Japanische Spiele machen uns den Jahreseinstieg nicht gerade einfach. Titel wie Resident Evil 7, Nioh, Nier: Automata und The Legend of Zelda: Breath of the Wild ernteten allesamt Bestnoten und schnippen wie Musterschüler in der ersten Reihe mit den Fingern, um unsere Aufmerksamkeit und Zeit zu gewinnen. Mit Persona 5 klopft nun ein weiterer potenzieller Einserkandidat an der Tür.
Das JRPG von Atlus erscheint fast zehn Jahre nach Persona 4, das 2008 ursprünglich für die PS2 auf den Markt kam und 2012 als Persona 4 Golden für die PS Vita neu aufgelegt wurde. Ich holte die technisch leicht verbesserte Handheld-Variante erst in meinen Sommersemesterferien 2014 nach und ließ mir jeden Tag eine kreativere Ausrede einfallen, nichts für die Uni zu tun, sondern stattdessen in Dungeons Schattenwesen zu verprügeln und in der Highschool enge Beziehungen zu meinen Klassenkameraden aufzubauen.
Knapp drei Jahre später, am 4. April 2017, erscheint nun der Nachfolger für PS3 und PS4. Ich durfte bereits einige Stunden mit Persona 5 verbringen und verrate euch fünf Gründe, warum ihr das JRPG in der aktuellen Highlight-Flut auf keinen Fall aus den Augen verlieren solltet.
1. Eine erfrischend düstere Geschichte
Persona 5 ist wie seine Vorgänger ein Standalone-Titel, der eine eigenständige Geschichte erzählt und deshalb keine Vorkenntnisse erfordert. Während uns viele andere JRPGs die Pforten zu mystischen Fantasy-Welten öffnen und uns auf epische Heldenreisen schicken, verfrachtet uns Persona 5 ins heutige Tokyo.
In der Rolle eines Teenagers, der wegen eines Gesetzesverstoßes von seiner Schule verwiesen wurde, müssen wir nicht nur in unserer neuen Highschool, der Shujin Academy, Fuß fassen, sondern auch dem Geheimnis des Metaverse auf die Schliche kommen - eine Parallelwelt, die wir über eine Smartphone-App aufsuchen und uns unheilvolle Monster auf den Hals hetzt.
Wie Persona 3 und 4 kleidet sich Teil fünf in ein Gegenwartssetting und verbindet alltägliche Schulgeschichten mit einem großen Mysterium. Ein tolles erzählerisches Konzept, das jetzt viel düsterer ist als zuvor — aber hier möchte ich gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Mit der sprechenden Katze Morgana haben wir trotzdem noch einen putzigen Kumpel, der die Stimmung ab und an auflockert, keine Sorge.
2. Abwechslungsreiches Dungeon-Crawling
Persona 5 setzt auf das gleiche Gameplay-Konzept wie die vorherigen Teile, hat sich aber den größten Kritikpunkt von Persona 3 und 4 zu Herzen genommen: Noch immer drücken wir tagsüber die Schulbank und begeben uns nachts in eine monsterverseuchte Schattenwelt - und die ist diesmal weitaus abwechslungsreicher. Jagten uns die letzten beiden Ableger noch durch zufallsgenerierte Korridore, erwarten uns nun von Grund auf geplante Dungeons, sogenannte Palaces, die wir im Laufe der Geschichte infiltrieren müssen.
Jedes Palace stellt eine alternative Variante eines Schauplatzes in der Realität des Spiels dar. Das erste Palace ist beispielsweise ist die Shujin Academy selbst, die sich in der Parallelwelt in eine Burg voller Kerker, Folterkammern und Wachrittern verwandelt hat. Anders als in den letzten beiden Teilen grinden wir uns hier aber nicht ausschließlich durch die Gänge, sondern werden mit einer neuen Mechanik konfrontiert: Stealth. Per Knopfdruck huschen wir von Wand zu Wand und Kiste zu Kiste, um unsere Gegner hinterrücks zu überfallen und damit einen Vorteil im Kampf zu ergattern.
