Anfang Dezember wird der PlayStation Access Controller auf den Markt kommen. Ein Controller, der sich individuell konfigurieren lassen und so behinderten Spielenden mehr Möglichkeiten bieten soll, wenn sie den Standardcontroller nicht oder nicht gut bedienen können.
Die Idee ist dabei natürlich nicht neu. Schon Ende 2018 erschien von Xbox der Adaptive Controller, der das gleiche Ziel verfolgt. Zumindest preislich nehmen sich die beiden Controller nichts: Beide kosten jeweils 89,99 Euro.
Schaut man sich beide genauer an, fällt aber schnell auf, dass sie auf Seiten der Hardware nicht viel gemein haben. Während der Xbox Adaptive Controller eher als Hub für den Anschluss externer Taster (kabelgebundene Knöpfe zum Anschließen) oder Joysticks fungiert, – und dadurch schnell zusätzliche Kosten entstehen – sieht sich der PlayStation Access Controller eher als vollwertiges, alternatives Eingabegerät.
Wir hatten im Rahmen eines Sony-Events die Möglichkeit, den Access Controller einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und waren ziemlich begeistert, auch wenn es an einzelnen Stellen noch Luft nach oben gibt.
Im Trailer gibt es nochmal einen kurzen Überblick über die Möglichkeiten des Controllers:
Verpackung und Ersteindruck
Schon beim Auspacken soll der Controller größtmögliche Selbstständigkeit gewährleisten. Alle Kleber und Verschlüsse sind mit Schlaufen versehen, sodass wir sie einfacher greifen und öffnen können. Das ist besonders bei leichten motorischen Einschränkungen sicher hilfreich, mir persönlich bringt das allerdings nichts, da ich viel zu wenig Kraft habe, um an einer solchen Schlaufe zu ziehen oder gar den Controller aus dem Paket zu heben.
Alle Inhalte in der Verpackung befinden sich auf einer Ebene und sind so immer erreichbar, ohne erst etwas anderes herausnehmen zu müssen. Auch das Gewicht ist sehr gut verteilt, damit Verpackung und Inhalt nicht so schnell von Tisch oder Schoß fallen können.
Der PlayStation Access Controller fühlt sich insgesamt wertig an und sieht gut aus. Er integriert sich optisch sehr gut in den Look der PlayStation 5 und ihres Zubehörs. Das ist deshalb so wichtig zu betonen, weil auch heute noch viele Hilfsmittel sehr medizinisch und zweckmäßig aussehen und dadurch immer den „Sondercharakter“ haben. Der Access Controller hingegen erweitert einfach das Portfolio aus DualSense und DualSense Edge, ohne dabei direkt „für Behinderte“ zu schreien.
Hardware
Der PlayStation Access Controller besteht aus acht im Kreis angeordneten Tasten, in deren Mittelpunkt sich eine weitere Taste befindet. Zudem verfügt er über einen Joystick. Für die acht Tasten gibt es unterschiedliche Keycaps, die das Drücken erleichtern können. So gibt es zum Beispiel eine Kappe, durch die man die Taste sowohl am äußeren als auch am inneren Rand drücken kann.
Es gibt auch Kappen, die über zwei Tasten gleichzeitig gehen. Damit können wir mit dem Druck einer Taste gleich zwei Inputs auslösen, wie es beispielsweise bei God of War für die Rage benötigt wird. Damit wir nicht vergessen, welche Taste welche Funktion hat, gibt es kleine Stecker mit den entsprechenden Symbolen, die wir in die Keycaps stecken können.
Beim Testen haben wir einen deutlich spürbaren Klick der Tasten wahrgenommen. Das gibt uns ein gutes haptisches Feedback für den erfolgten Tastendruck, kann aber auch recht schwergängig sein für Menschen, deren motorische Einschränkungen die Kraft betreffen.
Der Joystick sitzt auf einer Schiene und kann darin sowohl direkt neben den Tasten als auch mit ein bisschen Abstand platziert werden. Auch für den Joystick gibt es verschiedene Aufsätze von klein bis groß. Durch die bessere Hebelwirkung lässt sich der Joystick leichter bewegen, je größer der Aufsatz ist.
Hinzu kommen noch ein USB-C-Anschluss für das Ladekabel oder für die (optionale) kabelgebundene Nutzung an der Konsole und vier Klinkenanschlüsse, die wir für externe Taster oder Joysticks nutzen können. Diese sehr limitierte Anzahl an Klinkenanschlüssen ist der wohl größte Hardware-seitige Unterschied zum Xbox Adaptive Controller, welcher über 19 Klinkenanschlüsse, aber dafür nur wenige integrierte Taster verfügt.
Vermutlich soll der PlayStation Access Controller schon "out of the box" in einem guten Umfang nutzbar sein, ohne dass es noch externer Taster bedarf, die zudem auch den Anschaffungspreis in die Höhe treiben würden. Ein paar zusätzliche Anschlüsse wären trotzdem schön gewesen.
Für die Individualisierung ist es nämlich ein Nachteil, nur so wenig Taster anschließen zu können. Menschen, für die die Tasten des PlayStation Access Controllers zu schwer zu drücken sind oder die durch eine begrenzte Reichweite nicht an alle Tasten kommen, sind schließlich auf den Anschluss externer Taster angewiesen.
Software
Die Systemsoftware der PlayStation wird für den Access Controller ein paar neue Features bekommen. Bereits vor kurzem wurde die neue Funktion “Hilfscontroller” ausgerollt, welche bei Xbox unter dem Namen Copilot bekannt ist. Sie ermöglicht es, die Eingabe von mehreren Controllern zu kombinieren, so als würde nur ein einzelner Controller genutzt.
