Schnell drücke ich die Controller-Tasten »L1 und »Dreieck«, um einen Wurfangriff auszuführen. Doch da springt der Gegner auf mich zu, und mit einem eleganten Rundumschlag, ausgelöst durch einen Druck auf »Viereck«, strecke ich ihn nieder.
Den kleinen Kreis über dem Helden bewege ich auf den Beutel, den der Gegner fallen ließ und sammle so die Beute auf. Mit den Analogsticks geht es weiter durch das von Orks überrannte Turmviertel der Stadt. Dabei folge ich der leuchtenden Spur vor mir, die meinen Recken zum nächsten Questziel führt.
Neverwinter erschien bereits 2013 für den PC, eine erste Konsolenumsetzung folgte 2015 für die Xbox One. Nun ist das Online-Rollenspiel auch für Sonys PlayStation 4 erschienen. Ich bin begeisterter Spieler der PC-Fassung, die Xbox-One-Version ging leider an mir vorbei.
Doch der Sprung auf die PS4 ist ein Experiment, das ich wagen möchte. Ich nutzte den einwöchigen Headstart, den Käufer des Onyx-Vorsprungpakets spendiert bekamen, um mich in die Konsolenfassung reinzufuchsen.
Vom PC zur Playstation 4
Nach mehreren hundert Stunden mit der PC-Version stürze ich mich nun erneut ins Abenteuer. Helden, die man auf dem PC erstellt hat, lassen sich nicht in die PS4-Fassung übernehmen, also heißt es erst einmal, einen neuen Charakter erstellen.
Dabei stehen die Völker Halb-Orks, Menschen, Zwerge, Halblinge, Elfen, Halb-Elfen, Tieflinge und Drow zur Wahl. Jedes Volk erhält unterschiedliche Boni auf die Attribute, die ich typisch für die Pen&Paper-Vorlage Dungeons & Dragons auswürfeln muss.
Nach der Wahl der Charakterklasse zwischen beschützendem Kämpfer, Glaubenskleriker, taktischem Magier, Trickserschurke, wachsamem Waldläufer, vernichtendem Hexenmeister und Zweihandwaffenkämpfer bestimme ich noch das Aussehen der Spielfigur und einen Namen.
Die PlayStation-4-Version von Neverwinter bietet alle Inhalte des Hauptspiels plus die über die vergangenen drei Jahre veröffentlichten neun Zusatzmodule. Für jede Menge Abenteuer ist also gesorgt.
Neben der Stadt Neverwinter verschlägt es Spieler daher zudem ins frostige Icewind Dale, das finstere Unterreich, und sie bekommen es mit der Drachenfürstin Tiamat zu tun. Von den offiziellen Inhalten her unterscheidet sich Neverwinter auf der PS4 also nicht von der PC-Variante.
Nach wie vor steuere ich meinen Helden aus der Verfolgersicht durch die einzelnen Spielgebiete, spreche mit NPCs, um Quests anzunehmen, bekämpfe unzählige Feinde und schließe mich mit anderen Spielern zu Gruppen zusammen. So lassen sich beispielsweise Party-Inhalte wie Raids oder PvP-Schlachten ausfechten.
Da sogar das Modul »Strongholds« enthalten ist, darf ich mich auch einer Gilde anschließen, um gemeinsam mit den anderen Mitgliedern eine Festung auf- und auszubauen oder Burgen von konkurrierenden Gilden zu belagern.
Gut an die Konsole angepasst
Wenn man als PC-Spieler zur PS4-Fassung wechselt, steht als erstes die Umgewöhnung an die Controller-Steuerung an. Während ich an der Tastatur deutlich mehr Tasten belegen kann, fällt die Umstellung zum Controller vor allem dann schwer, wenn ich versuche, alle Skills und Funktionen auf den wenigen Buttons unterzubringen.
