Es gibt Menschen, die fordern sich in Pokémon Schwert & Schild heraus, indem sie nur mit einem Monster spielen. Andere sind auf der Suche nach Shinys und fahren hunderte Kilometer, um Eier auszubrüten. Ich habe mich an etwas festgebissen, was auf den ersten Blick ziemlich harmlos wirkte. Doch mein Plan, alle Pokusan-Formen zu entwickeln, trieb mich beinahe in den Wahnsinn.
Es fing alles ganz harmlos an. Nachdem ich mit dem Test für Pokémon: Schwert fertig war, wollte ich mich noch nicht von Galar verabschieden und suchte nach Beschäftigung. In einem Guide zu neuen Entwicklungsarten stieß ich auf die unterschiedlichen Formen, die Pokusan annehmen konnte. Dazu musste ich nur einem Hokumil ein Zucker-Item in die Hand geben und mich auf der Stelle drehen.
Ich hatte sogar eine Zuckerschleife im Inventar und ein Hokumil in der PC-Box. Freudig schnappte ich mir beide, drehte mich auf der Stelle und erhielt so mein erstes Pokusan in Vanille-Crème. Ich nahm es in mein Team auf und als ich sah, wie herzallerliebst es durch mein Camp watschelte, kam ich nicht umhin zu überlegen, wie wundervoll ein ganzes Camp voller Pokusan in verschiedenen Geschmacksrichtungen wäre.
Dazu müsste ich das Ganze nur noch acht weitere Male machen. Klang relativ einfach, so dachte ich anfangs. Die Pokusan sahen drollig aus, ich hatte die Anleitung selbst geschrieben, warum also nicht?
Oh, wie falsch ich damit lag.
Ganz und gar kein Zuckerschlecken
Denn wie sich herausstellte, gab es auf dem Weg zu den acht weiteren Sahnehäubchen zwei Probleme. Die Zucker-Items und die Hokumil. Die Zucker-Items liegen weder auf der Straße, noch gibt es sie in Läden zu kaufen.
Tatsächlich gibt es sie nur als Belohnung in den drei Kampf-Cafés von Galar, in denen wir einmal am Tag gegen den Besitzer antreten und dafür ein süßes Dessert erhalten. Eigentlich kein Problem. Nach meiner Rechnung bräuchte es nur drei Tage, und schon hätte ich meine neun Zucker-Items zusammen.
Oder auch nicht.
Denn nicht nach jedem Duell gibt es automatisch ein Zucker-Item. Auf jede Zuckerblume, -schleife oder ähnliches kamen bisweilen sechs andere, zwar süße, aber für meine Pokusan-Quest komplett nutzlose Items. So vergingen Tage, in denen ich immer wieder gegen die Café-Besitzer antrat, gewann, und doch zuckerlos das Weite suchen musste.
Wer hat das Sahne-Problem?
Ann-Kathrin hat eine Vorliebe für niedliches und tödliches. Kein Wunder also, dass sie auf der Suche nach Sahnepokémon über Leichen geht. Dass sie nicht mehr von den süßen Klecksen loskommt, hat sie wahrscheinlich ihrem ausgeprägten Sammeltrieb zu verdanken, der auch in Spielen wie Diablo dafür sorgt, dass jeder Dungeon bis in die letzte Ecke ausgekundschaftet werden muss.
Die Tage zogen sich hin, ich gewann mal eine Zuckerblume hier, mal eine Zuckerschleife da. Insgesamt war ich neun Tage Dauergast der Kampf-Cafés, bis ich alle Items zusammen hatte. Doch nun, war ich überzeugt, sei es endlich soweit für die Pokusan-Produktion. Nur noch ein paar Hokumils einsammeln und los geht's.
Natürlich war es nicht so einfach.
Krähen-Killer
Hokumils erscheinen außerhalb der Naturzone nur auf Route Vier, in den Kornfeldern zwischen Pikachus, Mauzis und Frizelbrizen. Allerdings spawnen sie nicht sichtbar, sondern nur in Zufallsbegegnungen. Das bedeutete, dass ich mich durch die Felder schlagen musste und so automatisch auch alle anderen Pokémon an den Hacken hatte. Und Hokumil spawnte nicht besonders oft.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als auf die Hokujagd zu gehen. Zusammen mit meinem Level 76 Krarmor war das vielleicht etwas unfair, und für die herumstehenden NPC muss ich ausgesehen haben wie eine Wahnsinnige, als ich mit einer Zwei-Meter-Krähe durch das Kornfeld pflügte.
Aber irgendwann war ich so genervt von den Galar-Mauzis, die immer erschienen, wenn ich ein Hokumil wollte, dass ich Krarmor wie einen Berserker mit "Bohrschnabel" auf alles losließ, was sich mir entgegen stellte.
Die Tage vergingen, November wurde zu Dezember, viele andere Spiele erschienen. Doch in meinem Feierabend ging es immer wieder in Kornfeld.
Wie das wohl auf den Pikachu-Fan wirkte, der mich auf Route Vier vor meinem Aufstieg zum Champion herausgefordert hatte? Damals hatten wir uns gut unterhalten. Eine Kampagne später sah er mich in einem Kornfeld stehen, das mit achtlos zurückgelassenen, bewusstlosen Körpern der Mauzis, Frizelbrize und Wollys übersät war, die sich mir in den Weg stellten.
Und ja, sogar der ein oder andere goldgelb gezackte Schweif eines Pikachus ragte zwischen den Ähren hervor. All diese Zerstörung; nur für Pokusan Matcha-Créme. War es das wirklich wert?
Einhundertprozentig.
Allererste Sahne
Denn mit jedem gefangenen Hokumil wuchs meine Pokusan-Sammlung, bis ich irgendwann genug zusammen hatte, um ein ganzes Camp mit ihnen zu füllen. Jetzt schlappen sie munter durch das Gras, spielen mit dem Federstab oder schnabulieren mit mir Curry. Sie wissen nichts von den zahllosen Mauzis, die ihnen den Weg ebneten, und das werden sie auch nie.
Und ich? Ich schaue ab und an zufrieden in mein Inventar, habe jedoch schon die nächste Herausforderung vor Augen: Die Fatalitees, die äußerst selten im Wirrscheinwald spawnen, existieren in einer Fälschungs- und einer sehr viel selteneren Originalform. Wenn das nicht nach einem Job für mich und mein Krarmor klingt...
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