Lichtspeer - Der Geheimtipp voller Germanen, Wurstzombies & Hipster-Riesen

Mit absurdem Humor und knalligem Grafikstil kitzelt Lichtspeer überraschend viel Spielspaß aus einem eigentlich schon ordentlich eingestaubten Spielprinzip. Ein echter Geheimtipp!

Der blonde Hüne Wilhelm steht am Ufer eines Fluss und blickt auf die Flotte, die sich ihm nähert: Dickliche Pinguine mit Hörnerhelmen verhöhnen den Recken schnatternd, fliegende Hunde schmettern angriffslustig bellend vom Himmel und Eisriesen in Shorts schieben ihre Flößer mit Baumstämmen vorwärts. Doch bevor der erste Angreifer das Ufer erreicht, wirft Wilhelm seinen knallpinken Lichtspeer nach der feindlichen Armee und köpft, durchbohrt und massakriert die bunte Schiffsbesatzung, von der kurz darauf nur Blutlachen und Köperteiln zurückbleiben. "Gut gemacht!" schreit ein bärtiger Totenkopf und schenkt uns etwas LSD als Belohnung.

Was ein wenig nach meiner vergangenen Urlaubswoche klingt, ist in Wirklichkeit eine Szene aus dem frisch erschienenen Spiel Lichtspeer, das gleichzeitig das Debüt-Projekt zweier polnischen Entwickler darstellt. Über sich selbst verraten die jungen Männer auf ihrer Website, dass sie »schon immer schnelle, actionreiche Arcade-Spiele geliebt haben, die nicht sonderlich kompliziert, aber dafür umso kurzweiliger sind.« Aus diesem gemeinsamen Geschmack heraus entstand nun also Lichtspeer, das wahlweise auf PS4 oder PC die simpelste Form eines Tower Defense Spiels mit einem ordentlich Farbkleckser aufpeppt, der vor Humor und Neonfarben nur so trieft. Und diese Kombination macht tatsächlich viel Spaß!

Lichtspeer, flieg und sieg!

Trotz seines ausgeprägten Arcade-Charakters kann Lichtspeer eine etwas seltsame, aber dennoch unterhaltsame Rahmengeschichte vorweisen: Ein gelangweilter Lichtgott erwählt - je nach unserer Entscheidung — einen Mann oder eine Frau, die zur Belustigung des göttlichen Wesens samt Rauschebart gegen die fiesesten Monster der germanischen Mythenwelt kämpfen muss. Dieser »Germanonaut« muss es in den kommenden Spielstunden mit wütenden Pinguinen, Wurstzombies und Eisriesen aufnehmen, die gerne Shorts tragen und Mate trinken. Ihr merkt schon: So ganz treu überlieferungsgetreu kämpfen wir uns nicht gerade durch die germanische Mythenwelt (wer das möchte, sollte einen Blick auf das grandiose Jotun werfen!), aber unterhaltsam ist die eigenwillige Lichtspeer-Interpretation allemal.

Eisriesen abwerfen macht überraschend viel Spaß! Eisriesen abwerfen macht überraschend viel Spaß!

Neben den tollen Design der Monster und Landschaften sorgt das simple Spielprinzip für genau die kurzweilige Unterhaltung, die sich die beiden Entwickler gewünscht haben: Fest auf der linken Bildschirmseite verankert schmeißen wir pinke Speere auf herannahende Gegner, die unterschiedliche Schwachstellen und Bewegungsmuster haben. Nur leider kennen wir schon recht bald alle Widersacher, die das Spiel zu bieten hat und die nach einigen Leveln nur noch unterschiedlich coloriert oder in Kostümen anrücken.

Doch zu leicht oder monoton ist der Kampf gegen die germanischen Mythenwesen deswegen ganz sicher nicht: Lichtspeer fordert den Stressbewältigungsmanager in euch heraus, indem ihr genau abschätzen müsst, auf welchen der vielen Gegner ihr in welcher Reihenfolge wie viele Speere werft. Erreicht euch ein Angreifer, seid ihr sofort tot und müsst den Level wieder von vorne beginnen - immerhin ohne das Intermezzo einer quälenden, frustrierend lange Ladezeit. Euren erfolgreichen Einsatz belohnt Lichtspeer dann mit einem Batzen LSD-Punkten, die ihr für den Kauf von Upgrades für euer Speer oder andere Boni ausgeben könnt. So schlagt ihr euch durch die etwa zwei Dutzend Level, tretet hier und da sogar gegen riesige Bossgegner an und könnt bereits überstandene Areale mit frischen Upgrades ausgerüstet direkt noch einmal besuchen. Klingt rund, ist rund!

Dom Schott (@R3nDom):
Lichtspeer ist genau das Spiel für Zwischendurch, das mir nun seit längerer Zeit in der Spielebibliothek gefehlt hat. Zwischen Kolossen wie The Witcher 3 (dieses Spiel ist einfach zu groß!), Darkest Dungeon und Stellaris tut es richtig gut, die Epen und Dramen einmal sich selbst zu überlassen und stattdessen angefeuert von einem cholerischen Lichtgott Wurstzombies und Hipster-Eisriesen aufzuspießen.

Da es keine einzige längere Ladezeit gibt, nervt weder der unvermeidbare Bildschirmtod noch der regelmäßige Besuch im Shop, um dem mystischen Lichtspeer noch etwas mehr Wumms auf die Haube zu schaffen. Die treibende Elektromusik und der tolle Grafikstil passen ebenso gut zu Lichtspeer, wie der überdrehte Humor, der glücklicherweise nie überzogen oder unpassend wirkt. All das hat mich schleunigst Papier und Stift in die Hand nehmen lassen, um euch auf diesen kleinen Geheimtipp aufmerksam zu machen. Und nun nicht länger warten, sondern fleißig Lichtspeere werfen!

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