Die Robotik ist schon lange keine Zukunftsmusik mehr, sondern schlägt ihren Takt bereits heute in Fabriken, Krankenhäusern und Kasernen an — Sea Hunter, ein autonomer, von einer KI-gesteuerter U-Boot-Jäger, ist nur eines von vielen Beispielen aus dem modernen Armee-Sektor. Streng genommen gab es sogar bereits in der griechischen Antike erste Pionierversuche, Roboter und komplexe Maschinen gewinnbringend einzusetzen: Beispielsweise in der Form der Wasserorgel, die ohne menschliches Zutun musizierte, oder maschinell bewegte Theaterkulissen. Die Technologie der Roboter ist heute allerdings freilich einige Schritte weitergekommen und mittlerweile stehen wir an der Schwelle zu einer neuen Ära, in der Androiden Teil unserer Gesellschaft werden könnten.
Ein Vorgeschmack dieser Zukunft ist gewissermaßen in Einzelteilen bereits heute bei uns angelangt: Die neuesten Generationen von Handprothesen ermöglicht ihren Trägern dank künstlicher Synapsen wieder Dinge zu fühlen, während mechanische Beinprothesen übermenschliche Leistungen zum Kinderspiel machen — oder wir Robotern ganz einfach beim Fußball spielen zusehen können. Dennoch: Die Robotik ist noch lange nicht Teil unseres Alltags, sondern spielt sich am Rande unserer Gesellschaft als faszinierendes, aber noch immer fremdes Phänomen ab. Bis sich das ändert, bleiben die großen Fragezeichen bestehen: Werden wir irgendwann tatsächlich mit Robotern zusammenleben? Werden sie unsere Sklaven oder Freunde sein? Wo liegen die Gefahren - und Chancen?
Kampf der Maschinen
Das jüngst erschienene Spiel Call of Duty: Infinite Warfare hat auf all diese Fragen ganz eigene Antworten gefunden. In einer »fernen Zukunft« haben die Kolonialbemühungen der Menschheit ihren ersten Höhepunkt bereits überschritten und so sieht sich die Erdbevölkerung mit einem interplanetaren Krieg konfrontiert. Lose den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zitierend, begehrt der Satellitenstaat auf dem Mars als ideologisch verblendete, »Mars Aeternum« murmelnde Fanatisten gegen den irdischen Heimatplaneten auf. Doch nicht nur die Unabhängigkeit, sondern die völlige Vernichtung der Erde ist das Ziel dieser marsianischen »Siedlungsdefensivfront« - entsprechend erbittert wird dieser Krieg auf beiden Seiten geführt.
Beide Armeen stützen sich dabei neben menschlichen Soldaten auf Roboter, die in zwei verschiedenen Modellausführungen die Schlachtfelder betreten. So unspektakulär sie sich zunächst in den SciFi-Reigen eingliedern, so spannend ist es zu beobachten, wie beide Ausführungen unter der Oberfläche mit unterschiedlichsten Ängsten spielen, die unsere heutigen Diskussionen rund um Roboter beherrschen.
Kampfroboter: Der Albtraum von Skynet
Skynet beschreibt den wohl bekanntesten Sicherheitsausfall in der Geschichte der Robotik, der nie stattgefunden hat. Als dramatisches Motiv der Terminator-Filmreihe übernimmt das Sicherheitssystem Skynet die Kontrolle über die Maschinen und beginnt damit einen blutigen Krieg zwischen Menschheit und Robotern. Das ist der Moment, wenn die präzisen, nie hungrigen oder durstigen und moralisch immer hochmotivierten Maschinen ihre Stärken gegen uns ausspielen - eine durchaus reale Angst, die bereits heute immer wieder die Diskussion um Roboter in der Armee und auch im zivilen Sektor streift.
