Hoch, Runter, Dreieck - Cheats machen Spiele besser & wir brauchen sie zurück

Früher gab es ganze Taschenbücher voller Cheat Codes, auf PS4, Xbox One und Nintendo Switch sind sie allerdings zur Mangelware geworden. Dabei haben Cheats doch so viel zu bieten: Ich hätte sie gern zurück.

Spiele wie GTA: San Andreas sind für viele Fans ohne Cheat Codes nahezu undenkbar. Spiele wie GTA: San Andreas sind für viele Fans ohne Cheat Codes nahezu undenkbar.

Das Wort "Cheater" löst damals wie heute schnell hitzige Diskussionen auf. Da kann es schon einmal passieren, dass PUBG-Spieler fordern, ganz China müsste aus dem Battle Royale-Shooter ausgesperrt werden, weil dort die meisten Cheats ihren Ursprung haben. Und wer hat sich früher auf LAN-Partys nicht über Freunde aufgeregt, die etwas zu zielgenau waren? Cheater sind in der öffentlichen Meinung oft Betrüger, Feiglinge und Kostverächter, die keinen Respekt vor Videospielen haben.

I want it all...

Aber Cheats sind nicht gleich Cheats und wenn ich ehrlich bin, sehne ich mich ein bisschen in die Zeit zurück, in der ich in meinen Spielen tun und lassen konnte, was ich wollte. Nun ist das Beispiel Playerunknown's Battlegrounds hier natürlich wenig passend, geht es doch um einen Multiplayer-Titel, bei dem Balance und Fairness die obersten Güter sind. Wenn ich an Cheats denke, denke ich aber an God Mode, unendlich Munition, übergroße Köpfe, Jetpacks und so viel Geld, wie ich gerade brauche.

Für das Traumhaus braucht es in Sims 4 das nötige Kleingeld. Zum Glück kann nachgeholfen werden. Für das Traumhaus braucht es in Sims 4 das nötige Kleingeld. Zum Glück kann nachgeholfen werden.

Während Cheats im Multiplayer auf dem PC ein großes Problem bleiben, sind sie in den Singleplayer-Titeln der aktuellen Konsolen zur Mangelware geworden. Gab es früher fast in jedem Spiel die Möglichkeit, mit komplizierten Tastenkombinationen bestimmte Inhalte vorab freizuschalten, ist diese Methode heutzutage kaum noch gebräuchlich. Zwar halten GTA 5 oder auch die Konsolen-Version von Sims 4 hier noch die Cheater-Fahne hoch, doch wie wäre Mal mit der Unsterblichkeit von Geralt oder einer geheimen Kettensäge in The Last of Us?

… and i want it now

Auf dem Papier tun Singleplayer-Cheats niemandem weh. Wer die "echte" Erfahrung möchte, verzichtet einfach und wenn jemand auf Knopfdruck das Inventar mit Heiltränken füllen möchte, muss niemand darunter leiden. Aber gerade in Spielen, die sich selber etwas ernster nehmen und eine seriöse Geschichte erzählen wollen, scheinen absurde Cheats der Designphilosophie der Entwickler im Weg zu stehen. Dabei können gerade diese Freiheiten dafür sorgen, dass Spieler ihre ganz eigenen Wege finden, diese Abenteuer zu erleben.

Hannes Rossow
@Treibhausaffekt

Hannes hat kein Problem damit, dass er viele Spiele seiner Kindheit nur mit der Hilfe von Cheats durchspielen konnte. Das mag heute nicht mehr notwendig sein, aber dennoch vermisst er oft genug die Freiheiten von damals. Im Multiplayer würde aber niemals betrügen, das hat er uns versprochen. Wir glauben ihm.

