Spielerfahrung unmöglich machen.

Starfield befindet sich für mich also ein bisschen in der Schwebe. Im Großen und Ganzen ist das alles recht gut, was Bethesda macht – sei es die schiere Größe, Neuerungen wie die Raumkämpfe oder die dynamische Beleuchtung –  in vielen Punkten erbt das Spiel aber auch Altlasten aus Skyrim und Fallout 4.

Abgesehen von den technischen Mängeln, versteht sich. Lange Zeit ist es her, dass ein Bethesda-Spiel zum Launch ohne größere Bugs oder Performance-Probleme erschienen ist. Das kann auch ruhig so bleiben!

Für Starfield 2, Fallout 5 oder The Elder Scrolls 6 dürfen es dann aber auch gern bessere Animationen sein. Bitte! Bitte! Bitte!

Was sagt ihr zur Grafik von Starfield? Gefällt sie euch oder seid ihr eher enttäuscht?

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