Für die meisten Spieler*innen wird GTA Online wohl ein alter Hut sein. Als ich vor neun Jahren kurz das Multiplayer San Andreas betrat, schaffte ich ganze drei Schritte, bevor mich direkt ein Spieler überfuhr. Das reichte mir dann auch schon.
Nun, da das Spiel zwei Konsolengenerationen später auf meiner Playstation 5 gelandet ist und ich zahlreiche lustige Videos von selbstgebastelten Strecken oder Roleplaying gesehen habe, wollte ich GTA Online nochmal eine Chance geben. Dabei hatte ich durchaus Spaß, musste mir diesen allerdings hart erarbeiten.
Tausend Möglichkeiten, aber schlecht erklärt
Mein neuer Charakter bekam erst einmal 4 Millionen Dollar in die Hand gedrückt und ich sollte mich dann für eine Karriere entscheiden. Dort kann ich CEO werden und irgendwelche Waren schmuggeln. Waffenschieber produzieren Waffen in Bunkern, während Biker und Nachtclubbesitzer anscheinend mit unterschiedlichen Arten von Drogen handeln.
Wie genau das aussehen soll, wird jedoch nicht genau erklärt. Auch nicht, ob bestimmte Karrieren Vor- oder Nachteile haben. Daher entschied ich mich spontan für den Waffenschieber, allein aus dem Grund, weil ich in GTA niemals genug Waffen haben kann.
Stephan Zielke
@GamingUndKatzen
Nichts bereitet Stephan mehr Freude, als sich stundenlang durch YouTube und Reddit zu wühlen, um Spiele richtig auseinanderzunehmen. Doch das ist nicht die Norm. Für viele Spieler*innen sind gerade die ersten Stunden in einem Spiel wichtig, in denen entschieden wird, ob es auf dem Pile of Shame landet oder als Dauerbrenner in der Konsole rotiert. Doch diese Anfangs Erfahrung wird gerne vergessen, was viele potenzielle Spieler*innen abschreckt. Das kennt er aus eigener Erfahrung, da er seit Jahren versucht Freunde und Bekannte Final Fantasy 14 näher zu bringen, dass von genau diesem Problem geplagt wird.
Menüs, die Geld kosten: Dann folgten jedoch noch weitere Menüs. Wo soll mein Bunker stehen? Welche Waffen und Autos soll mein Charakter haben. Was für Upgrade-Pakete brauche ich? In einigen bekomme ich Mitarbeiter, einen Schießstand und einen Golfwagen. Ein anderes enthält Produktionsverbesserungen und ein Sicherheitsteam. Was genau die einzelnen Upgrades bewirken, das behält GTA Online auch wieder für sich.
Das war der Punkt an dem ich zum ersten Mal Google anwarf. Zum Glück, denn schon hier kann ich Millionen von Dollar in den Sand setzen, ohne auch nur einen Fuss nach Los Santos gesetzt zu haben. Die Position meines Bunkers, dem Hauptquartier meiner kriminellen Karriere, bestimmt zum Beispiel den Schwierigkeitsgrad der Waffenschieber Missionen. Will ich nachträglich meinen Bunker wechseln, kann ich nochmal den vollen Preis bezahlen. Nicht wirklich optimal gelöst.
Nach einer kurzen Einführungsmission stand ich dann endlich am Stadtrand von Los Santos und wurde fast augenblicklich mit Anrufen zugeballert. Anscheinend sollte ich direkt Autos wiederbeschaffen, Drogen klauen, eine Autowerkstatt kaufen, VIPs beschützen, usw. Alle Erweiterungen von GTA Online stürmten sofort auf mich ein, während im Hintergrund bei zwei meiner Mitspieler Babys weinten.
Also direkt wieder zu Google. Wie schalte ich den Sprachchat ab, der nicht im Online-Menü befindet, sondern im Charaktermenü? Wo fange ich am Besten an? Welche Missionen lohnen sich besonders? GTA Online macht es Neulingen nicht leicht.
Wehrlos unter Millionären
Während ich die Missionssysmbole abgraste, wurde ich insgesamt vier Mal getötet. Zwei Mal von einem Helikopter, von einem Hipsterclown auf einem Jetbike und zusätzlich von einem Formel-1 Wagen, der mich direkt vor dem Krankenhaus überfahren hat, in das mich der Clown gebracht hatte. Zurückschlagen konnt ich mit meinem popeligen Revolver dabei leider nicht. Auch mein Baseballschläger wirkte nur bedingt nützlich gegen so viel Feuerkraft.