Als ich damals in Driver auf der PS1 über den Asphalt düste, war ich nicht auf den recht knackigen Schwierigkeitsgrad vorbereitet. Ständig baute ich versehentlich Unfälle und die Flucht vor der Polizei gelang mir so gut wie nie. Jede Kollision sorgte für Schaden an der Karosserie und mein Wagen war kaputt, noch ehe ich in den dritten Gang schalten konnte. Hätte es damals keine Cheats gegeben, hätte ich das Spiel wohl nach nur einem Tag wieder weglegt. Dank optionaler Unzerstörbarkeit hatte ich am Ende aber den ganzen Sommer 2000 Spaß mit Driver und eine erste, prägende Erfahrung mit offenen Spielwelten.

Driver sollte man nicht unterschätzen. Driver sollte man nicht unterschätzen.

Diesen Umweg könnten manchmal auch aktuelle Spiele gut vertragen. Ich habe einige Freunde, die nur unregelmäßig spielen, aber von der Dark Souls-Reihe und Bloodborne fasziniert sind. Das düstere Art-Design und das kryptische Story-Telling bleibt ihnen aber größtenteils verwehrt, da sie beim besten Willen nicht an den ersten Boss-Gegnern vorbeikommen. Und diesen hart erkämpften Triumph wollen sie auch gar nicht, denn ihnen geht es um ganz andere Spiel-Elemente, die aber erst dann zugänglich wären, würden sie Unmengen an Zeit investieren, die sie schlicht nicht haben.

Blödsinn auf Knopfdruck

Aber Cheats haben nicht nur den Wert, neue Zielgruppen erschließen zu können. Clever eingesetzt könnten sie vielleicht sogar die Lücke schließen, die sich in den letzten Jahren zwischen den Konsolen und dem PC aufgetan hat. In der Theorie gibt es The Elder Scrolls 5: Skyrim auf fast jeder Plattform, aber wer in Himmelsrand völlig durchdrehen möchte, ist auf die Modding-Fähigkeiten der PC-Community angewiesen. Und auch wenn Bethesda bemüht ist, herausragenden Fan-Content auf die Konsolen zu holen, bleiben die verrücktesten Ideen dabei auf der Strecke.

Bethesda muss es ja nicht übertreiben, aber ein paar Verrücktheiten darf es auch auf den Konsolen gern geben. Bethesda muss es ja nicht übertreiben, aber ein paar Verrücktheiten darf es auch auf den Konsolen gern geben.

Offenbar gibt es doch aber einen Markt für Drachen, die Wrestling-Stars der 1980er Jahre nachempfunden sind oder knallbunte Power-Rüstungenim Buzz Lightyear-Look, wenn auch Fallout 4 bemüht werden darf. Natürlich soll Bethesda hier keine Urheberrechtsverletzungen begehen, aber warum nicht auf den Konsolen selbst für bizarre Ideen sorgen und den Spieler ein bisschen von dem geben, was es anderswo in Hülle und Fülle gibt? Und bieten sich Cheats eben an, die derartige Inhalte vom eigentlich Hauptspiel abtrennen.

Spaß ohne Grenzen

Klar, Cheats brechen Regeln. Dafür sind sie da. Manchmal kann es aber eben auch einen Mehrwert haben, sich über Grenzen hinwegzusetzen und sich von vorgefertigten Wegen zu verabschieden. Es hat einen Grund, warum Die Sims und GTA auch heutzutage noch einen umfangreichen Cheat-Katalog bieten: Erst durch Cheats werden sie zu den Spielplätzen, auf denen sich viele Fans austoben wollen. Gäbe es keine Möglichkeit via Motherlode an Simoleons zu gelangen, könnte niemand mehr so einfach das eigene Traumhaus bauen. Und was wäre GTA ohne Panzer und Raketenwerfer im Überfluss?

Ich bin mir bewusst, dass sich nicht jedes Spiel dazu eignet, zum Nährboden für Anarchie und Blödsinn zu werden. Aber für bizarre Kostüme, Charaktermodelle und Waffen bin ich immer zu haben, wenn sie mir nicht via Mikrotransaktion schmackhaft gemacht werden. Und ich habe auch keine Angst davor, dass mir ein versteckter God Mode die Freude an Boss-Gegnern kaputt machen könnte. Manchmal ist Unverwundbarkeit aber recht nützlich.

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