Sowohl die PS5 als auch Xbox Series X/S sind nicht nur die leistungsstärksten Konsolen von Sony und Microsoft, sondern in vielen Aspekten auch die mit dem höchsten Energiebedarf. Das geht aus einer Studie der Umweltschutzorganisation Natural Resources Defense Council (NRDC) hervor, die die ökologische Nachhaltigkeit der neuen Konsolengeneration anprangert.
Während Microsoft sich mit seinen batteriebetriebenen Controllern und dem Ruhemodus der Xbox Series X/S ins Fadenkreuz der NRDC begibt, stolpert Sony mit seinen verbesserungswürdigen Energiespareinstellungen ins Visier der Umweltschützer. Beide Hersteller werden darüber hinaus für den hohen Stromverbrauch ihrer Konsolen kritisiert.
Muss das wirklich sein? Für mich stellt der erhöhte Energiebedarf vor allem dann ein Problem dar, wenn dadurch kein verhältnismäßiger Leistungszuwachs bzw. kein bedeutender Mehrwert für die Spieler*innen entsteht. In diesem Zusammenhang bereitet mir die Prioritätensetzung der Hersteller, die sich zwischen den Zeilen des NRDC-Berichts erahnen lässt, besonders Grund zur Sorge.
Sony und Microsoft sind in der Verantwortung
Nicht alle Spieler*innen setzen sich intensiv mit ihrer neuen Konsole auseinander - und das ist vollkommen legitim. Schließlich möchten PS5 und Xbox Series X/S besonders benutzerfreundliche Unterhaltung ohne hohe Einstiegshürde bieten. Dementsprechend finde ich es absolut verständlich, wenn sich Spieler*innen während der Einrichtung ihrer Konsole auf die empfohlenen Einstellungen des Herstellers verlassen.
Umso schwerwiegender ist es, dass Microsoft seiner Spielerschaft standardmäßig den "Instant on"-Modus der Xbox Series X/S ans Herz legt - zumindest außerhalb der Europäischen Union. Letztere verhängt nämlich spezielle Auflagen, die eine gewisse Energieeffizienz für elektronische Produkte vorsehen. Laut NRDC verbraucht der "Instant on"-Modus bis zu 10 Watt, während die Konsole im alternativen Energiesparmodus unter einem Watt beansprucht.
Hauseigenen Schätzungen der NRDC zufolge soll Microsoft dadurch allein in Amerika etwa drei Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid-Emissionen innerhalb der nächsten fünf Jahre verantworten. Der Mehrwert für die Nutzer*innen beschränkt sich derweil lediglich auf Vorzüge wie fünf bis zehn Sekunden schnelleres Hochfahren oder die Möglichkeit, Spiele via einer App zu installieren, während die Konsole nicht aktiv genutzt wird.
Da bereits so unscheinbare Einstellungen eine beachtliche ökologische Tragweite haben können, sehe ich die Hersteller in der Verantwortung, ihrer Nutzer*innen in puncto Umweltschutz mehr an die Hand zu nehmen. Wie das aussehen kann, zeigt Microsoft ironischerweise beim automatischen Wechsel in den Energiesparmodus.
Xbox Series X/S hat eine Vorbildfunktion
Die PS5 versetzt sich bei der Wiedergabe von Filmen und Serien standardmäßig erst nach vier Stunden Inaktivität in Standby. Im Vergleich wechseln die neuen Xbox-Konsolen bereits nach einer Stunde und beugen damit vor, dass sie versehentlich weiterlaufen.
Allerdings erkennt die Xbox Series X/S laut des NRDC auch, ob sie sich noch inmitten einer Wiedergabe befindet und begibt sich im Gegensatz zur PS5 erst nach deren Ende in den Energiesparmodus. Die Umweltschutzorganisation lobt diesen Spagat zwischen Komfort und Energieeffizienz als vorbildlich, womit ich ebenfalls d'accord bin.
Höherer Stromverbrauch trotz effizienterer Technik
Was zunächst wie ein Widerspruch klingen mag, ist zugleich Licht- und Schattenseite des technologischen Fortschritts. Die PS5 und Xbox Series X|S sind durch ihre neue, leistungsfähigere Hardware-Architektur grundsätzlich effizienter als die vorherige Generation. Im Detail macht sich das insofern bemerkbar, dass die neuen Konsolen weniger Strom für dieselbe Rechenleistung benötigen.
PS5 und Xbox Series X/S verbrauchen in der Regel entsprechend weniger Strom beim Spielen abwärtskompatibler Titel. Neue Veröffentlichungen und/oder Spiele, die vollen Gebrauch von der Hardware machen, fordern auf der PS5 sowie Xbox Series X durchschnittlich etwa 200 Watt und benötigen damit im Konsolenbereich so viel Energie wie nie zuvor (via NRDC).
Die Auswahl zwischen mehr FPS oder einer hohen Auflösung genügt nicht
Die Kollegen von CNET haben die Folgen steigender Hardwareanforderungen anhand des Energieverbrauchs pro Spielstunde in Fortnite ansehnlich verbildlicht. Mit 0,216 Kilowattstunden stellt die PS5 hierbei in 4K und 60 FPS den größten Verbrauch dar, dicht gefolgt von der Xbox Series X. Indes schneiden andere Konsolen bei niedrigeren Einstellungen erwartungsgemäß besser ab und verursachen somit ebenfalls weniger CO2-Emissionen.
Ähnlich wie bei der "Instant on"-Funktion der Xbox Series X/S frage ich mich bei diesem Beispiel, ob sich gestiegener Energieverbrauch in einem merklich besseren Erlebnis für Konsolenspieler*innen widerspiegelt. Ich würde mich sogar aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass die Spielbarkeit von Fortnite eher von niedrigeren und zugleich stromsparenden Einstellungen profitiert - solange die Bildrate stimmt, versteht sich. Die kompetitive Szene auf dem PC macht es vor, warum dann also nicht auch auf Konsole?
Zugegeben, ich freue mich über grafische Sprünge wie kein Zweiter und verliere mich gern mal im stets wachsenden Detailgrad moderner Spielwelten bei möglichst hohen Bildwiederholraten. Gleichzeitig bin ich mir aber auch bewusst geworden, dass auf höhere Kosten auch ein spürbar höherer Nutzen folgen sollte.
Spielt der Stromverbrauch eurer Konsole für euch eine große Rolle? Rechtfertigen Funktionen wie "Instant-on" für euch deren (Umwelt-)Kosten?
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