Der Autor: Kai Schmidt
Bevor wir zu Predator: Upgrade kommen, eins vorweg: Ich bin in den legendären 80er-Jahren aufgewachsen und war überaus empfänglich für alles, was mit Macho-Attitüden, Muskeln, Explosionen und generell Testosteron zu tun hatte. Das war damals so, und ist ungeachtet der heutigen, generell negativen Einstellung solchen Dingen gegenüber auch heute noch so. Man möge mir also meine vielleicht primitiv anmutende Sicht mancher Dinge verzeihen oder gleich aufhören zu lesen. Danke.
Als Predator in die Kinos kam, war ich erst zehn Jahre alt. Viel zu jung also, um mir das blutige Treiben ansehen zu dürfen. Das geschah etwa vier Jahre später. Ich war immer noch zu jung, aber feierte den Film schon damals für seine unglaubliche Männlichkeit (grunz, grunz). Einen männlicheren Film gibt es einfach nicht. Dafür sorgt schon der unglaubliche Cast um Arnold Schwarzenegger, Carl Weathers, Jesse Ventura und Co. Die Muskeln sind gigantisch und eingeölt, die Dialoge beschränken sich aufs Nötigste ("Hey Mann, du blutest!" "Ich hab keine Zeit, zu bluten."), die Explosionen sind riesig, und mit der tragbaren Minigun, die unter anderem dazu genutzt wird, ein Stück Regenwald abzuholzen ("Kontaaaakt!"), hat Predator einen Actionfilm-Trend gestartet. Einer der besten Männerfilme aller Zeiten (grunz, grunz).
Predator 2 kam kurz nachdem ich den ersten Teil für mich entdeckt hatte ins Kino und war der erste FSK-18-Streifen, den ich im örtlichen Lichtspieltheater sah. Dort war FSK 16 generell die höchste Freigabe (man nahm es nicht so genau damit). Ich war 14, der Kartenabreißer fragte "Bist du schon 16?", ich sagte "Öh … naja, 15 …!?", er musterte mich und sagte "Ist okay.", ich sah mir den Film an und verliebte mich auch in die Fortsetzung. Auch dieser Film ist sehr männlich (grunz, grunz), hat coole Action und viel Gewalt zu bieten, kann aber nicht ganz das Macho-Niveau des ersten Teils halten.
Dann kam zig Jahre später der dritte Teil, Predators. Ich habe ihn gesehen. Okay, das muss an dieser Stelle reichen. Ganz schlimmer Fail.
Nun aber zu Predator: Upgrade. Der vierte Film der Reihe schlägt mit Regisseur Shane Black, Drehbuchautor des von mir sehr geschätzten Männerfilms (grunz, grunz) The Last Boy Scout, tatsächlich den Bogen zum ersten Teil. Black spielte damals nämlich den Pussiewitz-Liebhaber Hawkins, der zum ersten Opfer des Predator wurde. Nebenbei feilte er mit am Drehbuch. Der perfekte Mann also, um eine Fortsetzung zu drehen, die dem Original gerecht wird. Naja, sollte man eigentlich meinen … doch es kam ganz anders.
Die Grundstory dreht sich um den US-Scharfschützen McKenna, der Zeuge des Absturzes eines Predator-Raumschiffs wird. Um ihn mundtot zu machen, steckt ihn die Regierung in psychiatrische Behandlung. Allerdings hat sich McKenna die Maske und den Armschutz des abgestürzten Predators nach Hause geschickt, wo sein autistischer Sohn die Sachen entdeckt und damit herumspielt. Das wiederum ruft weitere Predators auf den Plan, die in einem Anfall von Serien-Retcon nicht mehr auf Trophäen aus sind, sondern auf DNA. McKenna tut sich also mit einer Gruppe psychisch gestörter Army-Veteranen zusammen, um seinen Sohn zu retten und die Predators aufzuhalten.
Predator: Upgrade fängt wirklich gut an. Zwar nicht besonders weit oben auf meiner Männerfilm-Skala (grunz, grunz), aber immerhin auch nicht drunter. Der Absturz des Raumschiffs ist spektakulär in Szene gesetzt, die klassische Musik ist da, der männliche Held (grunz, grunz) ist da, und es gibt auch gleich ordentlich Gekröse zu sehen. Juhu!
Dann fällt der Film ab. Shane Black versucht, über den Trupp der durchgeknallten Ex-Soldaten seine typischen durchgedrehten Dialoge einzubringen. Einer macht sogar Pussiewitze. Doch das ist alles zu geballt, zu übertrieben und vor allem zu viel, als dass es dem Streifen guttun würde. Über weite Strecken verkommt Predator: Upgrade beinahe zu einer klamaukigen Komödie, die ab und an von mäßigen Actionszenen unterbrochen wird. Nichts, was lange in Erinnerung bleiben würde. Ich muss mich tatsächlich gerade sehr anstrengen, um mich an Einzelheiten zu erinnern.
Typisch für Shane Black ist auch die Kinderrolle. McKennas Sohn spielt eine zentrale Rolle in Predator: Upgrade und ist in seiner Eigenschaft als Aliencode-knackende "Mary-Sue" (eine Figur, der sozusagen alles in den Schoß gelegt wird, siehe etwa Anakin Skywalker) eigentlich wie geschaffen dafür, einem hart auf die Nerven zu gehen. Dankenswerterweise spielt sich alles um den autistischen Jungen aber (gerade noch so) im Bereich des Erträglichen ab.
Oh, zwei Frauenrollen gibt's auch, doch die eine (McKennas Frau) ist im Prinzip überflüssig, die andere immerhin Wissenschaftlerin. Viel mehr als Stichworte geben, sich mit dem Betäubungsgewehr in den Fuß zu schießen und sich retten zu lassen, tut sie aber nicht. Also eigentlich auch überflüssig! Das fühlt sich an, als hätte man Black irgendwie dazu gedrängt, irgendwie noch eine hübsche, vermeintlich starke Frau im Film unterzubringen. Und das ging gehörig daneben. Dabei hat Black doch eigentlich schon bewiesen, dass er starke Frauenrollen schreiben kann … man denke nur an den fantastischen The Long Kiss Goodnight mit Geena Davis!
Auch das doch recht spektakuläre Finale kann den Film dann nicht mehr retten. Predator: Upgrade kann sich einfach nicht zwischen klamaukigem Kasperletheater und harter Action entscheiden. Nein, der Film ist kein Totalausfall, man kann ihn sich ruhig mal anschauen - und gleich wieder vergessen. Wer Alien vs. Predator: Requiem oder Predators mochte, könnte vielleicht sogar mehr Gefallen dran finden. Upgrade wird dem großen Titel "Predator" aber keinesfalls gerecht.
Das macht mich traurig, denn irgendwo steckt da ganz sicher ein guter Film drin, aber Regisseur und Drehbuchautor haben es nicht geschafft, den Felsblock um die darunter verborgene Skulptur wegzuhauen, um mal Rambo 3 zu zitieren (was man eigentlich viel öfter tun sollte). Die letzte Szene vor dem Abspann setzt dem Durcheinander dann die Krone auf und lässt erahnen, dass eine etwaige Fortsetzung in Power-Rangers-Sphären vordringen dürfte. Nein, das war kein Spoiler! Ach, und hört mir auf mit dem DNA-Plot-Retcon! Das war wohl eine der bescheuertsten Ideen in einer ganzen Reihe bescheuerter Ideen.
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