Elden Ring: Nightreign ist das Letzte, was ich von FromSoftware wollte – das stand für mich seit der Ankündigung, die im ersten Moment wie ein Aprilscherz klang, fest. Meine zahlreichen Bedenken habe ich damals direkt in einem Artikel zum Ausdruck gebracht:
Zu hektisch, keine Erkundung, keine Lore, das fehlende Gefühl von wunderschöner Melancholie und Einsamkeit, die Multiplayer-Komponete und das damit verbundene Troll-Potenzial. Vieles davon hat sich bewahrheitet, aber das Battle Royale-Spin-off hat mich trotzdem in einigen Punkten verblüfft. Und am Ende hatte ich beim Netzwerktest sogar richtig viel Spaß!
Hektik passt eigentlich nicht zu Souls – oder zu mir
Wenn ich an Souls-Spiele denke, dann kommen mir nicht nur knackige Bosskämpfe in den Sinn, sondern vor allem der großartige Eskapismus. Ich erkunde gerne ausgiebig jeden Winkel der Spielwelt, nehme mir Zeit und analysiere sämtliche Lore-Fetzen.
Genau den Teil streicht Nightreign aber komplett. Es soll zwar zum Release irgendeine Art von Geschichte geben, diese ist allerdings völlig von Elden Ring entkoppelt und für mich bisher noch nicht erkennbar.
Im Netzwerktest hatte ich für so etwas aber sowieso keinen Kopf. Ich bin zunächst einfach nur über die Limgrave-inspirierte Map gerannt, habe versucht, den Gameplay-Loop zu verstehen und zu überleben, während der giftige Regen rasend schnell näher kam und die Map verkleinerte.
Noch mal zur Erinnerung, so funktioniert Nightreign:
Damit ist genau das eingetreten, was ich befürchtet hatte: Zeitdruck und Ablenkung durch meine Mitspielenden waren der perfekte Nährboden für Flüchtigkeitsfehler. Ich hatte Schwierigkeiten, mich auf das Wesentliche wie die perfekte Lootoptimierung und die gegnerischen Bewegungsmuster zu fokussieren. Fokus ist in Videospielen ganz grundsätzlich ein Punkt, der für mich eine Herausforderung darstellt.
Insbesondere in den ersten beiden Runden bin ich meinen beiden Verbündeten wie ein kopfloses Huhn hinterher geeilt und habe nur mit der Startwaffe auf Feinde und Feindinnen eingedroschen. Ich war völlig überfordert und wagte es nicht, mir Zeit zu nehmen, mich mit den Menüs, Item-Drops oder der besten Strategie zu beschäftigen.
Trotzdem war ich irgendwie angefixt, nachdem wir gemeinsam die ersten Bosse bezwungen hatten, ich nützliche Passives dazu bekam und mein Lebensbalken ordentlich wuchs. Gerade die Belohnungen motivierten mich. Ich meine, Leute! Blitze, die in Monster einschlagen, immer wenn ich ausweiche! Wie cool ist das denn? Ganz so übermächtig sind aber längst nicht alle (zufälligen) Boss-Belohnungen.
Nachdem ich dann erstmal ein paar Sachen verstanden hatte – etwa, dass es essentiell ist, in Kirchen Verbesserungen für die Heilungsflasche mitzunehmen – fand ich langsam aber sicher deutlich besser ins Spiel.
16:07
Bei Elden Ring Nightreign ist FromSoft (fast) alles egal – und das ist auch gut so!
Starkes Konzept, tolle Community
Nightreign hat für mich wenig mit meinem gewohnten Souls-Erlebnis gemein, aber exakt ab dem Moment, in dem ich diesen Vergleich abschüttelte, hatte ich richtig Spaß.
Denn das Konzept ist gut durchdacht und funktioniert. Dank des extrem flotten und agilen Movesets meiner Spielfigur sowie dem einfachen Matchmaking bin ich hier sofort mitten in der Action, überwinde massive Felswände kletternd und hüpfend – ohne Fallschaden – und niete Feind*in nach Feind*in um.
Die Krönung war natürlich, nach ein paar Versuchen im Dreierteam den dreiköpfigen Höllenköter zu legen, im Netzwerktest also den Endboss der dritten Nacht. Die Euphorie danach war dann doch typisch Souls. Besonders schön fand ich außerdem das Gemeinschaftsgefühl dabei.
Tatsächlich war ich nämlich auch positiv überrascht, wie gut das anspruchsvolle Spiel mit zufälligen und fremden Verbündeten funktioniert, sogar ganz ohne Absprache via Headset. Meine Teams waren zumindest immer Seite an Seite unterwegs, alle warteten aufeinander, gaben im Kampf ordentlich Gas und packten beim Wiederbeleben mit an.
In der Beziehung hat Nightreign eine meiner größten Sorgen ausgeräumt: Ich hatte nämlich befürchtet, dass ich mich immer im Freundeskreis verabreden und beim Spielen die ganze Zeit kommunizieren muss. Dass das nicht nötig ist, ist für mich ein großer Vorteil, weil spontanes Zocken besser in meinen Alltag passt.
Einen Solo-Modus wird es auch geben, im Netzwerktest war er aber noch nicht spielbar – ob hier das Balancing passt, steht also noch in den Sternen. Meine bisherigen Erfahrungen haben meine Vorfreude auf die Koop-Matches aber deutlich erhöht.
Das wird zwar trotzdem anstrengend, weil die Partien viel Konzentration und blitzschnelle Entscheidungen erfordern. Der Netzwerktest hat mir aber gezeigt, dass ich mit Nightreign bestimmt trotzdem meinen Spaß haben werde – auch wenn sich noch zeigen muss, wie lange das Konzept trägt.
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