Hogwarts Legacy hat als moderne Umsetzung der Harry Potter-Welt viel richtig gemacht. Dazu gehören auch eine Handvoll Missionen der Storykampagne, die mir bis heute wohlig in Erinnerung geblieben sind. Doch selbst aus den besten Quests des Spiels sticht eine ganz besonders hervor. Der unerwartet gruselige Einsatz “Kümmere dich um deine Angelegenheiten” hat zwar keinen griffigen Namen, liefert aus meiner Sicht ansonsten aber komplett ab.
Diese Einschätzung teile ich übrigens mit der Community von Hogwarts Legacy, denn Zitate, Memes und begeisterte Erfahrungsberichte finden sich auch zwei Jahre nach Release des Open-World-Spiels regelmäßig in den entsprechenden Foren und Social Media-Netzwerken. Und das, obwohl die Quest zu Release hauptsächlich negative Stimmung bei Fans erzeugte, weil sie zunächst zeitexklusiv nur für PlayStation-Konsolen spielbar war.
Der Fokus auf diese einzelne Überfliegermission um einen Laden im Dorf Hogsmeade zeigt aber auch eine der größten Schwächen des Spiels, die Warner in der bereits bestätigten Fortsetzung besser nicht wiederholen sollte.
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Hogwarts Legacy - Neuer Trailer zeigt die exklusive PlayStation-Quest in Hogsmeade - Neuer Trailer zeigt die exklusive PlayStation-Quest in Hogsmeade
Was macht die “Horror-Quest” so besonders?
Die Mission führt uns nach Hogsmeade, wo wir das verlockende Angebot bekommen, einen eigenen Laden zu eröffnen. Was zunächst recht unscheinbar klingt, wird schon bald deutlich interessanter. Im Hinterzimmer des Geschäfts führt nämlich ein Geheimgang in finstere Tiefen, in denen ein Geist sein Unwesen treibt.
Es ist wahrscheinlich für mich die beste halbe Stunde, die Hogwarts Legacys Missionsdesign zu bieten hat. Während ich von gruseligen, leblosen Kleiderpuppen verfolgt werde, muss ich Rätsel lösen und Fallen überwinden. Dabei spielt die Umgebung immer wieder mit meiner Wahrnehmung, führt mich in die Irre und quillt vor düsterer Atmosphäre nur so über. Und als wäre das nicht schon genug, erzählt die Quest eine nette Geschichte mit einigen Twists.
Keine Sorge, ich spoilere nichts, hier könnt ihr euch einen Walkthrough der Mission anschauen:
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Das alles funktioniert in weiten Teilen anders als der Großteil des restlichen Spiels. Ich kann nicht einfach wieder aus dem Keller herauslaufen. Erst wenn ich mich durch gegruselt habe, geht es wieder an die Oberfläche.
“Kümmere dich um deine Angelegenheiten” ist eine streng lineare und sorgfältig durchgeskriptete Storymission an einem einzigartigen Ort, der sowohl Fleißarbeit als auch Open-World-Bewegungsfreiheit vermissen lässt. Gepaart mit der überraschend finsteren Horror-Atmosphäre hebt sich die Mission deshalb merkbar vom Rest des Spiels ab.
Mehr davon und weniger belanglose Open World, bitte
Dass Hogwarts Legacy ein Open-World-Spiel ist, finde ich erstmal sehr richtig. Auch wenn ich in älteren Potter-Spielen bereits relativ frei durch die Schule für Hexerei und Zauberei wandeln konnte, hat der aktuelle Ableger diese Fantasie ziemlich erfolgreich auf ein neues Level gehoben. Ich bin jedenfalls sehr gerne mit Besen und Hippogreif über britische Ländereien gedüst.
Allerdings war mir die Karte am Ende dennoch zu groß. Mehr Platz bedeutete nämlich ein schleppendes Voranschreiten der ohnehin schon mittelmäßigen Hauptstory, mehr austauschbare Nebenquests, mehr versteckte Kisten und vor allem noch mehr von Merlins Herausforderungen.
Dagegen hat mich der plötzliche Stimmungswechsel im finsteren Hogsmeade-Keller kalt – und positiv – erwischt, weil es im Vergleich zum restlichen Open-World-Brei überraschend kreativ wirkte.
Für sich genommen sind Füller-Nebenquests, Rätsel und Co. Elemente, die von mir aus gerne in einem Open-World-Spiel vorkommen können. Immerhin lebt das Genre auch davon, dass ich mich einfach nur in einer fremden Welt aufhalte, um die Atmosphäre aufzusaugen. Nicht alles muss perfekt durchgetaktet und spannend inszeniert sein. In Hogwarts Legacy hat die Gewichtung an dieser Stelle für mich aber nicht gepasst.
Wir sind uns offenbar einig
Und warum erzähle ich das alles erst jetzt, zwei Jahre nach dem Release des Spiels? Weil ich immer wieder sehe, dass es vielen Hogwarts-Fans genauso geht wie mir. Ein Blick in die entsprechenden Subreddits offenbart regelmäßig erfolgreiche Posts, in denen sich die Community bis heute begeistert über exakt diese eine Mission austauscht.
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Das Gute daran ist, dass ich Entwickler Avalanche mehr hochwertige Quests dieser Art zutraue, denn auch wenn der Hogsmeade-Einsatz das Highlight war, gibt es noch andere positive Beispiele aus der Kampagne.
Ich erinnere mich etwa auch gerne an die Prüfung von Ex-Schulleiterin Niamh Fitzgerald, die mich durch eine schwarz-weiß-schraffierte, surreale Welt führt. Mein erster Ausflug auf einem Hippogreif war ebenfalls toll inszeniert und die Questreihe um Publikumsliebling Sebastian hat im Vergleich zur restlichen Hauptgeschichte auch ihre Story-Muskeln spielen lassen.
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Ich hoffe, dass das Entwicklerteam aus der anhaltenden Begeisterung für ihre Quest-Highlights die richtigen Schlüsse zieht. Dazu gehört beispielsweise, dass zukünftige Serienteile solche Juwelen nicht zeitexklusiv nur für eine Plattform veröffentlichen sollten. Ein Jahr lang konnten nämlich ausschließlich PlayStation-Fans mit der großartigen Mission Spaß haben und das war natürlich grober Unfug.
Wenn Hogwarts Legacy 2 bei der Kartengröße und den ausufernden Nebenaufgaben ein Stück zurückfährt und dafür mehr hochwertige Storymissionen im Stil von “Kümmere dich um deine Angelegenheiten” bietet, kann die Fortsetzung in meinen Augen jedenfalls nur gewinnen. Schließlich sind es genau diese Missionen, die langfristig in Erinnerung bleiben und nicht die 43. Kiste im Verbotenen Wald.
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