Die PlayStation 5 bereitet nicht nur potentiellen Käufern Kopfschmerzen. Glückliche Zocker, die ein Gerät ergattern konnten, weisen zunehmend auf Probleme hin, die die Freude über das neue Tech-Spielzeug trüben. Einige davon sind geringfügig und lassen sich bei einem Konsolen-Launch nicht vermeiden. Andere wiederum zeugen von Design- bzw. Hardware-Mängeln, die schwerwiegend genug sind, um die Frage nach einer zweiten Modellreihe aufkommen zu lassen.
Ein lauter Lüfter ist kein Weltuntergang, zu heißer RAM schon eher
In einem vorangegangenen Hardware-Special wiesen wir darauf hin, dass minimale Unterschiede zwischen einzelnen PS5-Variationen getrost ignoriert werden können, da sie keinerlei Einfluss auf das Spielvergnügen nehmen. Elektrische Vibrationen sind bei einem normalen Sitzabstand von 2 Metern nicht mehr zu vernehmen, die beiden am häufigsten verbauten Lüfter trennen 4 Dezibel voneinander. Zudem sind beide Störfaktoren keine Indikatoren für einen möglichen Defekt des gesamten Geräts.
Die Hitze innerhalb der RAM-Module bereitet mir viel mehr Sorgen: Mit fast 95°C kratzt die Außentemperatur mehrerer RAM-Chips nah an der angegebenen Belastungsgrenze des Herstellers. Wohlgemerkt an der Vorgabe, die Micron für die Innentemperatur festgelegt hat. Die reale Innentemperatur sollte noch einmal höher ausfallen. Des Weiteren wurden bisherige Messungen in gut klimatisierten Räumen durchgeführt. Hochsommerliche Konditionen stellen eine ganz andere Herausforderung dar.
Die Folge davon ist eine gesunkene Lebensdauer, sofern keinerlei Regulierung über die Firmware erfolgt. Auch Berichte über auftretende Bildstörungen ließen sich so erklären, da die RAM-Module gleichermaßen vom System und der Grafikeinheit verwendet werden.
Übertaktet man den Speicher seiner PC-Grafikkarte kann es zu ähnlichen Bildfehlern kommen. Zum Ausgleich wird die anliegende Spannung erhöht und besser gekühlt. Bei der PS5 könnte der umgekehrte Fall eingetroffen sein: Die empfohlene Taktfrequenz der GDDR6-Module kann aufgrund der immensen Wärmeabgabe nicht gehalten werden und läuft instabil.
PS5-Konstruktionsfehler lassen sich leicht beheben
Eigentlich ist die Kühlung der RAM-Module wohlüberlegt. Der stählerne Käfig, in dem die Hauptplatine der PS5 eingebettet ist, soll die Wärme ableiten. Über ein Verbundmaterial, in diesem Fall Wärmeleitpads, wird dier Transfer bewerkstelligt. Innovativ ist die Methode nicht, aber effektiv, sofern ein steter Luftstrom gewährleistet ist. Bei der PlayStation 5 ist das leider nicht in dem Maße der Fall, wie man man es sich eigentlich wünschen würde.
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Chris hat sich lange Zeit auf die PS5 gefreut und ist immer noch beeindruckt von der grafischen Qualität, die sie auf den Bildschirm zaubert. Berichte über anhaltende Bildfehler führen jedoch zu einem faden Beigeschmack, der sich einfach nicht abschütteln lässt. War er zuerst aufgrund der Verwendung von Flüssigmetall überaus begeistert, ist er nun besorgt, dass der Videospeicher auf lange Sicht durchhält.
Ineffektive Platzierung des Kühlsystems: Die RAM-Module auf der Oberseite des PS5-Motherboards, deren Positionen zusätzlich mit der Kupferplatte des APU-Kühlers verbunden sind, erreichen in der Spitze eine maximale Temperatur von 70°C. Ganze zehn RAM-Module werden jedoch derzeit nur über das Stahlchassis gekühlt und das, obwohl sich ein weiterer Kühlkörper auf der Unterseite befindet. Dieser ist allerdings nur für die Spannungsversorgung bestimmt. Eine Anbindung über eine zusätzliche Heatpipe und eine eigene Kupferplatte sollte hier für Abhilfe sorgen. Die gestiegenen Abmessungen des Kühlsystems könnten dann aber auch Auswirkungen auf das gesamte Design der PS5 haben.
Style over substance? Die Frage, wie es zu solch einem Fehler kommen konnte, wird uns wohl noch ein Weilchen beschäftigen. Zeitdruck könnte eine Rolle gespielt haben, aber auch die Priorisierung der optischen Gestaltung des Gehäuses. Mangelnde Qualitätsprüfung oder widrige Umstände sollten aber ebenso in Betracht gezogen werden. Der gesamte Globus befindet sich schließlich noch immer im festen Griff von SARS-CoV-2.
