Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain - Sexy Stumpfsinn

Laut Hideo Kojima gibt es einen Grund dafür, dass die Scharfschützin Quiet in Metal Gear Solid 5 so gut wie nichts anhat. Stimmt, sagt Michael Obermeier, dieser Grund ist aber peinlich schlecht.

Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain - Video-Kolumne zu Quiets Outfit: Sexy Stumpfsinn Video starten 3:28 Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain - Video-Kolumne zu Quiets Outfit: Sexy Stumpfsinn

»Sobald ihr erkennt, was der Grund für ihren offenherzigen Kleidungsstil ist, werdet ihr euch für eure Worte und Taten schämen« twittert Hideo Kojima im September 2013 als Antwort auf massive Kritik am Design der Scharfschützin Quiet in Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain. Die trägt nämlich auf dem Schlachtfeld keine Kampfrüstung, sondern Bikini und zerrissene Strumpfhose.

Damals dachte ich mir: »Okay Michi, bevor du da jetzt auch Fackel und Mistgabel rausholst und öffentlich erklärst, dass das ziemlich sexistischer Mist ist, wartest du lieber mal ab und spielst das Spiel«.

Inzwischen bin ich komplett mit MGS5 durch und muss fragen: Kommt der Moment, in dem ich mich schämen muss, noch per DLC, oder wurde der auch aus dem Spiel herausgeschnitten? Denn die hanebüchene Erklärung für Quiets knappes Outfit in MGS5 lässt mich jetzt nicht vor Scham, sondern höchstens durch den Aufschlag meines Kopfs auf der Tischplatte erröten. Achtung, die folgende Erklärung steht in einem Spoiler-Kasten. Für alle, die sich die Überraschung nicht verderben wollen.

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

In Kurzform: Quiets Lungen sind durch Verbrennungen komplett zerstört, weshalb ein in ihr lebender Parasit durch ihre Haut das Atmen übernehmen muss - je weniger Kleidung sie trägt umso besser atmet sie also.

Ja, der Zusammenhang ist logisch, aber natürlich hat man das auch nur so geschrieben, damit sich hinterher als Ergebnis die halbnackte Begleiterin im Hubschrauber räkelt. Oder alle Nase lang duschen geht bzw. völlig durchnässt über Mother Base hüpft.

Das klingt wie der Begleittext zu Fotos aufreizender junger Damen in gewissen Boulevardblättern: »Oh nein, Yvonne hat den Bus verpasst, und dann hat es geregnet, und dann musste die Ärmste ihre feuchten Klamotten ausziehen und sich zum Trocknen auf der Haltestellenbank räkeln.« Alles logisch. Is klar.

Der Autor
Michael Obermeier ist seit 1999 dem Metal-Gear-Virus verfallen, kennt die Reihe in- und auswendig und ist spätestens seit der »Beauty and the Beast«-Einheit aus Teil 4 große Mengen Kojima-Quatsch gewöhnt. Aber gerade deshalb hat er sich eine etwas elegantere Auflösung des ganzen Quiet-Dramas gewünscht - zumal mit dem vorerst letzten Teil der Reihe von Hideo Kojima das letzte Wort gesprochen ist.

Alles halb so wild?

Versteht mich jetzt nicht falsch: Mir ist durchaus bewusst, dass es da kulturelle Unterschiede gibt und vor allem in Japan durch Anime und Manga halbnackte Frauen anders angesehen werden als hierzulande.

Damit sich Quiet-Merchandise besser verkauft, sollte der Charakter erotischer gestaltet werden. Damit sich Quiet-Merchandise besser verkauft, sollte der Charakter erotischer gestaltet werden.

Und klar, das ist bei weitem nicht die erste weibliche Figur in der Metal Gear Solid-Reihe, die so aussieht. In jedem Spiel ist mindestens eine Frau knapp bekleidet und auch die Herren zeigen gerne mal etwas mehr Haut.

Auch Stefanie Joosten, die Schauspielerin, nach der Quiet modelliert ist, scheint kein Problem damit zu haben. Und nein, letztlich hatte natürlich auch ich meinen Spaß mit Metal Gear Solid 5.

Das aber so hinzustellen, als seien alle, die Kritik an Quiets Outfit üben, ignorante Gutmenschen, weil sie ja ihre komplexe Hintergrundstory unterschlagen, ist dagegen ziemlich frech. Zumal auch innerhalb der MGS5-Story nie erklärt wird, wieso man spät im Spiel auch normale Klamotten für Quiet erspielen kann.

Noch lächerlicher wird's aber, wenn belegt ist, dass Hideo Kojima Charakterdesigner Yoji Shinkawa gebeten hat, Quiet erotischer zu gestalten, damit mehr Cosplayer das Outfit kopieren und mehr Quiet-Merchandise verkauft wird. Denn dafür könnte man sich dann in der Tat schämen. Oder einfach so weitermachen.

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