Mein Highlight des Jahres: GameStar Black Edition
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2012 war mein Schwarzes Jahr! Nein, nicht im Sinne von düster oder schlecht, so wie das »Schwarz« in »Schwarzer Freitag«. Ganz im Gegenteil, mein Highlight des Jahres ist der durchschlagende Erfolg unserer neuen GameStar Black Edition Magazinserie. Der Grundgedanke kam uns bei einem Brainstorming über neue, bessere Möglichkeiten, in Printmagazinen über die Spiele zu berichten, die besonders herausragen, die Leuchttürme des Spielejahres sozusagen. Denn innerhalb eines aktuellen Magazins, das sich regelmäßig ganz allgemein mit den wichtigsten Geschehnissen eines Monats auseinandersetzt, kann auch das größte Thema auf nicht mehr als etwa 14 Seiten kommen. Was sowohl die Magazinmacher, als auch die Leser (insofern sie echte Fans des betreffenden Spiels sind) mit wässrigem Mund zurücklässt, hungrig nach mehr.
Die GameStar Black Edition, in diesem Jahr als eigene Produktlinie eingeführt, befriedigt diesen Hunger. Beste Druckqualität, hochwertigstes Papier, eigens recherchierte Experteninhalte und ein professionelles Team, geleitet von unserem früheren Stellvertretenden Chefredakteur und Mit-GameStar-Gründer Martin Deppe, das mit Leidenschaft und Fachwissen jedes Spiel bis in seine geheimsten Winkel auslotet. Für mich als Magazinmacher ein wahr gewordener Traum!
Ach ja, tolle Spiele gab es auch: Mass Effect 3, Max Payne 3, Far Cry 3, Assassin’s Creed 3(so, Schluss jetzt mit »3«), Deponia, Dear Esther, Hitman: Absolution, Dark Soulsund The Walking Deadwaren meine persönlichen spielerischen Höhepunkte 2012. Da muss 2013 sich schon anstrengen, wenn es das toppen will!
Meine Enttäuschung des Jahres: Verherrlichung der Gewalt
Es konnte einen schon ein komisches Gefühl beschleichen, auf den Pressekonferenzen der E3 2012. Ein Unbehagen, erst nur vage, dann, nach Absolvieren von mehreren dieser, bis ins Detail durchchoreografierten Jubelveranstaltungen, immer konkreter: Die einzige Antwort, die die etablierte Spieleindustrie auf die Entwicklungen im Free2Play- und Indie-Bereich und die damit verbundene (und durch Kickstarter-Projekte weiter vorangetriebene) Emanzipation der Communities geben kann (oder will), ist -- noch mehr Bombast und noch mehr explizite Gewalt.
In einer Inszenierung wie sonst nur bei religiösen Ritualen üblich (Steve Jobs als Großmeister dieser Art von Pressekonferenz grüßt von seiner Cloud), werden Spiele reduziert auf extrabrutale Finishing Moves und Head Shots, präsentiert in kinoleinwandgroßen Projektionen, frenetisch bejubelt vom tausendstimmigen Chor der sogenannten Spielejournalisten.
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Splinter Cell: Blacklist - E3-Gemetzel
Klar sind solche Veranstaltungen tolle Shows, und das sollen sie auch sein, schließlich sind sie Teil der Unterhaltungsindustrie, und niemand möchte eine Pressekonferenz wie in der DDR (oder der BRD) der 60er, in der ein farbloser Anzugträger einige dürre Worte los wird, sich leise bedankt, um dann seitlich von der Bühne zu verschwinden. Und wie man an meiner Highlight-Spieleliste sieht, spiele ich auch gerne Spiele für Erwachsene.
Aber der Verlust an Komplexität, dieses Reduzieren auf visuelle Sensationen, die Verherrlichung des Tötungsaktes, in diesen Shows nicht mal mehr durch das Feigenblatt einer fadenscheinigen Gut-gegen-Böse-Story kaschiert, kann nicht die Zukunft dieser Branche sein. Sie wird sich etwas Neues einfallen lassen müssen.
