Ich hasse es abgrundtief, mich fotografieren zu lassen oder Selfies von mir selbst aufzunehmen. Dementsprechend karg sind meine Accounts in den sozialen Medien. Doch wenn es nicht um mich, sondern um Pokémon geht, die vor die Linse geraten, entflammt in mir ein Feuer, das ich vorher so nicht kannte.
Bereits in Pokémon Snap habe ich zahlreiche Stunden verbracht, sodass ich gespannt dem Release von New Pokémon Snap für die Switch entgegenblickte und mich fragte, ob die altbewährte Formel auch nach über 20 Jahren aufgehen würde. Und ja: Ich bin immer noch schockverliebt, obwohl mich die Hauptreihe schon lange nicht mehr fesseln konnte.
Die quälende Odyssee der Pokémon-Reihe
Tatsächlich habe ich die neusten Pokémon-Teile nicht mehr so ausgiebig wie früher gespielt. Die letzten schönen Erinnerungen habe ich an Pokémon X und Y, doch danach ebbte mein Interesse ab.
Pokémon Omega Rubin und Alpha Saphir? Habe ich doch bereits in der Original-Fassung gespielt. Pokémon Sonne und Mond? Habe ich frustriert in die Ecke gelegt, nachdem ich in einem stundenlangen Quereinsteiger-Kampf besiegt wurde und feststellen musste, dass ich auch Stunden davor vergessen habe zu speichern. Pokémon Ultrasonne und Ultramond? Könnt ihr euch denken.
Und als Krönung endete meine Liebe mit der Pokémon-Hauptreihe in Pokémon Schwert und Schild. Eigentlich bot es genau das, was Fans sich immer gewünscht haben: Eine 3D-Ansicht, umherlaufende Pokémon statt Zufallskämpfe und Raids, an denen mehrere Trainer gleichzeitig teilnehmen können. Und trotzdem habe ich es nur bis zum ersten Orden geschafft.
Wieso der Ausstieg? Der Reihe geht für mich die Luft aus. Das Prinzip ist immer das gleiche: Sammle alle 8 Orden und werde der beste Trainer aller Zeiten. Ach was. Mittlerweile gehört es sogar zum Grundtonus der Reihe, alte Editionen in regelmäßigen Abständen wieder aufzukochen und sie mit nur wenigen Rezeptänderungen neu zu servieren.
Zudem werden zwar immer wieder neue und süße Pokémon dem Pokédex hinzugefügt, die sich wie das putzige Memmeon schnell in die Herzen der Fans schleichen (oder in dem Fall weinen), doch mit jeder neuen Edition steigt auch die Anzahl der Kopfschüttel-Momente, die ich bei neuen Pokémon verspüre. Ich meine, was ist denn bei den aktuellen Fossilien-Pokémon schiefgelaufen? Und habt ihr schon einmal probiert, Gigadynamaximierung dreimal schnell hintereinander auszusprechen?
Fotografier sie dir alle
Natürlich könnte man auch New Pokémon Snap vorwerfen, dass man hier immer wieder das gleiche durchlaufen muss. Zück deine Kamera, wirf mit Äpfeln und fotografier die wilden Pokémon. Und obwohl das der Wahrheit entspricht, habe ich unheimlichen Spaß mit New Pokémon Snap.
In der Hauptreihe ist es üblich, die putzigen Wesen ihrer Freiheit zu berauben, sie zu versklaven und sie lebenslang für euch zu kämpfen zu lassen, nur damit ihr den Ruhm als weltbester Trainer einheimsen könnt.
Achtung: Die folgenden Textpassagen könnten einige Spoiler zu Fotomotiven enthalten, die ihr noch nicht gesehen habt. Wenn ihr euch die Vorfreude nicht nehmen wollt, solltet ihr die folgenden Passagen überspringen.
Jasmin Beverungen
@kerona44
Schon im Kindesalter hat Jasmin mit Begeisterung ihre Kamera in Pokémon Snap für N64 gezückt. Auch die älteren Pokémon-Editionen konnten sie noch begeistern, doch mit der Zeit ebbte ihr Interesse für die Hauptreihe rapide ab. Umso größer war die Freude, als New Pokémon Snap für Switch angekündigt wurde.
In New Pokémon Snap sieht das schon anders aus: Ihr könnt die Pokémon so erleben, wie sie sich in ihrem natürlichen Lebensraum verhalten. Manche Pokémon wie Blubella sind eher schüchtern und lassen sich nur durch das Abspielen von Musik zu einem lockeren Tänzchen umstimmen. Anderen Pokémon wie Monargoras möchte man lieber aus dem Weg gehen und ich war jedes Mal heilfroh, nicht außerhalb meines Neo-One-Fahrzeugs zu sitzen.
