Ich bin kein eitler Mensch. Aber ich will in einem Spiel nicht aussehen wie der Glöckner von Notre-Dame, Mr. Potato Head oder ein Wurzelsepp. Leider sind dies meine einzigen Optionen in EA Sports aktueller Golfsimulation Rory McIlroy PGA Tour und der Hauptgrund, warum ich das Spiel nach kurzem Ausprobieren nicht mehr weitergespielt habe. Ich konnte mich mit meiner Spielfigur einfach nicht identifizieren. Der Verzicht auf »Photo Game Face«, eines der besten Features der langlebigen Sportspielreihe (ehemals Tiger Woods PGA Tour), ist eine Schande.
Komplexe Gesichtseditoren in Spielen erfreuen sich nämlich ungebrochener Beliebtheit. Nach dem Release jedes großen Rollenspiels, das einen umfangreichen Charaktereditor bietet, wird das Netz mit teils unglaublich gelungenen Spielermodellen überschwemmt. Geduldige Fans bauen Charaktere aus bekannten TV-Serien, Promis, Cartoon-Figuren - oder eben sich selbst unfassbar detailgetreu nach. Moderne Grafikengines ermöglichen detaillierte Hauttexturen, realistische Haare und ausdrucksstarke Mimik.
Das Übertragen von »echten« Gesichtern in Spiele wäre außerdem so einfach wie nie. Jede handelsübliche Smartphone-Kamera bietet hervorragende Fotoqualität. Das fummelige - wenn auch spaßige - Anpassen von eigenen Fotos wie in den Tiger-Woods-Spielen der letzten Jahre ist nicht mehr notwendig. EA Sports hat sogar eine eigene, simpel zu bedienende App entwickelt, mit der sich das eigene Konterfei innerhalb von Minuten in die Basketballsimulation NBA Live 15 integrieren lässt. Leider ein Einzelfall, zumal die Lösung nicht zu Ende gedacht wurde. Warum kann ich dort zum Beispiel keine Haut-, Augen- oder Haarfarbe einstellen?
Der Autor
Daniel Feith mag eigentlich keine Fotos von sich, freut sich aber, wenn er selbige in Spielen nachbessern kann. In den Spielen der Tiger-Woods-Reihe verbrachte er mehr Zeit im Charaktereditor als auf dem Platz; Rollenspiele wie Dragon Age und Mass Effect mussten wegen eines nicht zufriedenstellenden Hauptcharakters mehrfach neu gestartet werden. Warum Menschen nach Konzerten seiner Band Selfies mit ihm machen wollen, versteht er nicht.
Die App für alles
Wie naheliegend wäre es doch, den eindrucksvollen 3D-Scanner der App über eine Schnittstelle mit allen Frostbite-3-Spielen aus dem Hause EA zu verknüpfen. Dann könnte ein fotorealistisches Abbild meiner selbst über die Golf- und Fußballplätze dieser Welt laufen, im kommenden Mass Effect die Andromeda-Galaxie bereisen, in den Wäldern Endors Imperiale abknallen oder zusammen mit ebenfalls eingescannten Freunden eine Dragon-Age-Party bilden, wie sie Thedas noch nicht gesehen hat.
Gerade in Rollenspielen mit viel Entscheidungsfreiheit verkörpern die meisten Spieler doch ohnehin keine »Rolle«, sondern entscheiden wie in echt, also wie sie selbst. Warum sollten sie also auch nicht aussehen können wie sie selbst?
Für nichts geben Spieler derzeit mehr Geld aus als für Eitelkeit. Free2Play-Entwickler erwirtschaften mit Charakter-Skins von der Stange Milliardengewinne. Nur die Möglichkeit, sich selbst einfach in Spiele zu »beamen« gibt es nicht - und das in Zeiten von Selfie-Wahnsinn und sündteuren 3D-Modellfiguren des eigenen Körpers.
Deswegen mein Appell an EA: Entwickelt eure coole kleine Foto-App noch weiter, integriert sie in all eure Spiele und lasst mich der neue Tiger Woods, Lionel Messi oder Commander Shepard sein.
Ok, vielleicht bin ich doch ein wenig eitel.
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