Nachdem die Entwickler von Red Barrels erst vor etwa zwei Monaten die Fortsetzung ihres überaus beliebten und erfolgreichen Horrorspiels Outlast auf das 1. Quartal 2017 verschoben hatten, erschien heute völlig unerwartet eine Demo für Outlast 2. Ich habe mich für euch durch den etwa halbstündigen Albtraum geschlagen und bin weder enttäuscht, noch so richtig begeistert.
Hinweis: Es ist unvermeidbar, dass ich über einige Schlüsselszenen der Demo spreche, daher empfehle ich allen, die die Demo noch selber spielen wollen, sich diesen Text für die Zeit nach dem Abspann aufzuheben!
"Du bist Blake Lagermann, ein Kameramann, der mit seiner Frau Lynn zusammenarbeitet. Ihr beiden seid zwei investigative Journalisten, die bereit sind, jedes Risiko einzugehen, um über Geschichten zu berichten, an die sich sonst keiner trauen würde. Ihr folgt einer Reihe von Indizien, die mit einem eigentlich unmöglichen Mord an einer schwangeren Frau ihren Anfang nahmen. Ihr Name war Jane Doe. Die Spurensuche führt euch meilenweit in die Wüste von Arizona, in eine Dunkelheit, durch die kein Licht zu durchdringen vermag. Diese Welt ist so bizarr, dass es nur normal zu sein scheint, verrückt zu werden."
Mit diesen Worten stimmt Outlast 2 auf den Tapetenwechsel ein, den die Entwickler für ihre Fortsetzung erwählt haben. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir durch eine riesige Heilanstalt geschlichen sind! Stattdessen schlagen wir uns durch eine bergige, in Grautönen getränke Landschaft, die langjährige Horrorfans nur allzu deutlich an die ersten Spielstunden von Resident Evil 4 erinnern wird.
Ein vielversprechender Beginn
Am Fuße eines Hügels, den wir offenbar nach einem Unfall hinunter schlittern, finden wir die Hilfsmittel um uns herum verstreut, die nicht nur die Demo, sondern wohl auch das fertige Spiel prägen werden: Eine Brille gleicht die Sehschwäche unseres Helden Blake aus, der ohne das Gestell auf der Nase seine Umgebung nur verschwommen wahrnehmen kann. Auch das Wetter oder das Betreten eines warmen Raums beeinträchtigen die Sicht vorübergehend, etwa wenn die Brille beschlägt oder dicke Regentropfen das Blickfeld einschränken. Tolle Idee!
Daneben feiert natürlich auch die Filmkamera ihre Rückkehr: Mit ihrer Nachtsicht-Funktion können wir auch in der tiefsten Dunkelheit noch etwas sehen, auch wenn wir stets eine Batterie im Notfalltäschchen mit uns tragen sollten - der Kamera-Akku hält nämlich nicht unbegrenzt.
Mit diesen spielmechanischen Grundlagen ausgerüstet, rappeln wir uns auf und stapfen einer kleinen Ortschaft entgegen, während der Vollmond ein grelles Licht auf die nächtliche Landschaft wirft. Wir arbeiten uns von Haus zu Haus und suchen nach Hinweisen unserer verschwundenen Frau, die nach dem Unfall von uns getrennt wurde.
In dieser Spielhälfte der Demo überzeugt Outlast 2 am meisten. Subtile Hintergrundmusik begleitet unseren vorsichtigen Rundgang durch die heruntergekommenen Hütten, in denen vereinzelt verdorbenes Essen, Ungeziefer und sogar Leichen herumliegen. Auch Blake nimmt genau wie wir diese besorgniserregenden Dinge wahr und reagiert auf sie: Er schluckt schwer, er atmet mal schneller, mal langsamer, er flüstert sich Mut zu oder wendet sich angeekelt ab. Diese kleinen Gesten spiegeln unsere eigene Gefühlswelt wieder und ermöglichen eine gewisse Empathie mit dem trostlosen Helden dieses Abenteuers. Blake ist nicht nur unser Avatar in einer virtuellen Spielwelt, sondern ein Freund, der beschützt werden muss. Und diesen Instinkt weiß Outlast 2 in diesem Abschnitt der Demo hervorragend zu quälen.
Vom Wind klappernde Türen lassen uns immer wieder erschrocken durch die Dunkelheit spähen, während nur zwei Jumpscares die aufgebaute Spannung vorübergehend auflösen. Hier nimmt sich das Team von Red Barrels die Zeit, uns nicht einen Schock nach dem nächsten ins Gesicht zu drücken. Stattdessen lassen sie die Spielwelt mit den einfachsten Mitteln auf uns einwirken und treiben uns damit Schritt um Schritt in eine zermürbende Paranoia - ohne, dass eigentlich viel passiert. So geht guter Horror!
Satanisten, Monster und erste Zweifel
In der zweiten Hälfte der Demo wird diese Art des Spannungsaufbaus vollkommen aufgegeben. Nach einer Kletterpassage befinden wir uns plötzlich in einer verlassenen katholischen Schule, wo uns Poltergeister mit klackernden Spindschränken und Bücherregalen Angst einjagen wollen. Die Jumpscares häufen sich und der Schrecken, der uns eben noch namenlos in den Hausruinen heimgesucht hat, bekommt nun ein seltsames Gesicht. Ein Monster mit einer gigantisch langen Zunge zieht uns etwa in einen Lüftungsschacht, während ein kahlköpfiger Mann mit toten Augen und blutverschmierten Gesicht wie aus dem Nichts vor unser Gesicht springt und "AAAHHHH!" ruft.
Diese eiligen Schreckmomente gipfeln schließlich in einer Verfolgungsjagd durch ein Kornfeld, in das uns eine Bande von geifernden Satanisten gejagt hat. Doch das klingt nur halb so spannend, wie es eigentlich sein könnte. Statt wie erwartet auch abseits des Weges zwischen den Maisstauden Schutz zu finden, stoßen wir ziemlich schnell auf die Levelbegrenzung - dieser Spielabschnitt ist ein riesiger Schlauch, der keinen Platz für ein nervenaufreibendes Versteckspiel bietet. Kurz darauf endet die Demo auch schon mit dem brutalen Angriff einer Frau, die uns mit ihrer Spitzhacke das Gemächt vom Körper schlägt und mich mit überaus gemischten Gefühlen vor dem Bildschirm zurücklässt.
Dom Schott (@R3nDom):
Die erste Hälfte der Demo war enorm vielversprechend und verdammt gruselig, doch je mehr Realismus zugunsten skurriler Monster-Begegnungen und Poltergeist-Momenten aufgegeben wurde, desto schwächer wurde das beklemmende Gefühl in meiner Magengegend.
Angst hatte ich trotzdem, keine Frage - doch hoffe ich sehr, dass sich die finale Version von Outlast 2 stärker an den namenlosen Schrecken orientieren wird, der unter dem Bett, auf dem Dachboden oder in unserem Augenwinkel lauert und die Begegnung mit Monstern dagegen die seltene, wohlplatzierte Ausnahme ist. Wenn diese Balance gelingt, könnte Red Barrels die ohnehin hohen Erwartungen an ihr Spiel sogar noch übertreffen.
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