Als Microsoft auf der E3 2009 seine Bewegungssteuerung Kinect (damals noch Project Natal) für die Xbox 360 vorstellte, ging ein Raunen durch die Spielergemeinde. Der Konzern war euphorisch, die Zocker skeptisch. Ganz neue Spielkonzepte seien mit dem schwarzen Sensor denkbar, so posaunte es Microsoft damals stolz in die Videospielwelt hinaus.
Ob man jetzt sein Fitnessprogramm am Fernseher spielen wolle oder bloß auf einer Wiese mit nett animierten Tierchen herum tollen – Kinect würde es möglich machen.
Durchtrainierte Sportler und knuffige Kinder waren damals live vor Ort, um das neue Spielerlebnis vorzustellen. Doch die erfahrenen Spielefans – oder auch Hardcore-Spieler – stellten sich die Frage: »Für Casual-Kram ist das ja ganz nett, aber wird es mit dem Ding auch »richtige« Spiele geben?« Ja, wird es. Und nach knapp zwei Jahren ist es Zeit für eine Bestandsaufnahme.
Casual-Launch
Direkt zum Launch von Kinect setzte Microsoft auf Masse, gleich 15 Titel standen in den Läden. Doch keines der Spiele fiel damals (November 2010) in die Kategorie »Hardcore-Titel« sondern eher in die Sparte »Minispiele, um zu zeigen was das Ding alles kann«. Die Ernüchterung war groß, die Verkäufe trotzdem gut. Denn die Käufer mochten es offenbar, bei Kinect Adventuresauf Abenteuertour zu gehen oder mit Dance Centraleinen Tanzabend vor dem Fernseher zu verbringen.
Beispiele für Kinect-Casual-Titel
Ein bisschen hampeln, ein bisschen fuchteln, das war‘s. Jeder hatte Spaß, jeder wusste schnell, wie Kinect funktioniert. Und vor allem, dass es funktioniert. Doch schnell wurden Erinnerungen an Nintendos Wii wach. Auch hier gab es den anfänglichen Wow-Effekt, tiefgehende Spielkonzepte ließen aber auch dort lange auf sich warten.
Und die Core-Titel?
Einen zaghaften Versuch machte erstmals Forza Motorsport 4, wohl das »hardcorigste« Rennspiel auf Microsofts Konsole, Ende 2011. Im integrierten Anfänger-Modus kann man ein Fahrzeug seiner Wahl über eine Strecke scheuchen. Mit einem »Luft-Lenkrad« bei sämtlichen, zwangseingeschalteten Fahrhilfen. Das Problem: die fehlende Präzision. Mit einem physischen Lenkrad zirkelt man deutlich besser um die Kurven und erzielt für Kinect-Spieler unschlagbare Bestzeiten.
Eine ähnliche Möglichkeit gibt es bei Ghost Recon: Future Soldier: Hier kann man im Waffenschmied-Modus Knarren nach eigenen Wünschen zusammenbauen. Und im Menü einzelne Teile und Komponenten mit Gestensteuerung drehen oder auseinanderziehen, um bessere Übersicht zu haben. Aber auch hier ist der Wow-Effekt nach wenigen Runden verpufft.
Wohl das beste aktuelle Beispiel für eine missratene Kinect-Integration in ein Hardcore-Spiel ist Steel Battalion: Heavy Armorvon Capcom. An sich überhaupt kein schlechtes Spiel, aber die bockige, meist nicht funktionierende Bewegungssteuerung wertet das Spielerlebnis nicht auf, sondern zerstört es ganz im Gegenteil sogar. Zumal es auch gar keine andere Möglichkeit gibt als mit Kinect zu spielen - Controllereingaben werden rigoros ignoriert. Skyrim, Mass Effect 3und zum Beispiel auch das kommende FIFA 13gehen hingegen in eine andere Richtung.
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