Forza Motorsport kann Simulation - das hat die Serie bereits mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In Forza Motorsport 6 kommen zur enormen Strecken- und Fahrzeugauswahl aber erstmals in der Seriengeschichte auch Nacht- und Regenrennen dazu.
Das soll den Simulationsgrad zusätzlich erhöhen und für zusätzliche Herausforderungen sorgen. Wir haben mit dem Creative Director Bill Giese von Turn 10 über die Neuerungen gesprochen.
Möglichst klaustrophobisch
»Ursprünglich waren Nacht- und Regenrennen schon für den fünften Teil geplant, wurden dann aber für einen rechtzeitigen Release aber wieder verworfen«, erzählt uns Giese. Für den sechsten Teil kramte man die Pläne wieder aus der Schublade, dabei sollte jedes Spielelement besondere Bedingungen erfüllen.
Bei Nachtrennen sei es dem Team enorm wichtig, »das Klaustrophobische« der Rennsituation einzufangen, sagt Giese: »Wir wollten dieses Gefühl vermitteln, wie es ist, etwa bei kompletter Dunkelheit eine Gerade in Le Mans entlang zu heizen und sich dabei nur auf seine Scheinwerfer zu verlassen.«
Ebenso spiele aber auch das Spektakel eine Rolle, zum Beispiel wenn Strecken wie Daytona grell beleuchtet seien und damit schon fast wie ein Rennen bei Tag wirken würden.
Für die Regeneffekte standen vor allem die beiden Schlagwörter »Präzision« und »Spannung« im Fokus. »Wir haben uns die Fragen gestellt: Wie fühlt es sich an, in einem dichtgedrängten Fahrerfeld unterwegs zu sein und die Gischt auf die Scheibe zu bekommen? Oder wie simulieren wir am besten Aquaplaning und Pfützen?«, erklärt Bill Giese.
Eine Menge habe man dabei von Forza Horizon 2 gelernt, das ebenfalls Regeneffekte und dynamische Tageszeiten bietet. Unter anderem griff Turn 10 auf das Wissen der Kollegen zurück, wie sich Wasser auf unterschiedlichen Oberflächen verhält oder wie bestimmte Objekte das Licht zurückwerfen.
Ganz vorne bei den Rennsimulationen: Project Cars im Test
Oberflächen-Overkill
Insgesamt gibt es in Forza Motorsport 160 unterschiedliche Oberflächen (unter anderem Beton, Erde, Asphalt und Gras), auf denen sich das Fahrzeug insbesondere bei nassen Bedingungen unterschiedlich fährt. Auf Asphalt kommt es zum Beispiel schneller zum gefährlichen Aquaplaning, bei dem das Wasser eine dünne, rutschige Schicht zwischen Strecke und Reifen bildet und somit für erheblichen Kontrollverlust sorgen kann.
Auf der Erde dagegen hat man dagegen auch bei heftigeren Regenfällen noch besseren Grip. Außerdem gibt es an tieferen Stellen der Strecken Pfützen, die unseren Flitzer ebenfalls aus der Bahn werfen können. Gerade die Simulation der Wasserlachen beschreibt Giese als »kompliziert«, Hilfe holte man sich dabei unter anderem vom Indy-Car-Rennfahrer Josef Newgarden.
Um alle Auswirkungen auf das Fahrverhalten angemessen zu simulieren, wühlten sich die Entwickler durch Hunderte Seiten von Ingenieursversuchen und Richtwerten, prügelten aber auch selbst Autos bei nassem Wetter über eine Teststrecke. Ernüchternd dagegen: Auf die Frage, ob es dynamische Tageszeiten und Wetterwechsel geben wird, weicht Giese aus, eine konkrete Antwort erhalten wir nicht.
Immerhin lassen sich die Wetterbedingungen bei Einzelrennen festlegen - allerdings nur dort, wo es logisch ist. Auf einem Kurs in der Wüste von Abu Dhabi regnet es beispielsweise nie, weswegen diese Option dort auch im Spiel fehlt. Etliche Fahrhilfen wie Bremshilfe oder Spurassistent sollen zudem dafür sorgen, dass auch Anfänger mit Aquaplaning und Co. zurechtkommen.
Schicker Schauer
Auch optisch macht das Nass vom Himmel schon eine Menge her. Regentropfen ziehen realistisch die Windschutzscheiben entlang, starke Gischt nimmt uns die Sicht. Die Spiegelungen auf den nassen Strecken sehen ebenfalls klasse aus. Trotz der gestiegenen Anforderungen bleiben Auflösung (1080p) und Bildrate (60 fps) erhalten.
Die Fahrzeugmodelle gehören weiterhin zur absoluten Genrespitze, besonders gespannt sind wir auf das überarbeitete Schadensmodell. Auf Nachfrage bestätigt uns Bill Giese bereits, dass es bei Nachtrennen möglich sein wird, seine Frontscheinwerfer zu schrotten und danach »blind« weiterzufahren - die Orientierung wird dann natürlich deutlich schwieriger.
Und auch die aus den letzten Teilen bekannten Drivatare passen sich den neuen Bedingungen automatisch an, nachdem man ein paar Runden im Regen hinter sich gebracht hat. In Punkto Umfang hatten wir bei Forza Motorsport 5 noch gemeckert, Forza 6 geht endlich wieder in die Vollen.
450 Autos und über 100 Streckenvariationen stehen auf dem Fahrplan, dazu kommt ein überarbeiteter Karrieremodus und erneut die Möglichkeit, sein Fahrzeug vielfältig zu modifizieren. Aber so schön der Regen in Forza Motorsport 6 auch sein mag, er wird voraussichtlich der einzige Niederschlag bleiben. Denn auch auf unsere letzte Frage, ob es womöglich Gewitter oder Schnee im Spiel geben wird, weicht Bill Giese aus. Schade, aber irgendetwas muss man sich ja schließlich auch für Forza Motorsport 7 aufheben.
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