Mein Wunsch für 2013:
Neben der Erfüllung des Wunsches, dass die Branche neue Konzepte bei Spielentwicklung und Selbstdarstellung findet (siehe oben): Endlich eine neue Hardware-Generation bei den Konsolen! Warum? Das habe ich schon im Dezember veröffentlicht. Für alle, die es verpasst haben, hier nochmal:
Eine Polemik für den PC – und die Next Gen-Konsolen
Wir haben die Schnauze voll! Wir haben die Schnauze voll von Matschtexturen, Fünf-Polygon-Modellen und Animationen, die aus Helden Clowns machen. Wir wollen keinen Fog of War, wo keiner hin gehört. Wo ständig Sichtweiten von unter Hundert Meter herrschen oder ganze Häuserzeilen und Baumreihen wie aus dem Nichts aufploppen, da ist unsere virtuelle Welt alles andere als in Ordnung.
Denn schließlich haben wir die Power, haben wir die Macht, schon jetzt viel schönere, weitaus glaubwürdigere und um Längen faszinierendere Welten darzustellen, als die, die uns in der Regel von den Spieleentwicklern angeboten werden. Die Rechenleistung ist ja längst da, die Power moderner Highend-Spiele-PCs übertrifft schon heute bei weitem die der sogenannten Next-Gen-Konsolen von morgen; von einer grade erscheinenden WiiU ganz zu schweigen.
Aber kaum jemand nutzt sie so recht. Nicht von ungefähr sammelt ein Chris Roberts über vier Millionen Crowdfunding-Dollar mit dem Versprechen ein, mit Star Citizen ein Spiel zu erschaffen, das die Leistungskraft moderner PCs endlich voll ausschöpfen wird. Und auch Bethesda verspricht, dass The Elder Scrolls Online den Heimcomputer komplett ausnutzen und damit um Längen schöner werde als Skyrim.
Oh, da murren sie wieder, die Vertreter der »Grafik ist nicht alles«-Fraktion. »Es kommt doch auf den Spielspaß an, nicht auf die Technik«. Das sehe man ja an den alten Spielen und an tollen Indie-Titeln. Ja, verdammt. Natürlich ist das richtig. Aber markierten denn diese alten Spiele, an die man heute so gerührt zurückblickt, nicht meist auch jeweils die Spitze des zur jeweiligen Zeit technisch Machbaren?
Wing Commander war seinerzeit auch deshalb so faszinierend, weil es alle anderen Spiele der damaligen Zeit grafisch in die Pilotentasche steckte. Und neben den tollen Super Meat Boys dieser Welt wollen wir einfach mehr Battlefield 3-Hardwarefresser, mehr Crysis 3-Grafikhämmer. Wie fantastisch könnten sehr gute Spiele wie ein Call of Duty: Black Ops 2, ein Far Cry 3, ein Assassin’s Creed 3 oder ein GTA 5 erst sein, wenn sie genauso gut aussehen würden, wie sie sich spielen? Aber da sie für die Hardware der gegenwärtigen Konsolengeneration programmiert wurden, sind sie, selbst wenn sie hübsch sind, technisch schlicht überholt.
Wir brauchen diese Faszination der aufwändigen Blockbuster, die einem an jeder Ecke die Kinnlade auf Bodenniveau legen, über die man auch wegen ihrer schier unglaublichen Effekte redet. Denn auch das macht unser Hobby so einzigartig. Nichts gegen eine schöne ruhige Runde Panzer Corps oder einige Stunden Bastion.
Aber die ganz großen, die echten, fast schon ehrfürchtigen Momente mit allen Nackenhaaren in Habacht-Stellung erleben wir doch dann, wenn beides zusammenkommet: geniales Spieldesign und geniale Technik. Und darum brauchen wir die Next Gen-Konsolen, die nächste Xbox und die nächste Playstation so schnell wie möglich. Denn dann wird sich auch das Rad der Spieleentwicklung endlich weiter drehen, auf allen Plattformen.
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