Wenn ich auf das Jahr 2018 zurückblicke, gab es da Spiele, von denen ich nicht genug bekommen konnte und Spiele, die schnell wieder in Vergessenheit geraten sind. Far Cry 5 gehört definitiv eher zur zweiten Kategorie. In meinem Test zum Open World-Shooter attestierte ich dem Ausflug in das fiktive Hope County zwar solides Gameplay, aber vor allem auch Schwächen in der Erzählweise und der Story selbst.
Die Post-Apokalypse aus dem Nichts
Nun ist das Jahr noch nicht einmal komplett am Ende und dennoch wissen wir, wie es mit Far Cry weitergehen wird. Das Spin-off Far Cry New Dawn schickt uns in die Post-Apokalypse und schließt damit direkt an die Ereignisse aus Far Cry 5 an. Auch wenn der Settingwechsel auf dem ersten Blick interessant klingt, macht diese Ankündigung das furchtbare Ende von Far Cry 5 nur noch schlimmer - und ich habe es schon damals nicht gemocht.
Achtung, Spoiler: Auch wenn mittlerweile klar sein dürfte, was am Ende von Teil 5 passiert, gebe ich hier noch eine kleine Warnung. Wer also wirklich, wirklich nicht wissen will, wie es zur Atomkatastrophe in Far Cry New Dawn kommen konnte, sollte ganz schnell das Internet verlassen.
Hannes Rossow
@Treibhausaffekt
Auch wenn er am Ende doch recht gern mit Hund und Puma durch Hope County gestiefelt ist, regte Hannes sich über das Ende von Far Cry 5 auf. Schon aufgezwungene Story-Cutscenes im Spielverlauf stießen ihm sauer auf, doch erst das unsägliche Finale setzte dem Story-Debakel von Teil 5 die Krone auf.
Wie man ein schwaches Ende noch schwächer macht
Ok, nur kurz zur Rekapitulation: In Far Cry 5 dreht sich alles um die Eden's Gate-Sekte, einem fanatischen Kult, den der charismatische Anführer Joseph Seed um sich geschart hat. Die Sekte reißt im fiktiven Hope County die Macht an sich und es liegt an uns, den Widerstand der Bewohner aufzubauen und anzuführen. Und das klappt auch ganz gut - bis zum überraschenden und bitterbösen Ende.
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Wird die "Prophezeiung" des manipulativen Joseph Seed im Verlauf der Geschichte noch als oberflächliches Gewäsch abgetan, das seine gewalttätigen Raubzüge rechtfertigen soll, kommt plötzlich alles anders. Nach dem Bosskampf gegen Seed schlägt eine Atombombe ein, die alles verwüstet. Wir werden in einen Bunker gezerrt und müssen einsehen, dass Seed recht hatte. Der Widerstand war sinnlos, Eden's Gate war gerechtfertigt und die Welt ist am Ende.
Das Finale von Far Cry 5 hat mich sehr enttäuscht. Nicht etwa, weil am Ende der große Atom-Twist ansteht, sondern weil die Wendung vollkommen aus dem Nichts kommt und die dröge Storyline mit einem billigen Erzählmittel aufbläst. Plötzlich steht der moralische Charakter von Joseph Seed, der hunderte Menschen ermorden ließ, wieder zur Debatte. Immerhin lag er ja doch richtig und wir waren ignorant, weil wir ihm nicht geglaubt haben.
Der Zweck heiligt die Mittel
Und nun folgt der Wechsel zu Far Cry New Dawn. 17 Jahre nach dem Fall der Atombombe(n) ist das Leben in Hope County rauer und bunter als je zuvor. Die Bande der Highwaymen sorgt unter der Leitung der fiesen Zwillinge Mickey und Lou für Angst und Schrecken. Wieder müssen wir der Bevölkerung beistehen und für Ruhe sowie Frieden sorgen.
Far Cry New Dawn
Shooter-Trost für Fallout-Fans?
Aber es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Denn mit Far Cry New Dawn wirkt das Ende von Teil 5 noch viel seltsamer. Für mich liegt die Vermutung nahe, dass Ubisoft einfach gern ein Far Cry in der Post-Apokalypse haben wollte, denn Post-Apokalypsen liegen eben im Trend. Das Ende von Far Cry 5 ist deshalb so entkoppelt vom Verlauf Hauptgeschichte, weil die Katastrophe am Ende nicht der Story dienen soll, sondern nur der Exposition von Far Cry New Dawn.
Es bleibt abzuwarten, wie das Spin-off mit der eigenen Vorgeschichte umgeht. Offenbar ist Joseph Seed noch am Leben, über den namenlosen Protagonisten wissen wir nichts. Ich fürchte aber, dass Seed, der schon im ersten Trailer Einsicht zu zeigen scheint, einen Moment spendiert bekommt, der ihn zumindest im Ansatz rehabilitiert. Mich würde es nicht wundern, wenn er uns am Ende sogar noch hilft, Mickey und Lou zu besiegen.
Vom Ende zum Cliffhanger: Im Nachhinein wirkt das Ende von Far Cry 5 wie ein erzwungener Übergang, der den Weg für Far Cry New Dawn freimachen sollte. Dabei hätte es auch besser funktionieren können. Warum war die Gefahr eines Atomkriegs nicht Mittelpunkt des Spiels? Wieso wurde die Geschichte eines fanatischen Kults erzählt, wenn am Ende jeder Spannungsbogen doch einfach weggebombt wird?
War das Finale von Teil 5 bisher einfach nur schwach erzählt, scheint es nun gar kein echtes Story-Ende mehr zu sein, sondern einfach nur der hineingezwängte Teaser für ein anderes Spiel.
Hauptsache neues Setting, Story wird zur Nebensache
Ähnlich wie die Assassin's Creed-Reihe lebt auch das Far Cry-Franchise von der Spielwelt, die wir erkunden dürfen. Während das Kern-Gameplay meist nur in Details verändert wird, ist der Wechsel in ein neues, vollkommen anderes Setting der Hauptanreiz neuer Ableger. Von tropischen Inseln über Afrika, Himalaya und der Steinzeit bis hin zu idyllischen Ebenen von Montana, in der Far Cry-Historie gab es bereits die halbe Welt zu sehen.
Schon 2015 fragte Ubisoft in einer Kundenumfrage, welches Setting für zukünftige Far Cry-Spiele spannend wäre. Neben Welten voller Zombies, Vampiren und Dinosauriern, stand auch ein post-apokalyptisches Szenario zur Auswahl. Kein Wunder also, dass die Entwickler den Wünschen nachkommen und immer exotischere Ansätze wählen. Und das ist ja auch in Ordnung, solange die Teile in sich geschlossen auch ihren Sinn ergeben.
Das Ende von Far Cry 5 war schwach erzählt und wirft den kompletten Spannungsbogen über Bord. Einzig und allein deswegen, dass mit dem nächsten Spiel in ein Fallout-ähnliches Setting eingetaucht werden kann. Und was erwartet uns am Ende von Far Cry New Dawn? Drängen wir die blutrünstigen Schwestern in die Defensive, nur um im letzten Moment von einem T-Rex gefressen zu werden? Das wäre doch der perfekte Übergang zu Far Cry 6: The Secret of Dinosaur Island.
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