Capcom Home Arcade
Hersteller: Koch Media
Preis: 230 Euro
Termin: 08.11.2019
Das haben wir getestet
Unser Test basiert auf der Firmware-Version 1.0, da der Stick kein Update finden konnte. Mittlerweile ist Firmware 1.3 erschienen, die zusätzliche Darstellungsoptionen hinzufügt und kleinere Bugs ausmerzt.
Die Welle der Minikonsolen nimmt immer wunderlichere Formen an. Und zwar im tatsächlichen Wortsinn. Neuester Auswuchs ist die Capcom Home Arcade, ein Arcade-Board für zwei Spieler in Form des Firmenlogos, das 16 Automatenklassiker aus gleichem Hause unter der Haube hat. Der sperrige Koloss ist mit knapp 230 Euro allerdings sicher nichts, was man wie Mega Drive Mini oder Nintendo Classic Minis mehr oder weniger impulsiv im Elektromarkt mitnimmt.
Umso wichtiger ist also die Frage, ob die Qualität stimmt oder man sich billig produzierten Kappes ins Wohnzimmer holt. Ach ja, über die Spiele sollte man natürlich auch Bescheid wissen, denn die sind wegen ihrer Spielhallenherkunft nicht unbedingt durchgängig als »Mainstream« zu bezeichnen. Man muss schon ein wenig Liebe für die guten alten Game Arcades mitbringen, um das Paket schätzen zu können.
Dominante Action
Die 16 installierten Spiele basieren auf ROMs der CPS1- sowie CPS2-Automaten (steht für Capcom Play System) und umfassen typische Arcade-Genres wie Zweikampfspiele (Street Fighter 2, Darkstalkers, Cyberbots), Brawler (Final Fight, Alien vs. Predator, Armored Warriors, Captain Commando), Shoot 'em ups (1944: The Loop Master, Gigawing, Eco Fighters, Progear) oder Action (Strider, Ghouls 'n Ghosts, Mega Man: The Power Battle) sowie auch ein Sportspiel (Capcom Sports Club) und einen Puzzler (Super Puzzle Fighter 2 Turbo).
Fans freuen sich nicht nur über Klassiker wie Strider oder das unverschämt schwere Ghouls 'n Ghosts in nahezu perfekter Emulation, sondern vor allem über die ersten Heimveröffentlichungen des Vertikal-Shooters 1944: The Loop Master, in dem ihr als Weltkriegsflieger riesige Bossgegner zerlegt, und vor allem Alien vs. Predator. Das Final-Fight-artige Geprügel schaffte es seinerzeit nicht auf die aktuellen Konsolensysteme, kann auf dem Capcom Arcade Stick aber endlich zeigen, warum Fans beim bloßen Gedanken an eine Umsetzung jahrelang das Wasser im Mund zusammenlief.
Ihr merkt schon: Fühlt ihr euch eher im typischen 16-Bit-Rollenspiel oder -Action-Adventure heimisch, seid ihr hier falsch. Automatenspiele bieten keine umfangreiche Story, sondern sind primär darauf ausgelegt, euch mit schicker Action dazu zu bewegen, immer wieder Münzen nachzuwerfen.
Edle Hardware
Münzen nachwerfen müsst ihr bei der Capcom Home Arcade zum Glück nicht - zumindest nicht in Echtgeld. Das aufgeräumte Layout bietet euch zweimal je einen Stick mit Mikroschaltern (das klickt so schön!), sechs übereinander angeordnete Action-Buttons sowie separate Start- und Münz-Tasten für Spieler eins und zwei. Wenn die Bildschirmleben zur Neige gehen, genügt also ein Tastendruck, um direkt wieder einzusteigen.
Die Komponenten sind dabei durchaus hochwertig: Sanwa-Sticks und OBFS-Buttons lassen die Herzen von Arcade-Fans höherschlagen. Allen anderen sei gesagt: Qualität ist bei Arcade-Boards wichtig, da man mit den Tasten und Sticks für gewöhnlich recht rüde umgehen muss. Da sollte man den hohen Preis zähneknirschend in Kauf nehmen. Während unseres Tests fing ein Button zwar etwas zu quietschen an, doch das kennt man auch von richtigen Spielautomaten und es ändert nichts an der Funktionalität.
Das Board ist knapp 70 Zentimeter breit und bietet damit für zwei Spieler gleichzeitig ungefähr so viel Platz wie ein regulärer Spielautomat. Und lässt sich daher natürlich auch am besten im Stehen bedienen. Blöd nur, dass wohl niemand eine entsprechend hohe Theke o.ä. vor dem Fernseher stehen hat. Wenn ihr beim Zocken am Wohnzimmertisch sitzen wollt oder das Board auf die Schenkel gelegt miteinander teilt, ist kuscheln angesagt - zerlegen lässt sich der Controller nämlich nicht.
Emulation und Optionsmangel
Die Spiele laufen allesamt hervorragend - wer im echten Leben schon mal ein paar Münzen in einen der entsprechenden Automaten geworfen hat, wird das bestätigen können und sich gleich heimisch fühlen. Dank eingebauter WiFi-Funktion gibt es sogar eine weltweite Highscore-Bestenliste. Was will man mehr? Nunja, die Spieleauswahl ist zumindest in einigen Teilen diskussionswürdig. Warum musste es unbedingt die Turbo-Version von Street Fighter 2 sein, statt gleich Super Street Fighter 2 zu nehmen? Warum hat man nicht noch ein paar mehr Spiele wie etwa Mercs draufgepackt oder Sachen wie Capcom Sports Club dafür rausgeworfen?
Immerhin: Hersteller Koch Media hat zumindest angedeutet, dass noch weitere Titel per Download-Option folgen könnten. Hier heißt es nun zunächst einmal abwarten. Eines lässt sich allerdings nicht bestreiten: Die Capcom Home Arcade bietet verwöhnten Emulationsfans eindeutig zu wenig Optionen. Das System lässt euch in den Bildoptionen nur aus vier Konfigurationen wählen: die unverfälschte Pixelgrafik in 4:3 (einzig akzeptabler Modus!) oder auf 16:9 gestreckt sowie "geglättete" Optik im 4:3- bzw. 16:9-Format.
Wer etwa Scanlines zuschalten möchte, um den Röhrenmonitor-Look der Originale zu simulieren, wird enttäuscht. Auch Zugriff auf die internen Optionen der ROMs wäre keine schlechte Idee gewesen, um etwa Schwierigkeitsgrad, Anzahl der Bildschirmleben usw. einzustellen. Hier können wir nur auf entsprechende Änderungen bei zukünftigen Firmware-Versionen warten.
Pro und Contra
+ robuster Arcade-Stick
+ enthält einige Klassiker
+ gelungene Emulation
+ weltweite Highscore-Liste
- zu wenig Optionen
- etwas merkwürdige Spieleauswahl
Fazit: Die Capcom Home Arcade bringt einige Automatenklassiker (teils erstmals) nach Hause, lässt aber etwas Liebe vermissen.
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