Als das Remake von Resident Evil 2 angekündigt wurde, habe ich mir nicht viel dabei gedacht. Es schien einfach der logische nächste Schritt zu sein, nach den mehrfachen Neuauflagen des ersten Resident Evil-Teils nun auch den Rest des Zombie-Portfolios anzugehen und grafisch etwas nachzubessern.
Welche Qualitäten aber hinter dem Remake stecken, hat mich dann komplett überrascht.
Technisch auf höchstem Niveau
Mittlerweile macht es Capcom aber unmissverständlich: Hinter dem Resident Evil 2 von 2018 steckt mehr als nur ein Remake. Im Grunde bekommen wir hier einen neuen Hauptableger spendiert. Bei meiner Anspielgelegenheit im Rahmen der Tokyo Game Show habe ich das dem Comeback des Kult-Klassikers deutlich angesehen.
Es war schwer zu glauben, dass ich hier eigentlich ein Spiel erlebe, das so oder zumindest so ähnlich schon seit 20 Jahren existiert. Der neue schon bei Resident Evil 7 verwendete RE Engine liefert nämlich eine Spielerfahrung, die die oftmals albernen Wurzeln der Reihe mit der grafischen Finesse eines modernen Horror-Titels vereint.
Neue Grafik & neue Story
In der Demo, die ich anspielen konnte, knüpft die Handlung direkt an die Spielszenen aus der Gamescom-Fassung an. Claire Redfield trifft nach einem Bosskampf auf Sherry Birkin und muss kurz darauf mitansehen, wie das Mädchen vom zwielichtigen Polizei-Chef Brian Irons entführt wird. Schon hier ist zu sehen, wie umfangreich das Remake von Resident Evil 2 ausfällt, denn diese Szene gab es im Original nie zu sehen.
Obwohl die Neuauflage von Resident Evil 2 die grobe Hauptstory des Originals nacherzählt, wurde auch die Geschichte des Spiels überarbeitet.
Laut Producer Tsuyoshi Kanda wird es immer wieder Ereignisse und Storyelemente geben, die ergänzt wurden, um Geschichte wie Figuren komplexer zu gestalten. Dieser lobenswerte Ansatz führt dazu, dass die neue Resident Evil 2-Version kein bisschen angestaubt wirkt.
Lob auf die Unglaubwürdigkeit
Wer aber befürchtet, dass der kultige Charme der frühen Resident Evil-Spiele durch die komplette Überarbeitung von Grafik, Animation, Ton und sogar Story verloren geht, darf beruhigt sein. Das Remake von Resident Evil 2 steckt ebenso voller Old School-Grusel und B-Movie-Gefühlen wie schon vor zwei Jahrzehnten.
Durch den neuen grafischen Realismus wirkt so manches Konzept aus der Resident Evil-Formel bizarrer als je zuvor.
Am besten ist das an den Rätseln zu spüren. Die bestehen nämlich auch im Jahre 2018 noch daraus, seltsame Symbole an einer Steinstatue einzugeben, um Geheimgänge in einer verlassenen Polizeistation zu öffnen. Welcher Polizei-Chef sperrt die Türen zu seinem Büro voller ausgestopfter Exemplare bedrohter Tierarten nicht mit einem rosafarbenen Schlüssel in Herzform ab?
Resident Evil 2 fühlt sich nur noch bedingt nach brutalen Survival Horror an, vielmehr ist es ein spielbarer Escape Room, der die absurdesten Dinge von euch verlangt, um ans Ziel zu kommen. Jump Scares sei Dank erschrecke ich mich zwar doch noch immer mal wieder, doch echte Angst strahlt das Remake nicht aus. Es herrscht eher ein sympathischer Grusel, wie er auch von Dracula und Frankenstein ausgeht.
Blut, Gedärme & gute Laune
Das soll aber nicht bedeuten, dass das Remake von Resident Evil 2 nicht in der Lage ist, für Schockeffekte zu sorgen. Die gibt es dank der neuen Engine und dem Fokus auf Blut sowie Gore nämlich zuhauf.
So können wir den Zombies gezielt die Gliedmaßen wegschießen und sie somit außer Gefecht setzen. Und wer eine Leiche untersucht, die blutverschmiert an einem Schreibtisch lehnt, muss damit rechnen, dass ihr zerfetzer Unterkiefer aus dem Gesicht fällt.
Aber auch diese explizite Darstellung von Gewalt erreicht nie die Tiefen der Unmenschlichkeit. Diese Bilder verfolgen mich nicht im Schlaf und schüren nicht die Furcht, über den nächsten, schlecht ausgeleuchteten Flur zu schleichen.
Ganz im Gegenteil sogar - all die Gewalt und das Blut und die Zombies in Resident Evil 2 sind nicht tatsächlich gruselig, sie sind unglaublich komisch.
Und ich halte das für eine gute Sache, denn für mich war und ist Resident Evil schon lange nicht mehr wirklich furchteinflößend.
Selbst Resident Evil 7, das durch die First Person-Ansicht durchaus für Gänsehaut sorgen kann, ist im Kern eine abstruse Geschichte, die mit jeder Spielstunde immer wahnsinniger und unterhaltsamer wird. In Resident Evil 2 erreicht diese besondere Identität der Reihe für mich ihren Höhepunkt.
Früher war nicht alles besser
So sehr ich die meisten Designentscheidungen dieser frühen Resident Evil-Ära aber auch zu schätzen weiß, nicht alle Gameplayelemente von damals sind essenziell für das Spielgefühl.
Es ist ok, schon fast charmant, dass ich noch immer grüne Kräuter essen muss, um mich von Fleischwunden zu heilen. Aber das Herstellen von Kräuter-Kombinationen für zusätzliche Buffs ist noch immer holprig und dieses Mikromanagement passt nicht zum eigentlich simplen Kerngameplay.
Ähnliches gilt für das begrenzte Inventar. Neben den Waffen von Claire und Leon müssen auch die einzelnen Munitionstypen ihren Platz in den (zunächst) acht Felder großem Inventar finden. Selbst in meiner recht kurzen Zeit mit dem Spiel musste ich ständig Items wegwerfen, um Platz für Questgegenstände wie Schlüssel oder Amulette zu schaffen. Diese Momente wirken hinsichtlich Spielfluss wie Vollbremsen.
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