Ich war ein Xbox-360-Fanboy, bin es eigentlich immer noch. Kein Wunder, die Spiele liefen oft besser als auf der PS3, das Gamepad war kein viel zu kleines Plastik-Spielzeug, und das Dashboard wurde mit jedem Update besser, während die Playstation 3 ihren Online-Shop heute noch nicht flüssig darstellen kann.
Doch dann kam die Wende und Microsoft kündigte die Xbox One an - mit TV, TV, TV. Und ich dachte nur: »Hab ich schon, ich will Spiele, Spiele, Spiele.«
So wurde ich zum PS4-Fan, denn Microsoft hatte mich bei seiner neuen Konsole schnell verloren - zu teuer, zu klobig, zu leistungsschwach.
Die Kachel-Oberfläche ist bis heute ziemlicher Murks und abgesehen von einigen Exklusivspielen bekomme ich die meisten Titel auch auf der PlayStation 4. Meist laufen sie dort sogar in einer höheren Auflösung. Das PS4-Gamepad passt endlich auch gut in große Hände und an den Menüs gibt es nicht viel zu meckern. Und dann ist da ja auch noch PlayStation Plus, der Online-Abodienst, der mir jeden Monat gute Spiele um die Ohren schmeißt, während man sich bei Xbox Live Gold lange wie an der Resterampe vorkam.
Nur eine Option: Angriff!
Ich war wohl nicht alleine mit meiner Vorliebe für die PS4. Die jüngste Sony-Konsole hat sich deutlich besser verkauft als die Xbox One. Die Zeiten, in denen PS3 und Xbox 360 - zumindest gefühlt - gleichauf, die 360 sogar in der Gunst der Spieler vorne lag, hat es für PS4 und Xbox One nie gegeben. Und jetzt steht Microsoft ziemlich abgeschlagen da. Ein bisschen so wie damals, als die erste Xbox erschien, oder in der Anfangszeit der Xbox 360, als wohl keiner erwartet hätte, das die zweite Generation ein derart großer Erfolg werden würde.
Aber eigentlich bin ich ein bisschen froh, dass es jetzt so deutlich schlecht um die Xbox One steht. Warum, Schadenfreude? Nein, Hoffnung! Microsoft war mit der Xbox immer dann am stärksten, wenn sie kämpfen mussten. Die erste Xbox zeigte der PlayStation 2 mit Xbox Live, wie online auf Konsolen richtig geht. Halo lieferte den Beweis, dass Shooter keine Maus und Tastatur brauchen. Die Xbox 360 überholte die PS3 in Sachen Zugänglichkeit, sowohl für den Spieler als auch die Entwickler. Xbox Live Arcade hatte oft ein vielseitigeres Angebot als der PSN-Store.
Und inzwischen gibt auch die Xbox One richtig Gas. An die DirectX-12-Versprechen will ich zwar noch nicht glauben, aber die Abwärtskompatibilität (für die ich bei Sony via PlayStation Now extra zahlen darf), das für Ende des Jahres angekündigte, neue Dashboard und das spürbar aufgestockte Xbox-Live-Gold-Angebot mit zwei zusätzlichen One-Gratisspielen pro Monat machen die Xbox für mich so attraktiv wie nie.
Wird die Xbox One die PS4 einholen?
Wird die Xbox One die PS4 einholen? Nein, das glaube ich nicht. Der Zug ist abgefahren, vielleicht war er sogar niemals im Bahnhof. Aber die Xbox kann aufholen, wenn Microsoft weiter Energie in das Projekt steckt und für die Zielgruppe arbeitet. Der große Vorteil: Bei Sony ist man sich des Sieges sicher und spürbar müde geworden. Die Plus-Spiele sind nicht mehr so beeindruckend, die technischen Verbesserungen eher zurückhaltend. Warten wir mal ab, wann und ob Morpheus wieder Schwung in die Sache bring.
Natürlich darf man die Exklusivtitel nicht unterschätzen, aber da ist die Xbox One auch nicht schlecht aufgestellt. Dieses Jahr kommen unter anderem noch Halo 5 und das Gears-Remake. Und auch der Zugang für Indie-Spiele ist wieder deutlich erleichtert. Ursprünglich wollte Microsoft ja alle Indies von der Xbox One ausschließen, die keinen eigenen Publisher oder keine drei fertigen Spiele vorzuweisen hatten. Das hat man schnell aufgegeben, nun eröffnet man für die Xbox sogar einen eigenen Early-Access-Markt (auf dem es hoffentlich weniger chaotisch zugehen wird als auf Steam).
Für uns Spieler kann eine stärkere Marktposition der Xbox One nur gut sein, selbst für PC-Spieler. Denn was passieren kann, wenn vermeintlich unwichtigere Plattformen in der Entwicklung nicht mehr die volle Aufmerksamkeit bekommen, haben wir gerade erst beim PC-Release von Batman: Arkham Knight gesehen.
Der Autor
Christian Fritz Schneider arbeitet seit mehr als sieben Jahren bei GameStar und GamePro und leitet dort das Content-Management-Team der beiden Webseiten. Wenn er nicht gerade alte Xbox-360- und PS3-Spiele für seine Sammlung kauft, spielt er mit den Kollegen Obermeier und Feith und Ex-Kollege Martin Le auf dem YouTube-Kanal GameTube. Und alles, was selbst für GameTube zu klein, zu merkwürdig oder zu alt ist, landet bei GrummelFritz.
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