Ich habe mich oft dabei erwischt, freudestrahlend den Namen eines Pokémon laut zu rufen, wenn ich es entdeckt habe. Zwar habe ich einen ähnlichen Überraschungseffekt, wenn ich durch das Gras streife und wilden Pokémon im Zufallskampf begegne, doch abseits von ein paar starren Animationen sehe ich nicht wirklich was vom Pokémon selbst.
Im Anschluss kann ich in New Pokémon Snap beobachten, wie sich das Pokémon außerhalb eines Pokéballs verhält. Altbekannte Pokémon wie Pikachu, Onix oder Glurak haben wir zwar schon oft in der Hauptreihe gesehen, aber abseits vom Anime könnte ich euch nicht sagen, wie die Pokémon reagieren würden, wenn ich vor ihnen stehe.
Freundschaften und Feindschaften werden geschlossen
Außerdem können die Pokémon in der freien Natur miteinander interagieren. Einige Pokémon schließen Freundschaften miteinander, andere wiederum jagen sich, weil sie sich nicht ausstehen können.
Einen überraschenden Moment hatte ich beispielsweise, als sich Machomei und Tohaido ein Wettrennen lieferten, um zu sehen, wer von beiden der bessere Schwimmer ist. Natürlich musste ich am Ende des Wettkampfs meine Kamera zücken, um das entkräftete Machomei zu fotografieren.
Das Verhalten der Pokémon wie die Faust aufs Auge zu ihrem Aussehen, was man der Hauptreihe so gar nicht entnehmen kann. Das Alola-Raichu surft beispielsweise gut gelaunt auf seinem Schweif über die Sanddünen des Strandes und Krabbox lässt gerne seine Fäuste spielen.
Auch nachdem die Credits über den Bildschirm laufen, gibt es noch mehr Fotomotive, die so geheimnisvoll sind, dass kaum einer sie intuitiv geknipst haben wird. Habt ihr zum Beginn vom Dichten Dschungel bei Nacht schon mal die Musik abgespielt und euch umgedreht? Nein? Dann probiert es mal aus, sobald ihr New Pokémon Snap einmal durchgespielt habt!
Die Anzahl an Fotomotiven ist schier unendlich: Für jedes Pokémon gibt es insgesamt vier Sterne-Bilder, die ihr sammeln könnt. Wie diese ausgelöst werden, müsst ihr selbst herausfinden. Die Samtäpfel, die Lumina-Bälle, der Scanner und die Musik bieten viele Möglichkeiten, um mit den Pokémon zu interagieren und die beste Pose aus ihnen herauszukitzeln. Jede Strecke hat zudem mehrere Pfade, die ihr befahren könnt, sodass der Wiederspielwert hier immens hoch ist.
Die Story ist nicht alles: In New Pokémon Snap bedarf es keiner außergewöhnlichen Geschichte, damit ich motiviert Strecke für Strecke abfahre und die Pokémon fotografiere. In der Hauptreihe sieht das schon anders aus, denn abseits des üblichen "Du musst der beste Trainer aller Zeiten werden"-Ziels braucht es schon etwas, damit ich gewillt bin, erneut alle 8 Arenen zu besuchen.
Der untere Trailer verschafft euch übrigens einen guten Eindruck:
Weitere Snap-Teile können ruhig früher erscheinen
Mir wäre es ganz lieb, wenn der nächste Snap-Teil nicht weitere 20 Jahre auf sich warten lassen würde. In New Pokémon Snap sind nur 214 aller bisher erschienen Pokémon zu finden, insgesamt gibt es knapp 900. Für einen neuen Teil würden mir schon ein paar neue Strecken, weitere Pokémon und vielleicht auch neue, innovative Items genügen.
Das Einzige, was mir in New Pokémon Snap tatsächlich fehlt und die Hauptreihe besser implementiert hat, sind die Online-Funktionen. In Schwert und Schild könnt ihr gemeinsam mit Bekannten die Raids bestreiten, in New Pokémon Snap könnt ihr lediglich eure High Scores miteinander vergleichen, um festzustellen, wer der bessere Fotograf ist. Nach über 20 Jahren, die ins Land zogen, hätte ich hier beispielsweise an ein Fotografen-Duo im Neo-One gedacht, um gemeinsam auf Foto-Safari zu gehen.
Auch, wenn bei Pokémon Snap das altbewährte Konzept genutzt wird, bringt es meiner Meinung nach Frische in das angestaubte Pokémon-Franchise. Denn die namensgebenden Pokémon sind einfach das Herzstück der Reihe und wie traurig wäre es da, nicht einmal zu wissen, wie sie sich abseits der Arenakämpfe verhalten?
Wie seht ihr das? Welches Spin-off konnte euer Herz im Sturm erobern?
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