Dadurch kann zum Beispiel eine halbseitig gelähmte Person einen Controller mit einer Hand benutzen und den anderen mit dem Fuß oder sich Unterstützung durch eine Assistenzperson holen. Auch der PlayStation Access Controller kann dieses Feature nutzen. Dadurch wird es möglich sein, den Access Controller mit einem zweiten Access Controller oder aber mit einem Standardcontroller zu kombinieren. Auch die Kombination zweier Access Controller mit einem DualSense oder Edge ist möglich.
Zusätzlich wird es ein eigenes Controllermenü für den Access Controller geben. Darin können wir jede Taste frei belegen. Im Gegensatz zum bekannten Remapping ist es möglich, mehreren/allen Tasten die gleiche Funktion zuzuweisen. Das hilft zum Beispiel, wenn durch eingeschränkte Feinmotorik das gezielte Ansteuern einer bestimmten Taste schwierig ist.
Außerdem dürfen wir auch einer Taste zwei Funktionen zuweisen. In Kombination mit der Doppel-Keycap wäre so das gleichzeitige Drücken von bis zu vier Tasten möglich. Das eröffnet Spielenden, die zum Beispiel mit nur einem Finger spielen und daher nicht mehrere Tasten gleichzeitig drücken können, völlig neue Möglichkeiten.
Sehr nützlich ist auch, dass wir Tasten eine Einrastfunktion zuweisen können. Dadurch müssen wir Tasten nicht gedrückt halten, sondern aktivieren sie durch einmaliges Drücken und deaktivieren sie durch einen weiteren Tastendruck wieder. Das ist zum Beispiel hilfreich bei Shootern, um in den Zielmodus zu wechseln. Eine solche Funktion gibt es beim Xbox Adaptive Controller bisher nicht. Zwar bieten auch viele Spiele die Option inzwischen an, manchmal fehlt sie aber noch.
Durch die runde Form des PlayStation Access Controllers gibt es kein vorne/hinten oder links/rechts. Der Controller kann so platziert werden, wie es für die jeweilige Person am besten funktioniert. Damit die Eingaben über den Joystick dennoch sinnvoll funktionieren, müssen wir im System auswählen, wie der Controller ausgerichtet wurde. Das richtet sich danach, wo sich der Joystick befindet.
Wir wählen dabei ausschließlich in 90-Grad-Schritten aus. Wer sich den Controller so hinlegt, dass der Joystick eine diagonale Achse bildet, muss sich ein bisschen in die Orientierung einfinden. Ich war zunächst ein wenig irritiert, dass es keine diagonalen Zwischenschritte bei der Ausrichtung gibt, konnte mich aber doch recht schnell zurechtfinden.
Auch für den Joystick selbst gibt es noch Einstellungsmöglichkeiten. So können wir die Geschwindigkeit einstellen und die Deadzones festlegen. Dadurch lässt sich der Joystick für Spielende mit wenig Kraft oder zittriger Motorik anpassen.
Einschätzung der Autorin
Melanie Eilert
@melly_maeh
Ich hatte mehrere Stunden Zeit, mir den Controller und die Einstellungen anzusehen und an verschiedenen Spielen zu testen. Zunächst war ich von der Größe überrascht, denn ich hatte ihn mir vorab ein bisschen kleiner vorgestellt. Dadurch ist er auch deutlich höher als ich erwartet hatte.
Liegen DualSense und Access Controller nebeneinander, ist der Access Controller ungefähr genauso hoch wie der DualSense. Die Höhe der Tasten beim Access Controller variiert dabei ein bisschen je nach gewählter Form der Keycaps, das macht allerdings nur einen Unterschied von wenigen Millimetern aus.
Für mich erschwert das merklich die Handhabung. Ich kann meine Hand nicht gut auf den Access Controller heben und habe nicht die Reichweite, um alle Tasten zu erreichen. Zudem ist der Klick der Tasten sehr schwergängig für mich. Ich bin also auf den Anschluss externer Taster angewiesen. Da ich nur einen einzigen eigenen dabei hatte und es vor Ort keine für Testzwecke gab, konnte ich das jedoch nicht so gut ausprobieren.
In meinem Setup, wie ich es mit dem Xbox Adaptive Controller nutze, reichen vier externe Taster in der Regel aus. Die Chancen stehen also gut, dass zumindest für mich die sehr begrenzte Anzahl an Anschlüssen beim PlayStation Access Controller ausreichend sein wird.
Eine für mich sehr wichtige Funktion kann allerdings im Moment noch nicht zugewiesen werden: Stick nach vorne drücken. Das nutze ich zum Beispiel bei Spielen mit First-Person-Perspektive. Per Knopfdruck laufe ich geradeaus und lenke über den rechten Stick die Kamera. Das erspart mir, beide Sticks gleichzeitig bedienen zu müssen und hat mir so ein komplett neues Genre geöffnet – zumindest auf Xbox, der Access-Controller hat hier noch Nachholbedarf.
Über die Einrastfunktion dagegen freue ich mich sehr. In den letzten Jahren gab es immer mal wieder Spiele, die ich nicht spielen konnte, weil eine solche Funktion fehlte. Gleiches gilt für die Möglichkeit, einer Taste zwei Funktionen zuzuweisen. Das wird mir im ein oder anderen Spiel eine willkommene Unterstützung sein.
Insgesamt freue ich mich sehr, dass PlayStation jetzt auch endlich einen Controller für behinderte Spielende rausbringt. Besonders dass er dabei auf ein anderes Konzept als der Adaptive Controller von Xbox setzt, ist für mich eine gute Sache. Dadurch gibt es bald einfach noch mehr Chancen, dass Menschen mit bestimmten Anforderungen genau das richtige Hilfsmittel für sich finden können – etwas, das hoffentlich in Zukunft noch weiter ausgebaut wird.
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