Statt Horrorhaus-Langeweile: MADiSON hat mich von Beginn an gepackt

Das neue Gruselspiel Madison konnte Samara überzeugen, indem es das Horrorhaus-Konzept für sie sehr gut umgesetzt hat.

In MADiSON spielen Fotos eine große Rolle. Wir entdecken viele Fotografien im Haus und schießen selbst Bilder. In MADiSON spielen Fotos eine große Rolle. Wir entdecken viele Fotografien im Haus und schießen selbst Bilder.

Bevor endlich meine großen Sehnsuchtstitel aus dem Horror-Genre erscheinen – also The Callisto Protocol und die Remakes von Dead Space und Resi 4 – stille ich meinen Gruselhunger gerne mit ein paar kleineren Gänsehauthappen. Von MADiSON habe ich gar nicht viel erwartet, aber die dämonische Story und die Spielmechaniken, die eine Polaroid-Kamera „in den Fokus rücken“, haben mich dann doch voll gepackt. 

Es fängt gut an 

Ich habe schon allerlei Horrorspiele aus der Ego-Perspektive mit Gruselhaus-Setting gezockt und MADiSON sah im Trailer für mich nicht wie ein Spiel aus, das das Genre revolutionär umkrempelt. Genau so ist es auch, aber der Titel setzt das, was ein Horrorhausspiel ausmacht, einfach gut um. Dazu gehören für mich eine beklemmende und bösartige Atmosphäre und das sowohl das Erkunden der Räume als auch die Story mich neugierig machen. Bei der Geschichte hat das für mich schon in der ersten Szene funktioniert: 

Ich finde mich in einem altmodischen Wohnzimmer wieder, das nur durch das Störbild auf dem Bildschirm eines Röhrenfernsehers beleuchtet wird. Jemand rüttelt an der verschlossenen Zimmertür. Es ist der ziemlich wütende Vater des Teenagers, in dessen Rolle ich schlüpfe – und Papas Zorn habe ich nicht etwa durch eine Sechs in Mathe erregt. Er sagt, ich habe die Familie zerstört und mehr noch: Er scheint in mir gar nicht seinen Sohn zu erkennen. 

Hier könnt ihr euch ein Trailer anschauen:

MADiSON - Trailer mit Grusel-Gameplay Video starten 1:59 MADiSON - Trailer mit Grusel-Gameplay

Die Türe zu öffnen, ist keine Option. Stattdessen fliehe ich durch einen schmalen Durchgang ins Nachbarhaus, das Opa, einem Uhrmacher, gehört hat und suche einen Ausweg. Dabei frage ich mich, was mit mir los ist? Warum trübt sich meine Sicht? Was hat mein Vater gemeint und was hat das alles mit einer Frau namens Madison zu tun, die sieben Menschen äußerst brutal ermordet hat, bevor sie von einer Polizistin erschossen wurde?

Samara Summer
Samara Summer

Samara hat über die Jahre schon viele Gruselhäuser erkundet. Das Horror-Genre begeistert sie schon lange und sie kann sich für die verschiedensten Titel erwärmen - ganz egal, ob es sich um die großen Klassiker wie das Silent Hill- oder Resi-Franchise handelt oder um kleinere Perlen wie SOMA und die Amnesia-Reihe. Auch experimentelle Titel wie Happy Game oder die interaktiven Slasher von Supermassive wie The Quarry oder Until Dawn kommen bei ihr gut an.

Mit der Polaroid durchs Horrorhaus

Ich gehe der Sache auf den Grund, indem ich die verwahrlosten Räume erkunde, Notizen lese, und Gesprächsaufzeichnungen anhöre. Um weiterzukommen, muss ich Rätsel lösen, die simpel anfangen und immer komplexer werden.

Zuerst hänge ich nur ein Bild an eine Wand und nehme dafür einen Nagel, der ganz in der Nähe zu finden ist. Später muss ich in einer Kirche durch die Zeit reisen, verschiedenfarbige Kerzen finden und sie mithilfe von Hinweisen auf von mir geschossenen Fotos in vier ziemlich dunklen Labyrinthen auf ganz spezielle Art anordnen. 

Immer wieder müssen wir spezielle Objekte oder Szenen fotografieren, um versteckte Hinweise auf dem Bild zu sehen oder sogar die Umgebung zu verändern. Immer wieder müssen wir spezielle Objekte oder Szenen fotografieren, um versteckte Hinweise auf dem Bild zu sehen oder sogar die Umgebung zu verändern.