Daher kommt es manchmal zu Tastenkombinationen wie beispielsweise L1 plus Dreieck - und damit zu etwas verknoteten Fingern. Sich das alles zu merken, ist anfangs gar nicht leicht. Doch schon bald geht einem die Steuerung ins Blut über, und man fegt mit Spezialangriffen durch die Horden von Feinden, während die Finger über die Controller-Buttons tanzen.
Auch das »Fadenkreuz« in Form des Kreises über dem Kopf der Spielfigur ist sinnvoll, da ich darüber sehr gut mit Objekten und NPCs interagieren kann. Das ist vor allem dann praktisch, wenn mehrere Gegenstände nebeneinanderliegen und ich einen bestimmten benutzen will.
Eine weitere Änderung stellt das UI, also das Benutzerinterface, dar. Alles wirkt etwas größer als in der PC-Version. Die Anordnungen sind anders, und vor allem die Hotbar am unteren Ende ist so dargestellt, dass sie den Controller und die Buttonbelegung repräsentiert. Da alle Icons und Felder mehr Platz wegnehmen, bringt das allerdings ab und zu mit sich, dass ich etwas scrollen muss. Doch das ist kein Beinbruch.
Generell spielt sich Neverwinter auf der PlayStation 4 genauso flott und actionreich wie auf dem PC. Die an den Controller angepasste Steuerung und das neue UI sorgen dafür, dass sich das MMO so anfühlt, als wäre es mit einer Konsolenveröffentlichung im Hinterkopf entwickelt worden. Ich stelle fest: Wer Neverwinter auf dem PC wegen der schnellen Kämpfe gerne gespielt hat, der muss dieses Vergnügen also auch auf der PS4 nicht missen.
Keine spielergenerierten Inhalte
Ein doch deutlich zu schmeckender Wermutstropfen ist das Fehlen der Foundry. Mit diesem Editor können sich Spieler der PC-Fassung eigene Abenteuer und Gebiete erstellen, um sie mit anderen zu teilen. So entsteht ein stetiger Strom an neuen Quests.
Allerdings nicht auf der PlayStation 4. Die Anschlagbretter, über die man sich in der PC-Version die Spielerinhalte ansehen und auswählen konnte, bleiben auf der Konsole leer. Hier mögen nicht immer alle Quests gut sein, doch bieten sie genügend Abwechslung, und es gibt eben immer etwas zu tun.
Ebenfalls schade ist, dass es keine Crossplay-Funktion zwischen den einzelnen Plattformen gibt. Es wäre sicher sehr interessant gewesen, wenn PC- mit Xbox-One- und PlayStation-4-Spielern gemeinsam Abenteuer hätten erleben können.
Neverwinter bietet auf der PlayStation 4 insgesamt denselben Spielspaß, den man auch von der PC-Fassung her kennt. Die gut übersetzen deutschen Texte und die deutsche Sprachausgabe, die noch immer ansehnliche Grafik und vor allem der dank neun enthaltener Zusatzmodule enorme Umfang sollten MMO-Fans lange motivieren, Abenteuer im Fantasyreich der Forgotten Realms zu erleben.
Was den optionalen Ingame-Shop angeht: Ja, Neverwinter will mich als Free2Play-Game immer wieder dazu bringen, Geld auszugeben. Wirkliche Pay2Win-Inhalte konnten wir keine entdecken - wobei das aber auch immer ein wenig im Auge des Betrachters liegt.
Will man so schnell wie möglich der beste Kämpfer der Onlinewelt sein oder mit der mächtigsten Ausrüstung als Erster den gesamten Inhalt abschließen, dann wird man wohl nicht drum herumkommen, einige Euro im Ingame-Shop zu lassen. Wer es allerdings gemütlich angeht und mit der eigenen Geschwindigkeit spielt, der kommt sehr weit, ohne einen Cent ausgeben zu müssen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass PlayStation-4-Spieler mit Neverwinter ein sehr gutes Free2Play-MMO bekommen, das dank der hervorragend angepassten Steuerung auch auf der Konsole viele spaßige Stunden verspricht.
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