Wer Ende der 90er Jahre seine Freizeit in Videospiele investierte, hatte vermutlich auch die erste PlayStation zu Hause stehen. Die 32-Bit-Konsole war für viele Spieler die steingraue Eintrittskarte in das 3D-Zeitalter und zahllose Franchises, die heute Kultcharakter genießen, nahmen hier ihren Anfang. Zwei Jahrzehnte später feiert die PS1 nun ihren zweiten Frühling.
Wiedersehen macht Freude
Crash Team Racing Nitro-Fueled ist das jüngste Comeback eines PlayStation-Klassikers, der auf der aktuellen Remake-Welle schwimmt und in den Verkaufscharts ganz nach oben gespült wurde. In Großbritannien darf sich die Neuauflage des Fun-Racers als den dritterfolgreichsten Launch des Jahres bezeichnen. (via Eurogamer)
Nur ein Crash-Spiel hat sich in der Vergangenheit besser verkauft: Crash Bandicoot N. Sane Trilogy. Ebenfalls ein Remake.
Und der Beuteldachs steht damit nicht allein. Wer ein Faible für die PS1-Ära hat, darf sich derzeit über zahlreiche Projekte freuen, die alte Bekannte in frischer Form zurückbringen. Activision hat bereits Spyro Reignited Trilogy nachgeschoben, Square Enix bastelt seit Jahren am Final Fantasy 7-Remake, Capcom überzeugte Kritiker mit dem Comeback von Resident Evil 2 und Sony selbst hat mit MediEvil einen Fanliebling in der Mache.
Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass dieser Trend ein Ende findet. Und das liegt auch nicht zuletzt daran, dass die Remakes in der Regel nicht nur qualitativ hochwertig sind, sondern sich eben auch sehr gut verkaufen. Zuletzt hieß es seitens Activision Blizzard, dass Spyro the Dragon und Crash Bandicoot intern als "Flaggschiff-Marken" angesehen werden. Wer hätte das vor ein paar Jahren für möglich gehalten?
Aber warum eigentlich die PS1 & warum gerade jetzt?
Der Grund, warum Remakes bekannter Klassiker beliebt sind, ist nicht schwer zu erkennen. Das Gefühl von Nostalgie kann ziemlich stark wirken und für ein bisschen zurückgewonnener Kindheit greift man gern etwas tiefer in den Geldbeutel. Aber warum hat ausgerechnet die erste PlayStation-Generation gerade Hochkonjunktur?
Da könnte ganz einfach die Demographie der Zielgruppe eine Rolle spielen. Denn Spieler, die mit PS1-Spielen aufgewachsen sind, sind mittlerweile um die 30 Jahre alt. Schon mit beiden Beinen auf dem Arbeitsmarkt, aber vielleicht noch nicht komplett eingespannt in das Familienleben. Da trifft dann verfügbares Einkommen auf die Freizeit nach dem Feierabend - zumindest ist das bei mir der Fall.
Die PS1-Ära hält außerdem viele Spielkonzepte bereit, die heutzutage kaum noch zu finden gibt. Wann gab es denn zuletzt hochwertig produzierte 3D-Plattformer auf der PS4 oder der Xbox One zu finden? Die Frustration, dass "solche Spiele gar nicht mehr gemacht werden", führt dann schnell zu einer Sehnsucht an die "gute alte Zeit".
Eine neue Marktnische für betagte Publisher
Durch die damals noch relativ junge Gaming-Sparte von Sony, war die erste PlayStation zudem ein Paradies für Third Party-Entwickler. Viele bekannte Franchises sind auch heute noch an die unterschiedlichsten Publisher gebunden und (fast) jeder kann auf dem Remake-Zug aufspringen. Die lukrative Verwertung des eigenen Back-Katalogs ist auf diese Weise eben reizvoll.
Spätestens der enorme Verkaufserfolg von Crash Bandicoot N. Sane Trilogy und der Hype um die Mini-Konsolen von Nintendo hat eine neue Marktnische geschaffen. Wo Retro-Titel früher nur auf Tauschbörsen oder halb-illegalen Wegen zu beschaffen waren, sind die Kulthits von früher plötzlich wieder prominent im Marketing platziert und einfach zugänglich. Schließlich kostet so ein Remake im Grunde auch nicht viel mehr als die Original-Disc auf Ebay.
Schöner Nebeneffekt: Kleinere Studios wie Bluepoint Games, Beenox oder eben Vicarious Visions bekommen die Gelegenheit sich einen Namen zu machen und sich über Remakes zu profilieren. Mit solchen Experten, die früher für Portierungen am Fließband hingelegt haben, können Publisher ihre Remakes auslagern, ohne dabei das Kerngeschäft der großen AAA-Titel zu gefährden oder Releases hinauszuzögern.
Komme, was da wolle
Aktuell ist die Sehnsucht nach der PS1-Ära ungebrochen. Mit MediEvil erwartet uns am 25. Oktober der nächste Vertreter - hoffentlich ähnlich erfolgreich. Aber auch sonst ist der Wunsch nach weiteren Remakes deutlich zu spüren. Die Gerüchteküche zu Ape Escape kocht aufgrund der Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag der Reihe förmlich über.
Selbst "unbedeutende" PS1-Titel stoßen auf ein enormes Echo, da müssen wir uns nur an meinen April-Scherz zum Frontschweine-Remake erinnern. Mehr als 4000 Leute gefiel der entsprechende Facebook-Post zu unserem, zugegebenermaßen frechen, Streich. Hier eine aufrichtige Entschuldigung an offizieller Stelle.
Aber wie geht es weiter? Welches Comeback erwartet uns als nächstes? Eine handvoll Titel, die es wirklich verdient haben, fällt uns jedenfalls sofort ein. Wer möchte nicht gern noch einmal als Raziel durch den Seelenstrudel fallen und Legacy of Kain: Soul Reaver in moderner Optik erleben? Und weiß Capcom mittlerweile, dass wir alle nur noch darauf warten, dass das Dino Crisis-Remake angekündigt wird?
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