Man kann nicht lange drumherum reden: Dragonball Evolution ist ein kräftiger Faustschlag ins Gesicht der Fans! Die amerikanische Realverfilmung aus dem Jahr 2009 ist zielstrebig an der Essenz seiner Vorlage vorbeigerauscht. Prominentes Beispiel: Das berühmte Kamehameha ist eigentlich einer der tödlichsten Angriffe in Dragon Ball - aber wird im Film in einer Szene zur Heilung verwendet. Häh?
Akira Toriyama persönlich sagte 2013 in einem Interview mit Asahi Shimbun Digital: "Das ist kein Dragon Ball-Film!" Sogar der Drehbuchautor Ben Ramsey entschuldigte sich wehmütig bei den Fans.
Die Zeiten haben sich gewandelt
Ein Jahrzehnt später: Wie wäre es eigentlich mit einem neuen Versuch? Schließlich sind Comic- und Manga-Umsetzungen heute besser geworden. Die Filme und Serien von Marvel-Studios dürften die meisten kennen, aber auch DC hat sich mit Aquaman im letzten Jahr durchaus gemacht.
Aus Japan kommen immer wieder interessante Manga-Umsetzungen, wie das großartige Musical For Love's Sake von dem abgedrehten Regisseur Takashi Miike. Sogar US-Produzenten haben dazu gelernt: Alita - Battle Angel hat viele überrascht. Und auch wenn's ursprünglich eine Light Novel war: Edge of Tomorrow mit Tom Cruise war ziemlich gelungen.
Oh ja, die Zeit ist sowas von Reif für einen neuen Dragon Ball-Film!
Notgeiler Teenager statt sympathischer Held
Um die Fehler von damals aber zu vermeiden, muss man sich zunächst fragen: Was ist bei Dragonball Evolution schief gelaufen? Naja, zunächst einmal ist Goku kein frecher und neugieriger Junge mehr, der das Herz am rechten Fleck hat. In der amerikanischen Version ist er ein von Selbstzweifeln geplagter Teenager, bei dem die Hormone verrückt spielen.
Er hofft auf ein heißes Date mit Chi Chi, während im Original Goku keinen blassen Schimmer von Mädchen hat. Bulma ist das erste Mädchen, das er in seinem Leben sieht. Das führt zwar ebenso zu kritikwürdigen Fremdscham-Momenten, aber wenigstens lässt sich das mit Gokus Unschuld erklären.
Schlimmer ist aber: Im Realfilm hat Goku richtig Bock anderen auf die Zwölf zu geben! Er wird von anderen Schülern gehänselt und verprügelt diese dann nach Strich und Faden. Das hat mit dem echten Goku nichts zu tun. Der liebt das Kämpfen zwar auch, aber nur gegen ebenbürtige Gegner.
Und vor allem schwingt er nur dann die Faust, um seine Freunde zu beschützen. Schmerzen zu verursachen hat Goku hingegen noch nie Freude bereitet. Der US-Goku will bloß unterdrückte Wut loswerden und dabei cool aussehen, während das Original trotz seiner kindlichen Naivität ein spirituelles Verständnis vom Kampf hat.
Eine Welt mit Ecken und Kanten
Dann wäre da die Welt: Der amerikanische Film spielt in einer diffusen Zukunft unserer Erde. Viel zu viele Elemente ähneln zu sehr unserem echten Leben. Goku geht in eine High School, Menschen fahren übliche Autos und tragen alltägliche Kleidung.
Auch die Manga-Vorlage spielt zwar auf der Erde, aber nimmt sich viel mehr Freiheiten. Kostüme, Gebäude, einfach alles wirkt abgefahrener. Und durch Toriyamas Zeichenstil runder. Schließlich geht es hier auch auf andere Planeten oder sogar ins Jenseits. Wenigstens bringen Bulma und Piccolo ein paar abgefahrene Fahrzeuge in den Film. So fantasievoll wie die Vorlage wirkt die Welt aber noch lange nicht.
Wenn Wutadern und Hähnchenschenkel plötzlich falsch aussehen
Die Liste an Dingen, die Dragonball Evolution falsch macht, ist unendlich groß. Den Kampfszenen fehlt die Wucht. Die offensichtlichen Stunt Doubles und der sichtbare Einsatz des Greenscreen lassen alles sehr künstlich aussehen.
Hier und da versucht der Film der Vorlage Tribut zu zollen. Wird Goku wütend, hat er eine fette Ader auf der Stirn. Und in einer Szene isst er einen Hähnchenschenkel. Im Original ist Goku immer hungrig und kann immerzu futtern. Das wirkt im Film aber deplatziert, weil sich ständig die Teenie-Drama-Mätzchen dazwischen mischen.
Was ein guter Dragon Ball-Film wirklich braucht
Ein guter Dragon Ball-Realfilm bräuchte aber vor allem eines: Einen Sinn für's Abenteuer. Toriyamas erste Episoden aus den 80ern strahlten eine Lust für das Neue, Unbekannte und Unentdeckte aus. Es war ein Roadtrip voller sympathischer Figuren, die auf ihrer Reise viel über sich selbst gelernt haben.
Lustig war das Ganze auch, weil Toriyama in erster Linie ein Comedy-Zeichner war und ist. Dass er trotzdem gute Aussagen zu Themen wie Freundschaft traf, ist eine besondere Kunst. Apropos: Wo war eigentlich Krillin im US-Realfilm? In einem neuen Versuch darf Gokus bester Freund eigentlich nicht fehlen.
Empfehlenswert ist Dragonball Evolution eigentlich nur für Trashfans, denen die Vorlage völlig egal ist. Aus deren Sicht dürfte es eine schier endlose Ansammlung von unterhaltsamen Blödsinn sein.
Dragon Ball-Themenwoche
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Auch wenn es angesichts der extremen Kämpfe auf dem ersten Blick nicht so aussehen mag: Das originale Dragon Ball ist eine Geschichte mit liebenswerten Charakteren, viel Humor, Fantasie und Herz. Es ist keine leichte Aufgabe mehrere Jahrzehnte Arbeit von Toriyama in einem abendfüllenden Film widerzuspiegeln. Daher die Frage an euch:
Was meint ihr? Eine ganze Reihe an tollen Realfilmen, so wie beim Marvel-Universum? Ist das eine gute Idee? Welche Darsteller könnten Goku oder Bulma spielen? Oder sollte es einfach bei Anime bleiben?
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