Konami scheint große Pläne mit dem lange vernachlässigten Silent Hill-Franchise zu haben. Ein komplett neuer Teil, einige kleinere Projekte und ein Remake von Silent Hill 2 sollen sich in Arbeit befinden.
Vor allem Letzteres lässt mich aufhorchen, denn der Titel gilt noch immer als eines der einprägsamsten Horror-Spiele aller Zeiten, mit einer packenden Atmosphäre und einer emotionalen Geschichte, die ihresgleichen suchen. Eine Neuauflage benötigt viel Fingerspitzengefühl und ein Verständnis für das Subtile. Alles Dinge, die das vermeintliche Entwicklerstudio hinter dem Projekt meiner Meinung nach bisher vermissen lässt.
Bloober will kreative Freiheit und das macht mir Angst
Nur um die Situation noch einmal klarzustellen: Silent Hill 2 Remake ist nicht offiziell, und entsprechend ist auch Bloober Team als das Entwicklerstudio nicht bestätigt. Allerdings weist sehr viel darauf hin. Im letzten Jahr kündigte Konami eine Zusammenarbeit mit dem polnischen Studio an, und schon damals dachten alle sofort an Silent Hill. Das scheint sich nun zu bewahrheiten, denn ein klares Dementi kommt nach dem Leak weder von Konami, noch von Bloober.
Das sagt Bloober zu den Gerüchten: In einem Interview mit IGN äußerte sich Bloober-Chef Piotr Babieno indirekt zu dem Projekt. Vorerst könne man nichts verraten, so Babieno, doch so bald wie möglich wolle man das neue Spiel des Teams enthüllen. Vorerst könne er nur sagen, dass es sich bei dem Projekt um die IP eines anderen Unternehmens handle, die einen dicken Bloober-Anstrich bekommen soll:
In einem Gefängnis kannst du nicht fliegen. Deshalb wollen wir wir nur solche Spiele entwickeln, bei denen wir das Gefühl haben, es handelt sich um einen Titel von Bloober Team, nicht um den von anderen. Selbst bei diesem Projekt, über das wir nicht sprechen können, wird es sich um ein echtes Bloober-Spiel handeln.
Lieber Horror-Gott, lass diesen heiligen Kelch an Bloober vorübergehen
Konami muss outsourcen: Konami hat das Problem, dass in den letzten Jahren kaum noch Spiele von eigenen Studios entwickelt wurden. Zwar hält der Publisher große Marken in der Hand, kann diese aber nicht mehr selbst umsetzen, und die ehemaligen Mitglieder von Team Silent sind ohnehin weit verstreut. Keiichiro Toyama arbeitet zum Beispiel an der Horror-Action Slitterhead:
Vermeintliche Expertise: Dass die Wahl für ein Remake von Silent Hill 2 auf Bloober fällt, scheint auf den ersten Blick sogar Sinn zu ergeben. Denn mit Layers of Fear, Blair Witch und The Medium hat das Studio in den letzten Jahren einige Horror-Spiele abgeliefert. Doch vor allem Letzteres hat mir endgültig gezeigt, dass Bloober in meinen Augen nicht versteht, was richtig guten Horror ausmacht. Alle genannten Spiele verlieren nämlich jeglichen Grusel-Faktor, sobald wir verstehen, wie das Uhrwerk hinter der Fassade tickt, denn immersives Gameplay, geschweige denn eine echte Gefahr für die Figuren, suchen wir vergeblich.
Dabei sind diese Fassaden meist sogar recht hübsch. In The Medium habe ich große Hoffnungen gesetzt, da es offensichtlich von Silent Hill inspiriert worden ist. Düstere Umgebungen, die Bekanntes mit Fantastischem vereinen, Tank-Controls, feste Kamerawinkel und Alltagsmenschen, die in den Wahnsinn getrieben werden. Das Spiel wirkt auf dem Papier wie ein (offenbar erfolgreiches) Bewerbungsschreiben für ein Silent Hill-Projekt. Doch all diese Versprechungen zerfallen schon nach kurzer Spielzeit in den Händen wie Staub.
Hier ein Beispiel für eine sicherlich interessante Idee, die in der Praxis belustigt, anstatt zu gruseln:
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Die fehlerhafte Bloober-Formel: Etwa bei der Hälfte von The Medium wurde mir klar, dass die Charaktere langweilig sind und sich kaum entwickeln – daran konnte auch das vorhersehbare Ende mit dem obligatorischen Twist nichts ändern. Schlimmer traf mich aber noch das Gameplay. Die meiste Zeit, etwa 90 Prozent des Spiels, kann Protagonistin Marianne nicht sterben und selbst wenn, handelt es sich um langweilige Schleich-Passagen, die keine Gänsehaut sondern rollende Augen verursachen.
So kann Horror einfach nicht funktionieren. Zu dem Genre gehört mehr als nur ansehnliche Umgebungen und gutes Monster-Design. Damit die richtige Stimmung aufkommt, braucht es Konflikte – sowohl bei den Charakteren als auch beim Gameplay, und beides ist bei Bloober fast immer nur an der Oberfläche vorhanden. Je tiefer ich gehe, umso klarer wird mir, dass dort nichts ist.
Aber Silent Hill 2 ist ein See, der uns umso mehr bietet, desto tiefer wir in ihn eintauchen. Silent Hill 2 von Bloober wäre für mich wie Pyramid Head in Silent Hill Homecoming: Reine Ästhetik und ein Abschied des subtilen Terrors, der die ersten drei Teile der Serie ausmacht. Es wäre ein auf eine Leinwand gepinselter See - ein Abbild ohne Tiefe.
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