Karl Fairburne ist einfach nicht kaputt zu kriegen. In Sniper Elite 4 geht der amerikanische Meisterschütze nun schon zum insgesamt fünften Mal auf Nazijagd - wenn man die skurrile Zombie Army Trilogy aus dem Jahr 2015 dazu zählt. Teil 4 vertraut auf das bewährte Konzept, garniert mit ein paar kleinen Neuerungen. Doch welche sind das und vor allem: Taugen die was? Wir hatten einen Monat vor Release die Möglichkeit, Sniper Elite 4 knapp zwei Stunden lang auszuprobieren.
Anschlag auf den Wunderwaffen-Wicht
Wir starten mit dem ersten Level der Solokampagne, in der es Fairburne nach Italien verschlägt. Die Achsenmächte sind von den Alliierten in Afrika (Schauplatz des dritten Teils) zurückgeschlagen worden, jetzt beginnt der Sturm auf Südeuropa. Die erste Mission beginnt allerdings noch relativ gemächlich. Auf der vorgelagerten fiktiven Insel San Celini müssen wir im Jahr 1943 den ebenfalls frei erfundenen Offizier Tobias Schmidt sowie mehrere seiner hochrangigen Untergebenen erledigen, die für eine neue Wunderwaffe der Nazis verantwortlich sind.
Die ideale Vorgehensweise ist gewohnt Sniper-typisch. Zunächst die Umgebung mit dem Fernglas ausspähen, umherschlendernde Wachen auf Knopfdruck markieren und dann nacheinander ausschalten. Geräuschquellen wie Tiefflieger können dabei unsere Schüsse übertönen, Timing ist also auch wieder gefragt. Außerdem können wir Fallen wie zum Beispiel Stolperdrähte verlegen und Feinde mit einem Steinwurf in bestimmte Richtungen locken.
Bewährt und doch anders
Schon beim kleinen Tutorial-Einstieg fühlt sich Sniper Elite 4 vertraut an, die Neuerungen des Titels fallen uns aber trotzdem sofort auf. Im Startgebiet (eine in die Küstenfelsen gehauene, verfallene Festung) testen wir zum Beispiel die neuen Kletterfähigkeiten von Karl Fairburne. Wir erklimmen eine Leiter, über uns patrouilliert ein deutscher Soldat. Als er in Reichweite kommt, ziehen wir den Burschen an seiner Uniform über die Kante - einer weniger. Kurz darauf machen wir uns ein weiteres neues Element zunutze.
Anders als in den Vorgängern können wir nämlich jetzt auch bestimmte Umgebungsobjekte mit Schüssen manipulieren. Zwei unvorsichtige Soldaten stehen unter einer Laderampe mit schweren Kisten, wir legen an, zielen und treffen mit einem präzisen Schuss die Halterung. Die herabfallenden Kisten zerschmettern unsere Feinde, wir können uns weiter unbehelligt unseren Weg durch den Level bahnen.
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Größere Jagdgebiete
Apropos Level: Die Einsatzgebiete fallen im Vergleich zu den Vorgängern deutlich größer aus, sind knapp drei bis viermal so ausladend wie noch in Sniper Elite 3. Hinter der Festung erstreckt sich eine riesige mediterrane Insellandschaft mit Felsenbögen, Sträuchern, Gebäuden, Höhenunterschieden und natürlich jeder Menge Feinde. Aufklärung ist nach wie vor das A und O, denn wer zu ungestüm durch die Levels hetzt, wird schnell erspäht und hat dann jede Menge Feindverstärkung an den Hacken. Beim Anspielen kommt uns die KI zwar recht knackig, aber nicht unbedingt verbessert vor.
Die Burschen merken zum Beispiel etwas schneller, wenn einer ihrer Kollegen nicht mehr da ist und gehen dann aktiv auf die Suche. Allerdings schlagen die Nazischergen bei einer Leichenentdeckung zwar Alarm, schon nach kurzer Zeit beruhigt sich die Situation aber wieder. Als wirklich nützlich erweist sich bei unserer Anspielsession das hohe Gestrüpp. Darin sind wir nämlich fast unsichtbar und können vorbeilaufende Gegner schnell erledigen. Wenn wir dagegen die Scharfschützenflinte auspacken, wird es derbe, denn die X-Ray-Cam, die besondere Treffer und deren zerstörerische Auswirkungen auf die Körper unserer Feinde im Detail zeigt (Hodenschuss!), darf natürlich auch nicht fehlen.
