Der Hack trifft aber auch Spieler. Selbst solche, die die Firmware ihre PlayStation 3 gar nicht modifiziert haben. Findige Tüftler könnten Multiplayer-Titel modifizieren, mit der Sony-Signatur versehen und so Betrügern Tür und Tor öffnen. Wenn Sony es nicht schafft - sei es wegen technischer Probleme oder aufgrund der schieren Menge - alle Cheater schnellstmöglich aus dem PlayStation Network zu verbannen, dann leiden auch unbescholtene Spieler unter dem Hack. Allerdings haben moderne Multiplayer-Titel wie Call of Duty ohnehin auf Server-Seite Mechanismen, die Cheatversuche aufspüren und entsprechende Spieler vom Server werfen. Um also vom PlayStation 3-Hack zu profitieren, müssten die Schwindler ganz schön gewieft sein.
Nicht ganz so tragisch - aber durchaus ärgerlich für Trophäen-Sammler - ist ein kleines Programm, das per Knopfdruck alle Erfolge eines Spiels freischaltet. Das gesamte System wäre damit ad absurdum geführt. Es ist zwar noch nicht abschließend geklärt, ob das nur lokal funktioniert oder ob auch ein Synchronisieren mit dem PSN möglich ist. Falls ja, dürfte es aber schwierig für Sony werden, echte von falschen Erfolgen zu unterscheiden, zumal das Programm zufällige Datumsangaben für die Trophäen verteilt, damit der Betrug nicht gleich auffällt. Welche dieser Betrügereien demnächst noch die Runde machen werden, hängt eigentlich nur vom Eifer und Einfallsreichtum der Cracker-Community ab.
Wie könnte Sony also jetzt reagieren? Ein Blick ins PC-Lager zeigt, wie die Publisher dort versuchen, den Raubkopien Herr zu werden: Produktaktivierungen, Kontenbindung und im Falle von Ubisoft-Titeln sogar eine permanente Internetverbindung zählen dort zu den Maßnahmen. Kaum ein PC-Spiel, das heute nicht mehr »nach Hause telefoniert« (wie PC-Spieler es zynisch nennen), um sich vom Firmenserver seine Echtheit bestätigen zu lassen. Eine entsprechende Internetpflicht für die PlayStation scheint uns aber sehr unwahrscheinlich. Bei weitem nicht jeder User hat seine Konsole am Netz hängen und die meisten werden sich auch nicht dazu zwingen lassen.
Was der Entertainment-Riese im Einzelnen plant, wissen wir nicht, der Konzern gibt sich überhaupt recht wortkarg zu diesem für ihn unschönen Thema. Sony hat aber bereits angekündigt, Spieler mit modifizierten Konsolen über das PlayStation Network zu sperren. Außerdem geht der Konzern rechtlich mit einer einstweiligen Verfügung gegen die Hackergruppe vor. Aber selbst wenn die Hacker erfolgreich dazu gezwungen werden, ihre Daten wieder aus dem Netz zu nehmen, ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Es wird unmöglich sein, die Informationen auch aus den letzten Grauzonen des Internets wieder zu tilgen.
Die Hacker selbst sprechen sich übrigens klar gegen Raubkopien aus. Nach eigenem Bekunden ginge es Ihnen nur darum, das von Sony gestrichene Linux-Feature (das ja just deswegen abgeschaltet wurde, weil es eine Sicherheitslücke war) wieder möglich zu machen. Das mag schon sein, trotzdem halten wir diesen kommentar für fast schon zynisch. Denn natürlich muss den Hackern klar sein, was sie mit ihrer Aktion auslösen können. Aber offenbar hat nicht jeder mit »ein paar Minuten Zeit und einen Schraubenzieher zur Hand« auch Skrupel und Weitsicht.
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