»Puh, das war es jetzt?«. Als Sony Interactive Entertainment-Chef Andrew House von der Bühne ging, kam in mir eine Enttäuschung auf, die auch jetzt noch nachhallt. Das liegt allerdings nicht daran, dass sich die Gerüchte rund um ein HD-Remaster zu Read Dead Redemption oder einen möglichen Nachfolger als falsch erwiesen haben. Nein, stattdessen zeigte mir Sony im Rahmen des PlayStation Meetings mit der PS4 Pro eine Konsole, die eine ganze Reihe an eigentlich spannenden Features besitzt – nur ist genau das mein Problem. Sony hat die Chance verpasst, mir diesen einen Kaufgrund auf den Tisch zu knallen, bei dem ich sofort zugreifen will. Und wie die Reaktionen auf die PS4 Pro beweisen, teilen viele dieses Gefühl.
Tim-Philipp Hödl @DieserHoedl
Tim freut sich eigentlich immer über neue Technologien, gehen mit ihnen doch auch meist neue Möglichkeiten für innovative Spielkonzepte oder so noch nie dagewesene Erlebnisse einher. Aber den sogenannten Mid-Cycle Upgrades steht er skeptisch gegenüber. Denn während sich die PS4 Pro für ihn bisher nach keinem großen Sprung in Richtung Zukunft anfühlt, versteckt sich die Xbox One Scorpio hinter einem Gestrüpp aus Widersprüchen, Unklarheiten und Marketing-Hülsen.
Mit 4K- und High Dynamic Range-Support, den Vorteilen für Spieler, die einen HD-Fernseher haben, sowie den größeren Ressourcen für PlayStation VR stützt sich die Konsole auf gleich mehrere Eckpfeiler. Aber für einen Schwerpunkt hat sie sich bislang nicht entscheiden, was bei mir den Eindruck erweckt, als würde sie jeden ansprechen wollen, doch letztlich niemanden so richtig bedienen.
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Das verdeutlicht etwa der Umgang mit 4K. Aufgrund der hohen Preise dauert es noch ein wenig, bis sich 4K-Fernseher als neuer Standard durchsetzen werden. Entsprechend klare Argumente braucht die Technik jetzt, um potenzielle Käufer wie mich zu gewinnen, oder Besitzer zu ihrer bereits getroffenen Entscheidung zu gratulieren. Gerade Sony als Hersteller solcher Geräte sollte sich dafür interessieren. Trotzdem fehlt es der PS4 Pro an Überzeugungskraft.
In den meisten Spielen dürfte uns nämlich keine native 4K-Auflösung, sondern eine hochskalierte Lösung erwarten. Heißt konkret, dass uns laut ersten Berichten zwar immer noch beeindruckende Bilder vom Monitor entgegenstrahlen, das volle Potenzial eines 4K-Fernsehers schöpft die PS4 Pro aber nicht aus. Zudem verzichtet sie auf ein Laufwerk für Ultra HD Blu-rays. Wer Serien oder Filme in besonders hochauflösender Form genießen will, muss sich entweder einen separaten UHD-Player zulegen oder auf Streaming-Dienste ausweichen. Und dafür braucht es wiederum eine entsprechend dicke Internetleitung.
Auch HDR liefert keinen Kaufgrund für die PS4 Pro. Immerhin will Sony jede PlayStation 4 per Firmware-Update für die Display-Technik mit ihren ungemein realitätsnahen Helligkeits- und Kontrastabstufungen fit machen. Besitzer der Standard-PS4 wie ich müssen allein dafür also nicht umsteigen, alle anderen können hingegen einfach zur günstigen Slim-Variante greifen.
Ein kleiner Hinweis zu HDR: Wenn ihr von High Dynamic Range profitieren wollt, müsst ihr darauf achten, dass ihr auch einen Fernseher besitzt, der HDR10 unterstützt. So heißt der Standard, auf den Sony bei der PS4 setzt. Außerdem müssen auch die ausgespielten Inhalte wie Filme, Serien oder Spiele dafür optimiert sein.
Ähnlich ernüchternd fällt bislang die Bilanz bei den Verbesserungen aus, die die PlayStation 4 Pro für Spieler mit einem HD-Fernseher bereithält. Dieses Feature stellte PS4-Architekt Mark Cerny während des PlayStation Meetings unter anderem am Beispiel von Paragon vor, das mit zusätzlichen Effekten aufwartete. Dass er die Unterschiede jedoch aufzählte anstatt die Szenen für sich sprechen zu lassen, sagt einiges darüber aus, wie groß die Änderungen ausfallen. Zumal aktuell nur wenige Spiele für die PlayStation 4 Pro aufbereitet werden sollen. Alles natürlich auch irgendwie verständlich. Schließlich kosten Optimierungen wie eine bessere Grafik oder eine höhere Framerate einerseits zusätzliche Entwicklungsressourcen und andererseits will Sony seine Nutzerbasis ausbauen und nicht verärgern. Aber das Endergebnis bietet mir zu wenig, um in ein paar Wochen wieder knapp 400 Euro über die Ladentheke zu schieben.
Etwas anders sieht das lediglich bei den Andeutungen aus, die Cerny zum Thema PlayStation VR äußerte. Immerhin stößt die »alte« PS4 laut Kollege Sebastian Stange bei der VR-Fassung von Resident Evil 7 an ihre Leistungsgrenzen. Hier drücken neben Virtual Reality eben noch zusätzlich detailreich gestaltete Szenen und Spielmechaniken auf die Schultern einer fast drei Jahre alten Konsole. Versteckt sich hinter der PS4 Pro demnach ein Pflichtkauf für VR-Interessierte? Viele meinen ja, Sony wiederum nein.
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Cerny erwähnte allerdings, dass Entwickler die Framerate und die Bildschärfe ihrer Spiele dank des neuen Konsolenmodells erhöhen können. Für VR-Titeln spielen beide Punkte eine zentrale Rolle, da sie mitentscheiden, ob sich im Nutzer die berühmt-berüchtigte Motion Sickness breitmacht. Was Virtual Reality angeht, könnte sich die PS4 Pro also als Investition in die Zukunft erweisen – falls Sony auf allzu große Unterschiede zwischen verschiedenen Versionen abzielt. Wie bereits erwähnt, will der Konzern seinen Kundenkreis ausweiten, ohne dabei bereits gewonnenen Spielern vor den Kopf zu stoßen.
So oder so haften an VR aber nach wie vor Restzweifel. Denn dieser eine Grund, dieses eine Spiel, das mich absolut vom Kauf überzeugt, fehlt mir noch – genau wie bei der PS4 Pro.
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