Mit Meilensteinen wie Super Mario World, Zelda: A Link to the Past, Donkey Kong Country, Chrono Trigger und Super Metroid hat sich der Super Nintendo in der Videospielhistorie verewigt. Aufgrund ihrer enormen Hit-Dichte ist die Konsole bis heute äußerst beliebt und das, obwohl die originale Hardware eigentlich ein riesiges Problem hat, das erst jetzt gefixt werden konnte.
Unscharfe Bildausgabe ist ein Hardware-Fehler
Für eine 2D-Konsole ist die Grafik des Super Nintendo leider nicht sonderlich scharf oder anders gesagt: Unschärfer als sie eigentlich sein müsste. Denn die am weitesten verbreitete Revision, die von 1990 bis 1995 produziert wurde, hat einen gravierenden Hardware-Fehler.
Auf ihrer Platine befinden sich drei Chips, jeweils zwei Chips für die Erstellung der Bildausgabe (Picture Processing Unit, kurz PPU) sowie eine CPU, die sämtliche Spieleberechnungen durchführt. Bei der Programmierung von 'PPU2' scheint jedoch etwas schiefgelaufen zu sein.
Die Timings bei der Erstellung des analogen Videosignals hinken nämlichen der der ersten PPU hinterher, Farben werden beim Zeichnen von links nach rechts in der Folge verzerrt. Dadurch entsteht ein Wisch-Effekt in der fertigen Bildausgabe, wie ihr hier im Bild sehen könnt:
Das Verwischen lässt die Bildausgabe sehr unscharf wirken und verschlechtert die schicke Pixel-Grafik des Super Nintendo massiv.
Nintendo hat erst spät nachgebessert: Gegen Ende des SNES-Lebenszyklus erschien eine '1CHIP'-Revision, die die drei Chips zu einem kombinierte, wodurch die Bildausgabe deutlich schärfer wurde, da alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind.
Allerdings war auch sie nicht gänzlich fehlerfrei, da elektrische Interferenzen zu Bildartefakten wie falsch gerenderten Pixeln am Bildschirmrand, übertriebener Helligkeit und Ghosting-Artefakten führten.
Aus einem furchtbaren Composite-Bild wird ein erstklassiges RGB-Signal
Wenn ihr, wie sicherlich die meisten SNES-Besitzer*innen, damals auf einem Röhrenfernseher mit Composite-Kabel gezockt habt, dann habt ihr die unnötige Unschärfe des am weitesten verbreiteten Modells sicherlich kaum bemerkt.
Schließlich ist die Bildausgabe von Composite-Signalen grundsätzlich sehr weich im Vergleich zu hochwertigeren Standards wie S-Video oder RGB.
Mit modernen Skalierern wie dem RetroTink 4K oder dem Open Source Scan Converter (OSSC) fällt eine unscharfe Bildquelle jedoch direkt ins Auge, da die Geräte 2D-Spiele problemlos auf Full HD oder gar 4K mit einer immensen Schärfe ziehen können.
Beim '3CHIP'-SNES ist das jedoch nicht der Fall, weshalb sich viele Fans um eine Verbesserung des Video-Signals bemüht haben – mit dem ultrakomplizierten Umlöten von elektrischen Leitungen, verringerten elektrischen Ladungen oder sogar dem Umbau der PPU selbst.
Eine einfache Lösung war nicht in Sicht, bis der Nintendo-Modder Voultar eine Möglichkeit entdeckte, der zweiten PPU Feuer unter dem Hintern zu machen.
Mit einer zusätzlichen, Scheckkarten-großen Platine konnte er die Timings von PPU2 an die erste angleichen und somit den Wischeffekt des SNES endlich vollständig beseitigen.
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Wird nach der PPU-Modifikation (Edge Enhancer genannt) noch der RGB-Encoder umgangen, der das Bildsignal für Composite-Kabel zurechtstutzt, gibt die 33 Jahre alte Konsole ein exzellentes, störungsfreies RGB-Signal aus.
Das sieht dann auch mit modernen Skalierern gestochen scharf auf HD-Fernsehern aus. Wie gut genau, hat der Youtuber My Life in Gaming in einem Video zusammengefasst:
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Eine bahnbrechende Neuerung, die aber nicht ganz simpel ist
Voultar ist der erste Modder, der ein optimales Bild aus dem SNES herausholt: Frei von der Unschärfe des 3CHIP-Designs und ohne die Störungen des späteren 1CHIP-Modells. Außerdem ist die von ihm entworfene Platine kostengünstig in der Fertigung.
Es sind jedoch einige Lötkenntnisse gefragt, weshalb ein Umbau bei einem Profi um die 100 bis 200 Euro kosten kann.
Das ist immer noch vergleichsweise günstig, vor allem wenn euer Herz noch an der alten Hardware hängt und ihr lieber auf den originalen Konsolen als auf Emulatoren wie bei der Nintendo Switch oder dem SNES Mini Classic zockt, könnte einige Spieler*innen aber auch abschrecken.
Unsere Retro-Fans innerhalb der Redaktion sind jedenfalls schon Feuer und Flamme, da klassische Nintendo-Konsolen stets für ein paar Probleme auf modernen Fernsehern sorgen. Mit der einigermaßen bezahlbaren Mod könnten wir immerhin den SNES von der Liste streichen.
Zockt ihr noch auf Retro-Nintendo-Konsolen? Was ist für euch der Beweggrund dafür? Falls ihr keine mehr besitzt: Würdet ihr gern mal wieder auf originaler Hardware zocken?
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