Als kurz vor dem jüngsten Xbox-Showcase das Getuschel um Gears of War begann, fuhren meine Erwartungen Achterbahn. "Da kommt was!" hieß es im Netz, aber was nur? Gears 6? Eine Marcus Fenix-Collection mit Remakes von Teil 1 und Teil 2? Irgendwie muss es ja mit der Reihe weitergehen, schließlich wird Gears 5 bald auch schon fünf Jahre alt.
Wie Microsoft auf das langsame Dahinschwinden der Reihe reagiert, hat mich dann aber völlig aus den Socken gehauen. Es geht wieder zurück auf Anfang – nicht mit einem Reboot, sondern einem Prequel.
Mit so einem drastischen Schritt habe ich überhaupt nicht gerechnet und er ist gleichermaßen simpel wie genial, da er der Reihe komplett neues Leben einhauchen könnte. Und zwar für alle, die noch nie ein Gears of War gespielt haben, als auch für diejenigen, die jeden einzelnen Teil erlebt haben.
Perspektive 1: E-Day ist die perfekte Möglichkeit für Neueinsteigende
Franchise-Probleme haben bei Microsoft fast schon Tradition. Halo steckt beispielsweise seit Jahren in der selbstgeschaffenen Krise, da die Handlung über die Jahre hinweg viel zu große Ausmaße angenommen hat und für Interessierte kaum Einstiegsmöglichkeiten bietet.
Genau dasselbe kann ich auch über Gears of War sagen. Zwischen den einzelnen Teilen vergeht heutzutage zu viel Zeit, da Spieleentwicklungen immer zeitaufwendiger werden. Die Zwischenzeit wird dann mit Büchern, Comics und Co. gefüllt.
Und mal ehrlich: Wer will noch in eine Spielereihe einsteigen, für die erstmal das genaue Studium einer Timeline samt unzähliger Sekundärmedien notwendig wäre?
Genau wie Halo hat Gears of War aufgrund seiner reichhaltigen Geschichte aber noch ein Ass im Ärmel: Noch vor dem ersten Teil ist jede Menge passiert. Bei Halo haben wir daher beispielsweise irgendwann den Fall von Reach nacherlebt und mit dem E-Day bietet Gears of War ein ähnliches Szenario.
Im ersten Teil wurde der Emergence Day – der Tag, an dem die Oberfläche des Planeten Sera von Millionen Locust-Soldaten aus dem Untergrund überrannt wurde – nur kurz angeschnitten, genau wie im Prolog von Gears of War 4.
Wie ihn die Hauptprotagonisten der Reihe und sofortige Fan-Favorites Marcus Fenix und Dominic Santiago erlebt haben und wie die schrecklichen 26 Stunden abgelaufen sind, davon wissen wir bislang aber kaum etwas.
Habt ihr noch nie ein Gears of War gespielt, ergibt sich für euch also die perfekte Möglichkeit hineinzuschnuppern: E-Day wird keine Vorkenntnisse voraussetzen und sich laut Microsoft vor allem auf die beiden Hauptcharaktere sowie den Horror, der von den Locust-Monstern ausgeht, konzentrieren.
Eben genau die herausstechenden Aspekte, die Fans damals beim Durchspielen des GoW-Debüts feierten. Und lasst mich so viel sagen: Boah, war der erste Teil eine Wucht!
Seid ihr hingegen schon länger dabei, bekommt ihr das Gefühl von früher, eingebettet in einer komplett frischen Erzählung und mit einer höchstwahrscheinlich herausragenden Grafik. Win-Win!
Perspektive 2: Microsoft adressiert endlich langanhaltende Probleme mit der Reihe
Nun aber zu meinem ganz persönlichen Blick auf E-Day – und der könnte kaum positiver ausfallen. Mit der Handlung von Gears 5 bin ich nämlich nie warm geworden, leider auch zu Großteilen aufgrund des Charakterwechsels zu Kait.
Ich mochte sie im vierten Teil aufgrund ihrer schnippischen Bemerkungen noch sehr gern als Nebencharakter, ich wollte aber erstmal mehr Zeit mit JD und Marcus verbringen, beziehungsweise generell mehr über die Fenix-Familie erfahren.
An dem Umstieg auf einen nur in Ansätzen aufgebauten Charakter plus die enorme Streuung auf andere Medien habe ich mich in der Folge dann doch sehr gestoßen. Genau wie auch viele Fans, die ihre liebgewonnenen, grimmigen Dudebros- und girls in ihren tonnenschweren Metallrüstungen wiedersehen wollten.
Mit E-Day gibt es dann höchstwahrscheinlich die volle Emotionspackung mit Marcus und Dom, samt packender Vorgeschichte und eben dem Gefühl von früher. Inklusive der "Monster, die unter deinem Bett lauern", wie Microsoft die Locust bezeichnet, und den Momenten, die zur ersten Mission des Ur-Gears führten.
Sogar an den kleinen Mad World-Einspieler haben sie im Teaser gedacht, mehr Nostalgie geht kaum!
2:20
Gears of War: E-Day - Prequel zum Xbox-Klassiker mit actionreichem Cinematic-Trailer angekündigt
E-Day könnte Microsofts Exklusivitätsketten noch weiter aufsprengen
Ich weiß jetzt schon, dass diese Ansicht bei einigen von euch auf Unverständnis stoßen wird, aber ich kann an dieser Stelle nur noch einmal meine Meinung zu einer hoffentlich bald aufgehobenen Xbox-Exklusivität von Gears of War erneuern:
Dass die Geschichte noch einmal zu den Anfängen zurückkehrt, ist für mich die ideale Gelegenheit, um einen PlayStation-Release in Betracht zu ziehen und neue Fans zu gewinnen.
Ein Multiplattform-Release würde für mich dann auch hoffentlich den nervigsten Kritikpunkt auf längere Sicht beseitigen: Es kommen zu wenig neue Spieler*innen in die Reihe, was vor allem im Multiplayer dafür sorgt, dass die Server innerhalb von ein bis zwei Jahren verwaisen.
Gerade in heutigen Zeiten, in denen wir locker 5 bis 7 Jahre auf Fortsetzungen warten, ist Exklusivität für Spiele mit Multiplayer-Modus eine viel zu lange Zeit. Und wenn mich der von Gears of War: E-Day genauso packt, wie das Original, dann muss er auch länger überleben!
Freut ihr euch auch so sehr auf E-Day? Vielleicht sogar, obwohl ihr noch gar keinen Gears of War-Teil gespielt habt?
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