Daher war mein erstes Ziel klar. Ich brauche auch einen Kampfhubschrauber. Der schlägt so mit ca. 2,6 - 4 Millionen Dollar zu Buche. Ein ernüchternder Blick auf mein Konto schickte mich ein weiteres Mal zu Google. Dort riet man mir die Waffen aus meinem Bunker zu verkaufen und zwischendrin Missionen zu erledigen. Während ich also darauf wartete, dass mein Bunker automatisch Waffen produzierte, sprang ich in meine erste Mission. Diese brachte mir dann ganze 5.000 ein. Das wird wohl länger dauern.
Auch sonst ist das Geld äußerst knapp für neue Spieler, die sich noch nicht mit den ganzen Upgrades, Missionen und dem Rockstar Social Club, in dem Spieler selbst gemachte Missionen miteinander teilen, auseinandergesetzt haben. Die ersten offensichtlichen Aktivitäten wie Rennen, Diebstähle oder Kämpfe bringen kaum genug Geld ein, um die Munition zu rechtfertigen, die man teilweise verbraucht.
In der Hoffnung, wenigstens mit meinen Waffen etwas Geld zu verdienen, ging ich dann zurück zu meinem Bunker. Mit Waren im Wert von 200.000 Dollar wurde ich nach einem Kilometer von einem weiteren Spieler in einem Kampfhubschrauber zerlegt. Das Geld? Futsch! Ich fluchte so laut, dass meine Katzen schnell vom Kratzbaum flohen und ich sie erst gegen Abend unter dem Bett herauslocken konnte.
Reddit ist kein Ersatz für ein Tutorial
GTA Online hat von großartig inszenierten Raubzügen über verschiedene kriminelle Karrieren bis hin zu illegalen Straßenrennen mit bewaffneten Supercars einiges zu bieten. Doch gerade neue Spieler*innen kommen kaum um einen Besuch auf Reddit oder YouTube herum, wenn sie alle Facetten kennenlernen möchten.
Nur so lernte ich zum Beispiel, wie ich die Netzwerkeinstellungen meiner PlayStation manipulieren muss, um eine private Sitzung zu erstellen, in der ich meine Waren aus dem Bunker in Ruhe loswerde, ohne dass ich direkt vom meinen Mitspieler*innen quer durch Los Santos gejagt werde. Oder selbst grundlegendes Wissen, wie ich gestohlene Autos verkaufe.
Einsteigerfreundlichkeit ist leider nicht GTA Onlines einziges Problem, was manchem Fan sauer aufstößt. Auch der neue Abo-Service von Rockstar kommt auch nicht gut an:
Damit teilt GTA Online leider das Schicksal vieler lang laufender Online-Spiele, wie zum Beispiel Final Fantasy 14 oder anderer MMOs. Es gibt immer mehr Content um bestehende Spieler*innen mit neuem Futter zu versorgen. Doch leidet häufig darunter die Erfahrung von Neulingen, die vor einem Berg an Inhalten stehen, ohne das die Einführung des Spiels dies berücksichtigt.
Hier könnten ein paar zusätzliche Tutorials, Einführungsmissionen und eine gestaffelte Freischaltung von Inhalten massiv helfen. Eine Alternative wären Anfängerlobbys, in denen niedrigstufige Spieler*innen erstmal ein wenig die Welt erkunden können, ohne direkt von Helikoptern bombardiert zu werden.
Hier nochmal der Trailer zur Next Gen-Fassung von GTA Online:
Denn durchhalten lohnt sich. Nachdem ich mich durch das anfängliche Chaos gewühlt hatte, kam sehr viel Spaß auf. Nun heize ich selbst in einem schwer bewaffneten Sportwagen durch die Gegend, raube mit meinen Mitspielern*innen Casinos aus und meine Waffenlieferungen organisiere ich von einem gepanzerten Truck aus. GTA Online trumpft erst richtig auf, wenn Spieler*innen alles nutzen, was es zu bieten hat. Und dann fühlt es sich an wie eine prall gefüllte Spielzeugkiste, nur mit bedeutend mehr Explosionen. Nicht umsonst ist das Spiel seit Jahren eines der beliebtesten Multiplayer-Spiele.
Was sind eure Erfahrungen mit GTA Online?
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