Auf Wunsch auch schallgedämpft
So tasten wir uns nach und nach weiter über die Insel, schalten Wachen aus und untersuchen leergeballerte Camps. Nützlich: Auf der Übersichtskarte werden die Bereiche markiert, in denen sich unsere Ziele aufhalten. Noch praktischer ist da fast nur die schallgedämpfte Munition, ebenfalls eine Neuerung von Sniper Elite 4. Sammeln wir die ein, machen wir zwei bis drei Magazine lang beim Schießen keinen Krach. Aufpassen müssen wir dennoch - auf Sichtachsen der Gegner zum Beispiel. Werden wir doch einmal entdeckt, bleibt meist nur die Flucht, der Wechsel zur durchschlagskräftigen, aber viel zu lauten Maschinenpistole empfiehlt sich nur in Ausnahmefällen.
Was uns zudem auffällt: Schon beim ersten Durchgang entdecken wir lohnende Ziele für einen zweiten Durchgang, es gibt zum Beispiel Nebenmissionen (im Fall des ersten Kapitels etwa »Zerstöre drei Kameras«), an mehreren Stellen entdecken wir zudem Sammelgegenstände: In einer Baracke liegt beispielsweise ein Geheimdokument herum. Wir konzentrieren uns allerdings auf den bösen Waffenarchitekten Schmidt, der etwa eine Viertelstunde später mit einem Loch im Kopf tot am Boden liegt. Mission erfüllt.
Horde-Modus mit kleinem Kniff
Unseren zweiten Durchgang spielen wir im Koop, die Kampagne von Sniper Elite 4 kann nämlich auch mit bis zu zwei Spielern angegangen werden. Hier empfiehlt sich direkt eine höhere Schwierigkeitsstufe, die das Ganze noch etwas kniffliger macht - zum Beispiel mit reduzierter Gesundheit für unsere Scharfschützen oder fehlenden Markierungen für unsere Geschosse. Komplett neu für die Serie ist der Survival-Modus, in dem wir zwölf immer stärker werdende Nazi-Gegnerwellen abwehren müssen. Uns entfleucht schon ein leichtes Gähnen, da erfahren wir, dass es beim Sniper-Survival eine kleine Besonderheit gibt.
Auf der Karte finden wir einen sogenannten Capture Point, an dem wir nach einer überstandenen Welle bequem aufmunitionieren können. Wenn die Gegner diesen Punkt allerdings überrennen, gibt es diese Option nicht mehr, und wir müssen mühsam die Uniformtaschen gefallener Gegner durchsuchen. Das sorgt beim anschließenden Probespiel tatsächlich für etwas Abwechslung und Nervenkitzel, zumal der Capture Point nach jeder dritten Welle an eine andere Position wandert. Wir kommen bis Welle 8, bevor uns ein Tiger-Panzer in unserem Versteck mit einem gezielten Schuss den Garaus macht. Der Wellenmodus spielt sich zwar alles in allem recht generisch, macht in der Gruppe aber trotzdem Laune.
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Kein Technik-Meisterschuss
Technisch macht die von uns gespielte Version dagegen noch einen recht durchwachsenen Eindruck. Wir beobachten zum Beispiel etliche Clipping-Fehler, es gibt vereinzelte Bugs (Waffen können nicht aufgenommen werden), und die prinzipiell recht ansehnliche Insellandschaft von San Celini hat mit schweren Kantenflimmer-Attacken zu kämpfen. Zwar erklärt man uns beschwichtigend, dass die Version schon knapp zwei Monate alt ist, wir können uns aber trotzdem nicht vorstellen, dass Sniper Elite 4 zum Release Mitte Februar ein echtes Technik-Brett wird. Aber dafür war die Serie ohnehin noch nie bekannt. Was zählt, ist das Scharfschützen-Gameplay. Und das wird aller Voraussicht nach auch bei Teil 4 wieder stimmen.
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