Resident Evil 2 mutierte 2019 sowohl für Kritiker als auch für Spieler zu einem echten Highlight. Capcom war nicht nur eine der bis dato besten Neuveröffentlichungen gelungen, sondern eine regelrechte Blaupause dafür, wie das Remake eines 20 Jahre alten Spiels aussehen sollte.
Am 3. April erscheint nun Resident Evil 3 optisch und spielerisch aufpoliert samt Multiplayer-Part. Wer jedoch eine ähnliche Spielerfahrung erwartet, der könnte zum Release enttäuscht werden. Zum einen stand Resi 3 in Sachen Beliebtheit stets im Schatten seines Vorgängers und viele der großen Kritikpunkte von damals bleiben auch 2020 bestehen. Zum anderen weicht Teil 3 an vielen Punkten deutlich von den Stärken des Vorgängers ab, was ihm zum Verhängnis werden könnte.
Mehr Action, weniger Horror
Die Polizeistation in Resident Evil 2 war ein großer Horror-Spielplatz, der sich Stück für Stück öffnete und seine Schrecken preisgab. Gut zwei bis drei Stunden war ich im ersten Spieldurchgang hier gefangen. Für mich gibt es - abseits der USG Ishimura aus Dead Space - keinen weiteren Horror-Abschnitt, der vom Level-Design, der düsteren Atmosphäre und den motivierenden Rätseln an den Start von Resi 2 heranreicht. Was ich hier erlebte, ist für mich gleichbedeutend mit Horror in Videospielen.
In Resident Evil 3 stand und steht jedoch die Action weit mehr im Fokus und ersetzt zu großen Teilen den subtilen Grusel. Eine höhere Gegnerdichte, stärkere Waffen schon zu Beginn des Spiels und natürlich der Nemesis als stetiger Verfolger, sind nur ein paar der größten Unterschiede. Auch ist das Spiel deutlich kurzlebiger, schickt mich schneller von einem Areal ins andere. Die sind dabei allerdings deutlich kleiner.
Das Gefühl des Videospiel-Schauplatzes als eine Art zweites Zuhause, zu dem die Polizeistation durch freischaltbare Wege und motivierendes, da nicht redundantes Backtracking geworden ist, entsteht hier so gut wie nicht. Wie ein Tourist auf Weltreise wechsle ich zu oft das Land, um mich an einem Ort wirklich heimisch zu fühlen. Abwechslung in Form neuer Schauplätze ist natürlich per se nicht schlecht. Hat euch aber dieses Gefühl des immer vertrauter werdenden Orts in Resi 2 gefallen, dann könnten euch die schnellen Wechsel im Nachfolger stören.
Weniger Story, mehr Koop-Spaß
Während im Remake von Resident Evil 2 die teils unterschiedlichen Kampagnen von Leon und Claire samt B-Sides den Wiederspielwert enorm anhoben, erlebe ich Resi 3 lediglich aus der Perspektive von Jill Valentine. Eine zweite Perspektive und somit einen zwingenden Grund für einen zweiten Durchlauf, gibt es nicht. Zwar ruht im Vergleich zum ca. sechsstündigen Original die Hoffnung auf neuen Arealen, allerdings bestätigte Capcom Producer Peter Fabiano bereits im Interview, dass die Spielzeit in etwa gleich bleiben wird. Allzu viele Neuerungen und eine Länge jenseits der Acht-Stunden-Marke wären daher eine echte Überraschung.
Wer abseits von Speedrun-Versuchen, der Suche nach Sammelgegenständen und der Jagd nach Trophäen noch mehr aus dem Vollpreistitel herausholen möchte, der muss Gefallen an RE: Resistance finden. Dass der asymmetrische Multiplayer durchaus Spaß machen kann, konnte ich selbst in einem Hands-On ausprobieren.
Sollte der Koop-Modus aber nicht euren Geschmack treffen oder Capcom nicht für ausreichend Langzeitmotivation sorgen, bleibt nur eine knappe Kampagne ohne großen Wiederspielwert. Anders als in Teil 2 bietet Resident Evil 3 keine (Story-)Motivation für einen weiteren Trip durch Racoon City.
Die Sache mit dem Nemesis
Ganz ehrlich: Die kurzen, überaus intensiven Abschnitte mit dem Bulldozer auf zwei Beinen, Mr. X, haben mich in Resident Evil 2 nicht gestört. Die Begegnungen waren eine schöne Abwechslung zum atmosphärischen Horror und haben den Nervenkitzel nochmal deutlich gesteigert.
Wie ich nicht nur aus den Kommentaren der GamePro-Community, sondern auch vielerorts im Netz nachlesen konnte, empfanden viele Spieler den Tyrant jedoch als überaus nervig. Viele wollten lieber strategisch vorgehen, die Atmosphäre genießen und nicht im Vollsprint auf der Flucht durch die Gänge heizen. Absolut verständlich.
Das Problem ist nur, dass in Resi 3 exakt diese Passagen einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Wie ihr in meiner Preview nachlesen könnt, birgt der Nemesis eine stetige Gefahr, kann jederzeit durch die Wand brechen und euch das Leben zur Hölle machen. Er ist nicht nur deutlich agiler als Mr. X und kann beispielsweise springen, er verfügt auch über eine ganze Reihe vernichtender Angriffe und sogar Waffen, wie einen Flammenwerfer.
Zwar hab ich in meinen zwei Stunden mit Resi 3 die kurzen Nemesis-Abschnitte als gelungene Abwechslung empfunden, jedoch permanent in einzelnen Arealen das Fluchtgefühl bzw. die Gefahr durch den Nemesis im Nacken zu haben, das ist selbst mir zu viel des Guten. Ich bin daher selbst sehr gespannt, wie mich dieser Punkt abschließend in der finalen Version stört - oder eben nicht.
All das ist Geschmackssache
Doch wie immer gilt, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und es ist durchaus möglich, dass uns trotz erwähnter Änderungen im Vergleich zu Resi 2 eine gelungene Story-Kampagne bevorsteht. Ob uns jedoch ein Meisterwerk ähnlich Teil 2 erwartet, das darf nach der Anspielsession und mit Blick auf das wenig geliebte Original stark bezweifelt werden. Zu gering sind die spielerischen Unterschiede, zu schlecht ist der Stand innerhalb der Community.
Das Grundgerüst, basierend auf dem tollen Look der RE-Engine, steht. Die kleinen Komfortverbesserungen wie das angepasste Speichersystem, der Wegfall der statischen Kamera oder die fehlenden Türanimationen sind auch im Dreier-Remake vorhanden. Lediglich in puncto Gameplay kommt es ganz darauf an, ob ihr der Typ von Spieler seid, dem der Fokus auf kurzweilige Action und Koop-Spaß taugt oder ob es euch bei diesem Gedanken bezogen auf die Resident Evil-Reihe eher schaudert.
Schreibt mir gerne mal in die Kommentare, wie ihr das seht und wie hoch eure Vorfreude auf das Remake von Teil 3 ist.
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