Ein neues PS5-Modell könnte Abhilfe schaffen
Eigentlich ist eine Lösung zum Greifen nahe - die Abmessungen der Kupferplatten müssten angepasst bzw. über Heatpipes der Hitzetransfer erweitert werden. Bis die entsprechenden Gussformen in den Fertigungsstätten ausgetauscht sind, vergeht allerdings ein wenig Zeit. Damit wäre herstellerseitig dem möglichen Ableben etlicher PS5-Konsolen entgegengewirkt. Im schlimmsten Fall muss das komplette Gehäuse neu geplant werden. Eine Absenkung des RAM-Takts scheint hingegen unpraktikabel zu sein. Zu viele Module wären stark in ihrer Bandbreite beschnitten.
Zwei Fliegen mit einer Klappe: Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass mit einer besseren Kühlung der RAM-Module gleichzeitig Berichte über Bildstörungen verschwinden würden. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre es denkbar, dass es sich um eine gewisse Anfälligkeit der AMD-APU handelt. Davon kann bislang jedoch nicht ausgegangen werden, da die Architektur identisch zu denen in der Xbox Series X|S bzw. Grafikkarten der RX-6000-Reihe ist und diese nicht mit solchen Fehlern zu kämpfen haben. Anderweitig kommen nur noch Software-Probleme in Frage, die ohne Eingriff in die Hardware behoben werden können.
Weitere Kühlungsverbesserungen sind ebenfalls denkbar: Interessant ist die Tatsache, dass sich innerhalb der Seitenteile der PS5 in gewissem Maße warme Abluft staut. Zusätzliche Kanäle für den Air Flow oder eine in den Seitenteilen eingearbeitete Gitterstruktur (häufig als "Mesh" bezeichnet) würden den Lüfter der PlayStation 5 etwas entlasten. Ganz ohne Seitenteile lässt sich nämlich ein Temperaturunterschied von 5 °C bei vielen Komponenten messen.
Hardware-Revisionen können lange dauern
Wann eine Hardware-Revision erscheint, lässt sich nur schwer schätzen, da nicht klar ist, welche Priorität Sony den Problemen einräumt. Das Unternehmen wird jedoch genauestens beobachten, wie sich die Reklamierungsquote in Relation zu den ausgelieferten Konsolen verhält.
Die Lautstärkeproblematik der PS4 wurde erst viel später angegangen: Zwischen der Veröffentlichung der Produktreihen "CUH-10XX" und "CUH-12XX" liegen etwas mehr als 18 Monate. Erstere bezeichnet das zum Launch erschienene Modell, Letztere eine überarbeitete Revision, die deutlich leiser und kühler betrieben werden konnte. Nach knapp zehn Monaten kam zudem die Modellreihe "CUH-11XX" in den Umlauf, die über einen großzügiger dimensionierten Kühlkörper verfügte. Damit sollte der Hitzeentwicklung innerhalb der PS4-APU entgegengewirkt werden.
Da bei der PS5 auch kleinere Anpassungsvarianten denkbar sind, ist es durchaus möglich, dass eine mängelbereinigte Version nicht allzu lang auf sich warten lässt. Selbst davon wären wir aktuell aber viele Monate entfernt. Erst nach mehrfachen Neukonzeptionierungen und Evaluierungsprozessen wird die Produktion neuer Bauteile in Auftrag gegeben. Bis diese in hohen Stückzahlen verfügbar sind, vergeht noch einmal Zeit. Auch lässt sich die Corona-Pandemie dahingehend nicht ausklammern.
So würdet ihr ein neues Modell erkennen:
Alle derzeitigen Artikelnummern der PS5 beginnen mit "CFI-10". Behält Sony das bisherige Nummerierungsschema bei, wäre die zweite Revision durch die Kombination "CFI-11" identifizierbar.
Die neue PS5 kommt, die Frage ist nur wann?
Im Lebenszyklus jeder Konsole kommt es in unterschiedlichem Maße zu Hardware-Revisionen, da Computertechnologie einem schnellen Wandel ausgesetzt ist. Aufgrund von Modernisierungen in der Fertigung lassen sich Komponenten kostengünstiger und energieeffizienter produzieren. In einem "Abwasch" kann man so auch störende Designfehler eliminieren.
Je nachdem, wie stark sich die RAM-Problematik auswirkt, könnte Sony aber schon bald unter Handlungszwang gesetzt werden. Ich würde mich jedenfalls darüber freuen, wenn das Unternehmen schnell reagiert, da ich mich so beruhigt an eine weitere Session Demon's Souls setzen könnte. Ganz ohne das unangenehme Gefühl im Nacken, dass jede Spielsekunde für einige Wochen die letzte sein könnte. Wer weiß, wie es zu solch einem groben Schnitzer letztendlich kam - er gehört dennoch vermieden oder zumindest rasch beseitigt.
Besteht kein dringender Grund für eine PS5, könnt ihr auch getrost warten: Sofern ihr nicht zum Kreis der absoluten From-Soft-Fanatiker gehört und euch Detail-Upgrades in Spider-Man: Miles Morales kalt lassen, existiert momentan kein triftiger Grund auf die neue Hardware umzusteigen. Zumindest lohnt es sich, ein paar Monate die Berichterstattung über die PS5 zu beobachten. Dann hat sich die Verfügbarkeit der Geräte auch normalisiert und ihr könnt euch vielleicht schon über ein zuverlässigeres Modell freuen.
Sind euch die Risiken neu erschienener Hardware egal oder wartet ihr lieber auf eine Hardware-Revision, die alle auftretenden Mängel ausmerzt?
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