Als Fantasy-Fan und verkappter Nerd spiele und leite ich seit vielen Jahren Dungeons & Dragons. Das Tabletop-Rollenspiel (kurz: TTRPG) spiele ich zusammen mit Freunden am Tisch, wo wir mit unseren Charakteren gemeinsam eine Story erschaffen.
Natürlich war ich allein schon deshalb ein riesiger Fan des Borderlands 2-DLCs Tiny Tinas Sturm auf die Drachenfestung. Denn das darin gespielte Bunkers & Badasses ist, Überraschung, eigentlich nur ein Videospiel gewordenes Dungeons & Dragons - nur eben ohne die Rollenspiel-Elemente.
Auch der Nachfolger Tiny Tina's Wonderlands hat mich damit wieder angelockt, konnte mich aber zugleich überraschen, indem es noch einen Schritt weitergeht: Die Spielwelt steckt voller queerer und diverser Inhalte.
Tiny Tina's Wonderlands ist queer und das ist gut so
Beim gemeinsamen Zocken hat Kollege Dennis Tiny Tina's Wonderlands scherzhaft als "gayestes Spiel" bezeichnet, das er je gesehen hat. Das kommt nicht von ungefähr, immerhin werden wir vom Spiel mit Regenbögen und Glitzer bombadiert. Dabei geht es aber tiefer als nur die Optik.
Das fängt schon bei der Charaktererstellung an. Ähnlich wie auch bei Dungeons & Dragons wähle ich diesmal nämlich nicht aus einem vorgefertigten Charakter, sondern stelle mir meine*n Schicksalsbringer*in nach Belieben zusammen. Neben Optionen für Gesichtsmerkmale, Haare oder Tattoos kann ich hier auch Körpertyp, Stimme samt Stimmlage und Pronomen festlegen - und zwar alles unabhängig voneinander. Auch meine gewählte Klasse wird gegendert, um alle wählbaren Optionen zu umfassen.
Diese Dinge sind aber eben genau das - Optionen. Wer einfach nur einen schroffen Kerl mit grummeliger Stimme und den männlichsten Pronomen will, die es nur gibt, kann auch das problemlos auswählen.
Bei den Charakteren im Spiel sieht es ähnlich aus. Die sind natürlich in typischer Borderlands-Manier komplett überzeichnet, aber auch hier reihen sich queere Charaktere nahtlos in die Spielwelt ein. So ist Paladin Mike ein typischer Ritter in glänzender Rüstung samt sexy Bartstoppeln, begrüßt mich aber mit einer überraschend femininen Stimme.
Mehr abgedrehte Charaktere aus Tiny Tina's Wonderlands gibt's auch im Story-Trailer:
Und in der Nebenquest "Der Eifer einer Bäuerin" soll ich ganz selbstverständlich für Bäuerin Flora einen Blumenstrauß an ihren Crush, die Alchemistin, überreichen - mal ganz zu schweigen davon, dass die Quest im Verlauf dann noch eine ziemlich absurde Liebesgeschichte wird. Ohne groß zu spoilern: Auch Kobolddamen verdienen Liebe.
Eleen Reinke
@ottadice
Eleen ist langjähriger TTRPG-Fan und spielt in zahlreichen Kampagnen zu Call of Cthulhu, Vampire the Masquerade, Star Wars: Edge of the Empire, Shadowrun und mehr. In vielen dieser Runden spielt sie mit queeren Freund*innen, sie selbst hat etwa einen genderfluiden Charakter in Dungeons & Dragons.
Die Diversität von Tiny Tina's Wonderlands hat sie positiv überrascht, besonders da sie über viele der offensichtlichen Klischees hinausgeht.
So divers wie Dungeons & Dragons
Die fast beiläufige Inklusion queerer Inhalte finde ich schon für sich genommen erfrischend, aber besonders mit Blick auf das Setting großartig. Immerhin ist Bunkers & Badasses eindeutig an Dungeons & Dragons angelehnt. Und obwohl natürlich jeder D&D spielen kann, fühlen sich insbesondere auch viele queere Personen dazu hingezogen. Kein Wunder, schließlich kann man sich hier mit Freund*innen über einen Spielercharakter ausprobieren und in einem sicheren Umfeld ausleben.
Damit bildet Tiny Tina's Wonderlands besonders die Diversität seiner Fans wunderbar ab. Zwar macht sich das Spiel auch über allerhand Klischees und Archetypen lustig, aber ich bekomme nie das Gefühl, dass es auf die Kosten queerer Fans geht.
Wie gefällt euch Tiny Tina's Wonderlands bisher?
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