Zuletzt titelte die FAZ mit »Keine Angst vor den Robotern« und »Wie die Roboter unsere Rente sichern«. Geworben wird mit kapitalistischem Zielen, die dank des technologischen Fortschritts nicht nur höher gesteckt, sondern auch erreicht werden sollen. Die Botschaft ist hier eindeutig: Augen zu und durch - ein kleines Risiko, an dessen Ende gigantische Renditen stehen. Doch viele Menschen haben Angst davor, die Augen zu schließen. So fragt beispielsweise das Handelsblatt, »wie lange wir noch den Ton angeben« und warnt vor der sogenannten Singularität:
"Singularität heißt das Zauberwort: So bezeichnet man den Zeitpunkt, an dem Computer intelligent genug sind, um sich ohne weitere Hilfe des Menschen selbstständig weiterzuentwickeln. Klingt unglaublich? Ich werfe als Prognose zehn bis 15 Jahre in den Raum."
Diese Angst vor der Singularität der Maschinen greift auch Infinite Warfare auf, indem es uns ständig und immer wieder gegen mechanische Soldaten antreten lässt. Sie sind fester Bestandteil des futuristischen Schlachtfelds und spielen ihre Stärken gegen die Menschen effektiv aus: Sie schießen genauer, sind resistenter als ihre humanoiden Kameraden und lassen uns während der Kampagne von Infinite Warfare hin und wieder erleichtert aufatmen, wenn wir einen solchen Kampf überstanden haben. Sie sind in diesem Spieluniversum überwindbare Gegner, keine Frage, doch beißen wir uns an ihnen deutlich länger die Zähne aus. Ein spielmechanisches Detail, das alles andere als zufällig ist.
Arbeitsroboter: Die Angst vor dem Unbeherrschbarem
Die Arbeitsroboter werden von »unserer Fraktion« während der ersten Einsätze zunächst nicht als Bedrohung wahrgenommen - und das ist kein Wunder. Im Universum von CoD: Infinite Warfare leisten diese Roboter schon seit geraumer Zeit gehorsam härteste körperliche Arbeiten, um ihre menschlichen Architekten zu entlasten. Der feingliedrige Körperbau kann dabei durchaus täuschen: Hydraulische Gelenke machen diese mechanischen Helfer zu enorm kräftigen Maschinen, die ein Vielfaches des Gewichts tragen können, zu dem ein biologischer Muskel imstande wäre - eine Technologie, die wir schon heute bei Baggern, Hebebühnen und anderen schweren Geräten nutzen.
Arbeitsroboter sind in dieser virtuellen Welt ein Teil des Alltags der Menschen, der kontrolliert wird, nichts geschieht hier ohne den passenden Knopfdruck und Befehl. Dann aber eskaliert der schwelende, interplanetare Konflikt plötzlich und das Rückgrat der industriellen Gesellschaft wendet sich gegen ihre Erbauer. Wir erleben diesen verheerenden Moment im Spiel aus nächster Nähe mit:
Link zum YouTube-Inhalt
»Es sind Arbeitsroboter, vor ihnen haben wir nichts zu befürchten.« Diese Aussage des Veteranen unseres Einsatzteams steht beispielhaft für das Vertrauen auf die Technik, das sich die Menschen in der fernen Zukunft aufgebaut haben. Nun wurden wir allerdings durch einen weitreichenden Hack hintergangen und müssen uns ab sofort regelmäßig gegen die wild gewordenen Arbeitsroboter wehren - und dieser Kampf ist durchaus kein leichter. Schon im Trailer sehen wir mehrfach Szenen, in denen die Menschen ernsthafte Probleme gegen die dürren Droiden haben, die uns in engen Gängen auflauern und raubtierhaft entgegenstürmen. Sie haben keine Gesichter, um Emotionen zeigen zu können: Was für ihre ursprünglich angedachte Arbeit kein notwendiges Feature war, erweist sich nun als gruselige Entmenschlichung der menschenähnlichen Roboter.
Aber bedeutete das nicht etwa im Umkehrschluss, dass es sowas wie »menschliche Roboter« geben kann? In der Tat: Einer von ihnen kämpft persönlich in unserem Team nicht nur gegen die Mars-Menschen, sondern interessanterweise auch gegen eine Welle von Vorurteilen und wirft ein deutlich anderes Licht auf das Zusammenleben der Menschen und Roboter in der Zukunft.
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