Das gute alte Horrorhaus: Zeitloser Klassiker oder olle Kamelle?

Ein altes Haus - Das klassischste Setting des Gänsehaut-Genres. Hat es sich langsam abgenutzt oder ist es immer noch der perfekte Schauplatz?

Andre beim Betreten des Baker-Hauses in Resident Evil 7. Andre beim Betreten des Baker-Hauses in Resident Evil 7.

"Verlassenes Farmhaus. Vermisste Familie. Verbrechen vermutet. Das Übliche."

Nebencharakter Andre aus Resident Evil 7 beschreibt das Game-Setting mit einer guten Prise Ironie. Eigentlich macht er sich damit über die Themenwahl seiner TV-Show lustig. Die Äußerung klingt aber ein bisschen wie ein unterschwelliger Witz über das Game - denn: Wie viele Gruselbuden haben wir seit der Veröffentlichung von Resident Evil im jahr 1996 schon erforscht? Und das natürlich nicht nur im RE-Franchise.

Hat sich der Schauplatz nach der x-ten Hausbesichtigung nicht langsam abgenutzt?

Meine Antwort: klares Jein! Wie ich das meine? Nun ja, dass sich Gruselgeschichten perfekt in alten Häusern ansiedeln lassen, wusste schon Edgar Allan Poe, als er im 19. Jahrhundert Der Untergang des Hauses Usher schrieb. Im Wort "unheimlich" steckt das Wort "Heim". Das "Heimelige", also das Behagliche, wird in etwas Unbekanntes und Bedrohliches verwandelt.

Samara Summer
@Auch_im_Winter

Samaras Faszination für Horror-Games keimte bereits in den 90ern auf, als Monster aus faustgroßen Pixeln noch gruslig waren. Als sie einem Kumpel bei den frühen Resi- und Silent Hill-Teilen beistehen musste, war es endgültig um sie geschehen. Seither verfolgt die Zockerin die Entwicklung des Genres und begeistert sich für Blockbuster-Titel, hat aber auch ein Herz für innovative und ungewöhnliche Indie-Spiele.

Wohnraum ist immer etwas Privates, etwas Intimes.

Ein Blick in das Zuhause ist gleichzeitig ein Blick in die Welt der Bewohner*innen, in manchen Fällen möchte ich sogar meinen - in deren Kopf. In Horror-Games gehen wir oft schrecklichen Ereignissen auf den Grund. Die Hinweise auf eine Gräueltat lassen sich natürlich an jedem beliebigen Tatort finden, aber in einem Wohnhaus lässt sich auch noch zurückverfolgen, wie es so weit kommen konnte.

Hausbesichtigung in Layers of Fear. Hausbesichtigung in Layers of Fear.

Das Leben hinterlässt Spuren

Es bietet sich einfach an, ihre Hinterlassenschaften interaktiv zu erkunden. Briefe verraten uns etwas über Gedanken oder Kontakte, Alltagsgegenstände wie Kinderspielzeug dokumentieren das tägliche Leben. Ach ja, und dann ist da meist noch die ein oder andere verlorene Seele oder ein freilaufendes Versuchsobjekt - Was man eben beim Umzug vergessen hat einzupacken.

Auch in Remothered: Tormented Fathers sind wir auf Spurensuche. Auch in Remothered: Tormented Fathers sind wir auf Spurensuche.

Es ist ein stimmiges Konzept.

Ich gebe zu, dass ich jedes Mal wieder darauf anspringe, wenn ein Trailer ein Horrorhaus stimmungsvoll in Szene setzt. Echte Gänsehaut entsteht dann allerdings nur, wenn ich beim Zocken mit neuen überraschenden Elementen konfrontiert werde und nicht, wenn ich die hundertste verschwundene Sicherung suche. Der Gruselfaktor entsteht eben aus dem Gefühl, überrumpelt zu werden und nicht zu wissen, wie mir geschieht.

Das "lebendige" Haus:

Eine ziemlich clevere Innovation war es, das Haus selbst zum Hauptdarsteller zu machen, ihm ein Eigenleben zu geben - ganz so als hätte sich das Böse in den Wänden manifestiert. Perfekt präsentiert wurde dieses Konzept 2014 von P.T., dem Playable Teaser zu Silent Hills, dem Game, das leider nie das Licht der Welt erblickte.

In P.T. führt das Haus ein Eigenleben. In P.T. führt das Haus ein Eigenleben.

2016 bemühte sich jedoch ein anderes Spiel, die Lücke zu füllen: In Layers of Fear schleichen wir durch eine Villa, die sich ständig transformiert und außerdem gleichzeitig die Psyche des ehemaligen Bewohners verkörpert. Mich hat diese Idee abgeholt und ich glaube, dass darin noch viel Potenzial steckt.

Auf in die nächste Gruselbude?

Von mir aus, aber noch größer ist die Freude, wenn es mich mal ganz woanders hin verschlägt; wie beispielsweise geschehen mit der Raumstation von Alien: Isolation, der verschneiten Bergwelt von Kholat oder dem Setting von Soma, über das ich gar nichts verraten möchte, um Neulinge nicht zu spoilern.

Welches ist euer liebstes Horrorhaus? Oder habt ihr das Setting inzwischen generell satt?

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