Während ich in den Vorgängern lediglich Spaß mit den Kämpfen hatte und das sture Ablaufen der Korridore als notwendiges Übel akzeptierte, sorgt das zusätzliche Schleich-Element nun auch zwischen den Auseinandersetzungen für Spannung.
3. Komplexes Kampfsystem mit neuer Crux
Persona 5 setzt erneut auf ein rundenbasiertes Kampfsystem, bei dem wir unsere Gegner entweder mit Nahkampfangriffen oder mit der Magie unserer mächtigen Persona-Begleiter beharken. Jeder Feind hat eine besondere Schwäche, zum Beispiel Feuermagie oder physische Angriffe. Nutzen wir den Schwachpunkt eines Gegners aus, können wir ihn ausknocken und hinterher gleich noch einmal angreifen.
Knocken wir hingegen all unsere Widersacher auf dem Schlachtfeld aus, dürfen wir sie mit einem alles vernichtenden Gruppenangriff ins Jenseits schicken oder in ein Gespräch verwickeln. Letztere Option ist neu und erlaubt uns, einen Gegner entweder nach Geld und Items zu fragen oder darum zu bitten, unserem Team beizutreten und uns künftig als beschwörbares Persona zu unterstützen. Erhielten wir in Teil drei und vier unsere Persona-Begleiter am Ende des Kampfes noch zufällig per Karte, müssen wir sie jetzt aktiv rekrutieren, was dem ohnehin schon komplexen Kampfsystem zusätzliche Tiefe verleiht.
4. Lebendiges Tokyo
Wenn wir nicht gerade durch Dungeons huschen, verbringen wir einen nicht minder großen Anteil des Spiels damit, uns durch den Großstadtdschungel Tokyos zu kämpfen. Nach unzähligen Spielstunden in der ländlichen Kleinstadt von Persona 4, erschlug mich die japanische Hauptstadt fast schon mit ihrer Lebendigkeit.
Das Ingame-Tokyo von Persona 5 basiert auf dem realen Stadtteil Sangenjaya, dessen Cafés und Läden im Spiel nachgestellt wurden. Waren die Straßen und Einkaufsmeilen von Persona 4 nur spärlich bevölkert, wimmelt es hier nun so von Menschenmassen, durch die wir uns U-Bahn-Stationen und in den Gassen rund um unser zu Hause, ein Dachbodenzimmer in einem Café, drücken müssen.
5. Stylisch bis zum letzten Pixel
Grafisch mag Persona 5 zwar nicht einmal annähernd mit aktuellen PS4-Blockbustern wie Horizon: Zero Dawn mithalten können, besticht dafür aber mit einem fantastischen Artstyle, der die Kriminal-Thematik der Geschichte perfekt aufgreift. Die Kleidung der Charaktere erstrahlen in einem auffälligen Rot-Schwarz; der Velvet Room, in dem wir unter anderem unsere gesammelten Personas zu noch mächtigeren Kreaturen fusionieren können, ist jetzt ein Gefängnis; und Dialogboxen, Informationsschnippsel und Menüs kleiden sich in einem einheitlichen schwarz-weißen Comic-Look. Persona 5 ist nicht das schönste, aber das stylischste Spiel, das ich in diesem Jahr bisher spielen durfte.
Linda Sprenger @lindalomaniac
Bereits die Vorgänger Persona 3 und Persona 4 begeisterten mich mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Dungeoncrawling und Schulbankdrücken und zogen mich jeweils über 70 Spielstunden in ihren Bann. Der Nachfolger bleibt dem typischen Konzept treu, fügt aber genügend neue Elemente hinzu, um mir ein weiteres Persona-Abenteuer erneut schmackhaft zu machen.
Mit der sehr düsteren Geschichte, dem rundum erneuerten Dungeon-Design und dem nochmals komplexeren Kampfsystem, könnte uns diesmal der vielleicht beste Teil der Serie erwarten. Wie es aussieht, muss ich mir diesmal wieder eine noch längere Liste an Ausreden einfallen lassen, um meine kostbare Zeit in Tokyo und im Metaverse versenken zu dürfen.
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