Schreiend läuft das etwa vierjährige Kind auf die Leichen seiner Eltern zu, die eben von den Maschinenpistolen der nordkoreanischen Besatzer nieder gemäht wurden. Verzweifelt wirft sich der Kleine an die Brust seiner toten Mutter, uns schnürt es beim Zusehen die Kehle zu. Was aus dem Waisen wird, wissen wir nicht, die brutale Szene ist nur ein kleines Detail in der ebenso furiosen wie bedrückenden Eröffnungssequenz des Ego-Shooters Homefront, der bei den Kaos-Studios (Frontlines: Fuel of War) in New York entsteht.
Die Hintergrundgeschichte erklärt, was Nordkoreaner mitten im Amerika machen: In naher Zukunft verlieren die krisengebeutelten USA mehr und mehr an Einfluss, dafür schwingt sich Nordkorea zur neuen Weltmacht auf. Schließlich passiert das Unglaubliche: Unter der Führung von Kim Jong-Un fällt die asiatische Supermacht erst in Hawaii, dann an der Westküste der USA ein und nimmt das Land im Handstreich. Nur vereinzelt bilden sich Widerstandszellen aufrechter Amerikaner, die sich den Koreanern entgegen stellen. Mehr oder weniger freiwillig schließt sich auch der Hubschrauberpilot Robert Jacobs den Aufständischen an, dessen Rolle wir in Homefront übernehmen. Cool: Jacobs ist eben nicht der strahlende Held, der im Alleingang die Besatzer aufmischt. Vielmehr spielt man im Homefront nur einen winzigen Teil des Szenarios. Im ganzen Spiel geht es nur darum, dass die Widerständler aus Montrose, Colorado einen Benzinkonvoi nach San Francisco bringen wollen. Was davor, danach oder währenddessen woanders passiert, erfahren wir bestenfalls aus in den Levels verstreuten Zeitungsartikeln -- offenbar will sich THQ noch Stoff für Fortsetzungen und Add-Ons aufheben. So oder so: Wir haben die ersten zwei Stunden des Ego-Shooters (sowie etliche Multiplayer-Matches) gespielt und sind von der dramatischen Geschichte bereits sehr angetan.
Pilot wieder Willen
Als Pilot ist Jacobs besonders wertvoll für die koreanischen Besatzer -- gut ausgebildete Leute kann man immer brauchen. Just diese Qualifikation macht den Helden aber auch für die Widerstandskämpfer interessant, die ihn im Intro in einer spektakulären Aktion befreien. Nach diversen, teils ziemlich heftigen Hinterhof-Schießereien -- die zugleich als Tutotial dienen -- erreicht die kleine Gruppe schließlich die so genannte Oase. Die besteht ein paar Häusern in einer typischen amerikanischen Vorstadt, die als Basis für die Aufständischen dienen. Hier schrauben sie an behelfsmäßigen Barrikaden und bereiten den nächsten Schlag gegen die Besatzer vor. Und da kommt Robert Jacobs ins Spiel. Er soll helfen, Peilsender zu besorgen, diese an einem Tanklaster-Convoy zu befestigen und den schließlich per Helikopter (der aber auch erst mal von den Koreanern gestohlen werden muss) zu verfolgen. Die Transporter sollen nämlich gekapert und nach San Francisco umgeleitet werden, um den dortigen Widerstand zu unterstützen. Bevor jemand "Spoiler" schreit: Diese Handlung ist natürlich nur der Rahmen für allerlei Wendungen und teils schrecklich bedrückende Szenen, wenn sich etwa die Aufständischen unter den Leichen in einem Massengrab vor Patrouillen verstecken müssen.
Gefühle vor Technik
Obwohl Homefront durchaus hübsch aussieht, ist es wegen der dafür benutzen Unreal-Engine nicht auf dem allerneuesten Stand der Technik. Das wissen auch die Entwickler und setzen dafür umso mehr auf Atmosphäre und Emotionen. Das fängt im anfangs beschriebenen Intro an und zieht sich durch das ganze Spiel. Immer wieder gibt es neben all der Ballerei auch ruhigere Szenen, in denen sich Jacobs in Ruhe umsehen und mit den anderen Aufständischen unterhalten kann. Die sind nämlich keineswegs gesichtslose Haudraufs sondern eben ganz normale Bürger, die sich plötzlich mit der Gewalt einer Besatzungsmacht konfrontiert sehen. Viele davon wollen auch mit den Widerständlern gar nichts zu tun haben, die ja nur die Aufmerksamkeit der Nordkoreaner auf sich ziehen. Und selbst innerhalb der Widerstandszelle gibt es unterschiedliche Charaktere. Da ist zum Beispiel der entschlossene Anführer Boone oder die besonnene Rianna, die am liebsten gar nicht kämpfen würde. Wenn ihr latent gewaltbereiter Kollege Connor etwa angesichts brennender Gegner "Haha, koreanisches Barbecue!" ruft, erinnert sie ihn daran, dass sie es immer noch mit Menschen zu tun haben. Das verleiht den NPCs Charakter und macht sie zu echten Identifikationsfiguren. Natürlich versuchen das viele Spiele, aber in Homefront scheint das ausnahmweise auch richtig gut zu gelingen. Das liegt nicht zuletzt an den hervorragenden Stimmen, hoffentlich nimmt THQ für die Synchronisation genug Geld in die Hand.
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