Moment mal, durch die Zeit reisen? Das geht mit der bereits erwähnten Polaroidkamera in einem Spielabschnitt. In anderen Szenen kann ich Fotos schießen, um auf ihnen Hinweise zu erkennen oder meine Umgebung zu verändern, indem ich die richtigen Objekte fotografiere. Mir gefällt nicht nur dieser rote Faden beim Rätseln, sondern auch wie die Hinweise gestreut sind. Kakerlaken können beispielsweise dämonische Aktivität anzeigen und uns zu wichtigen Orten führen.

Und was ist mit dem Horror? 

Von Anfang an fühle ich mich nicht alleine. Es knarzt und knackt überall. Türen fallen zu. Eine Statue verfolgt mich. Alles harmlos, denke ich nach einer Weile. Bis ich auf das Monster treffe, das zunächst nur auftaucht, um mich zu erschrecken, mir irgendwann aber auch an den Kragen will.

Ich finde es sehr schön, wie sich der Terror schleichend aufbaut, auch wenn das Spiel für mich nach allem, was ich bereits gesehen habe, nicht extrem gruselig ist. Ich finde es eher angenehm unheimlich und düster. 

Das Haus verändert sich immer wieder und zwischendurch öffnet sich auch mal eine Passage in eine Kirche. Das Haus verändert sich immer wieder und zwischendurch öffnet sich auch mal eine Passage in eine Kirche.

Und dann sind da noch die Jumpscares. Ja, es gibt sie und eigentlich sind sie völlig vorhersehbar. Das Monster taucht in ganz typischen Momenten aus dem Nichts auf. Trotzdem zucke ich immer mal wieder ordentlich zusammen. Wahrscheinlich, weil ich so vertieft in die Rätsel bin.

Verteidigen kann ich mich übrigens nicht gegen das Monster. In den meisten Fällen „will es aber auch nur spielen“, ab und an kann aber auch eine Begegnung instant tödlich enden. Lange Flucht- oder Versteckpassagen bleiben jedoch aus. Das gilt zumindest für den Modus „Normal“. Im Modus „Schwer“ bekommen wir es laut Beschreibung mit fieseren Monstern zu tun und erhalten weniger Tipps für Rätsel. Unsere Polaroidkamera kann aber immer unbegrenzt Schnappschüsse ausspucken. Survival-Aspekte gibt es nicht. 

Guter Grusel mit wenigen Schwächen 

Meine rund sieben Stunden Spielzeit waren gut investiert, aber ein bisschen Kritik habe ich doch: Das Ende der Story finde ich im Gegensatz zum Rest viel zu unspektakulär. Es fühlt sich dadurch unbefriedigend an. Einige Zusammenhänge in der Handlung sind mir zudem zu schlecht erklärt. 

Wir können acht Objekte gleichzeitig mit uns herumtragen, die wir für das Weiterkommen brauchen. Überschüssiges muss im Schrank gelagert werden. Wir können acht Objekte gleichzeitig mit uns herumtragen, die wir für das Weiterkommen brauchen. Überschüssiges muss im Schrank gelagert werden.

Außerdem hätte es für meinen Geschmack keine Beschränkung der Inventarplätze gebraucht, die nur dafür sorgt, dass ich ab und an zum Spint rennen und etwas ablegen muss. Das fühlt sich nach einem sinnlosen Strecken der Spielzeit an. Stattdessen hätte ich lieber eine Limitierung der Polaroidbilder gehabt oder ein anderes Element, das mehr Druck aufbaut und zum Nervenkitzel beiträgt. 

Für wen MADiSON geeignet ist: Für alle, die actionlastigen Survivalhorror suchen, ist MADiSON nicht der richtige Titel, aber falls ihr Lust habt, euch in ein von Dämonen verseuchtes Gruselhaus zu wagen, das ein wenig an P.T., Visage oder das erste Layers of Fear erinnert, kann ich euch das Spiel empfehlen. Auch auf Metacritic kommt es übrigens gut weg. Aktuell steht es bei einer Wertung von 80 Punkten, was im Bereich der Indie- und AA-Horrorspiele doch recht hoch ist. Allerdings sind in die Wertung auch nur wenige Reviews eingeflossen.

Könnte MADiSON was für euch sein oder stellen sich euch bei dieser Art von Horrorspielen (aus den falschen Gründen) die Nackenhaare auf?

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