Von einem Horror-Game erwarte ich mir anhaltende Gänsehaut, eine spürbare Bedrohung, die mir ständig im Nacken sitzt. Das kurze "Huch", verursacht durch typische Jumpscares - fiese Fratze in Großaufnahme oder knallende Türen - reicht da nicht aus. Wenn ich aber auf Schritt und Tritt Angst um meinen Spielcharakter haben muss, sieht die Sache ganz anders aus.
Die Krux mit der Unsterblichkeit
Sterben bedeutet in Videogames meist, eine Passage wiederholen zu müssen. Das ist in manchen Fällen eine gute Herausforderung, manchmal aber auch ziemlich nervig - besonders nach dem fünfzehnten Versuch, und besonders in Games, die nicht über eine sonderlich präzise Steuerung verfügen, sodass sich der Erfolg eher nach Glück als nach Skill anfühlt. Die Spannung lässt dann mit jedem Versuch nach, die Immersion bröckelt, denn: Die Hauptpersonen wirken unsterblich.
Keine Atempausen
Ganz anders ist das, wenn der Tod auf einmal spürbare Konsequenzen hat. Wenn ich weiß, dass jeder Fehltritt zum permanenten Verlust eines Charakters führen kann, bin ich ständig in Alarmbereitschaft. Ich bin viel tiefer im Spiel drin und checke nicht mal kurz zwischendurch Twitter. Schließlich kann jederzeit eine schnelle Reaktion gefordert oder eine richtige Entscheidung erwartet werden. Ich weiß, dass jede Szene nur einmal erlebbar ist, solange ich nicht neu lade, und will nicht scheitern. Ich sauge die unheimliche Atmosphäre förmlich ein.
Verlustängste
Aber natürlich funktioniert diese Mechanik nur dann richtig gut, wenn mir entweder was an den Charakteren liegt und ich sie nicht verlieren möchte - oder wenn ich Angst habe, durch das vorzeitige Ableben einer Person, eine interessante Storyline zu verpassen.
Samara Summer
@Auch_im_Winter
Samaras Faszination für Horror-Games keimte bereits in den 90ern auf, als Monster aus faustgroßen Pixeln noch gruslig waren. Als sie einem Kumpel bei den frühen Resi- und Silent Hill-Teilen beistehen musste, war es endgültig um sie geschehen. Seither verfolgt die Zockerin die Entwicklung des Genres und begeistert sich für Blockbuster-Titel, hat aber auch ein Herz für innovative und ungewöhnliche Indie-Spiele.
Wegweisender Teenie-Horror
Until Dawn ist da natürlich das Musterbeispiel. Ein cinematisches Horror-Adventure, bei dem alle Hauptpersonen überleben oder das Zeitliche segnen können. Die Charakterentwicklungen haben viele Zocker*innen so gepackt, dass sie alles daran setzten, jede*n durchzubringen.
Ich muss zugeben, dass mir keiner der Charaktere allzu sehr ans Herz gewachsen ist, aber ich fand die Gruppendynamik wahnsinnig spannend. Außerdem wirken die Teens dank Face-Capturing ziemlich lebensecht. Also habe auch ich beim ersten Playthrough gezittert und versucht, das Ganze verlustfrei zu überstehen. Okay, bei weiteren Durchgängen habe ich die ein oder andere Nervensäge bereitwillig geopfert, um zu sehen, was passiert, aber Stellen, die ich zuvor verbockt habe, sorgten erneut für Nervenkitzel.
Bisher unerreicht
Mit der Horror-Anthologie The Dark Pictures hält Supermassive Games an diesem Konzept fest. Allerdings hat die Mechanik im ersten Teil, Man of Medan, nicht ganz so gut funktioniert. Auch wenn mir das Spiel an sich ganz gut gefallen hat, war es zu kurz, um die Charaktere wirklich kennenzulernen und spannende Beziehungen oder Konflikte zwischen ihnen aufzubauen.
Neue Hoffnungen
Bereits am 30. Oktober erscheint der nächste Anthologie-Teil Little Hope und das Anspielfazit von Kollegin Linda lässt darauf hoffen, dass dieser Ableger an den Grusel-Erfolg von Until Dawn anknüpfen kann. Außerdem erobert Anfang 2021 ein weiterer Schocker mit Permadeath-Mechanik für Xbox One und PS4: Song of Horror hat PC-Spieler*innen bereits das Fürchten gelehrt. Die Zukunft sieht also "zum Sterben schön" aus.
Was haltet ihr von der Permadeath-Mechanik im Horror-Genre?
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