Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich nach drei Seasons schon mit Diablo 4 abgeschlossen. Mich stundenlang durch gelbe Ausrüstung zu wühlen, nur um vielleicht einmal ein gutes Item zu finden, hat mich jedesmal schon lange vor Stufe 100 abbrechen lassen.
Season 4 hat mich aber wieder voll abgeholt. Blizzard macht hier vieles richtig und bedient sich bei Diablo 3, was Loot, den Levelprozess und Endgame-Systeme angeht, läuft aber auch Gefahr einen Fehler zu wiederholen.
Items, die Spaß machen
Loot in Diablo 4 war mehr Arbeit als Spaß. Überfüllte Beutetruhen, in denen ich hunderte legendäre Aspekte aufbewahre. Viele Affixe auf Items, deren Zweck sich nur nach intensiver Internetrecherche bestimmen ließ. Ständige Zwangspausen nach fast jedem Alptraum-Dungeon, um das Inventar aufzuräumen.
Season 4 geht genau diese Probleme an und macht aus Diablo 4 ein weit besseres Erlebnis, bei dem viel der vorherigen Fleißarbeit wegfällt. Ihr seht nun auf einen Blick, ob ein Item für euch gut ist oder nicht. All die sehr situativen Affixe gehören der Vergangenheit an. Stattdessen gibt es die Klassiker, die ihr schon aus Diablo 2 und Diablo 3 kennt: Kritischer Trefferwert, Primärwert, Angriffstempo, Resistenzen, usw.
Passt euch ein Wert nicht, dann könnt ihr ihn umschmieden und sogar aus Rezepten noch zwei zusätzliche Affixe hinzufügen. Dann noch ein legendärer Effekt drauf, die nun alle in eurem Kodex gespeichert werden und den bestmöglichen Wert haben. All das funktioniert in wenigen Minuten.
Zudem werdet ihr auch nicht mehr so ausgebremst wie zuvor. Es droppt bedeutend weniger Loot, mit sehr viel besseren legendären Items. Den gelben Müll könnt ihr einfach liegen lassen. So sind eure Taschen erst nach drei bis vier Dungeons voll, nicht nach einem. Das hilft dem Pacing des Spiels ungemein.
Leichtes Leveln und bedeutendes Endgame
Zudem versucht mich Diablo 4 nun nicht mehr mit seiner sehr langatmigen Levelphase nach Stufe 50 zu quälen, wo gerade die letzten Meter von Level 80-100 hunderte Dungeonruns erforderten.
Die gewonnene Erfahrung wurde massiv angehoben und in Verbindung mit den neuen Höllenfluten konnte ich am ersten Abend Stufe 70 erreichen. So weit kam ich in Season 3 erst gar nicht, bis ich entnervt aufgegeben habe.
Während der Levelphase gibt euch die Season auch gleich einiges an Aspekten für eure Klasse mit, die ideal für einen Spielstil geeignet sind, ähnlich den Sets aus Diablo 3, die ihr auch jede Season geschenkt bekamt.
Damit will euch Diablo 4 schnellstmöglich ins neue, mehr abwechslungsreichere Endgame bringen. Zum einen zu den Uber-Bossen, deren Materialien endlich überall droppen und euch nicht mehr zu spezifischen Aktivitäten zwingen, und der Grube, die stark an die Greater Rifts aus Diablo 3 erinnert. Dort tretet ihr auf 200 Stufen gegen immer stärkere Monster an und bekommt dadurch Materialien, mit denen ihr eure Items nochmal in 12 Stufen verbessern könnt.
Dieselbe Geschichte wie in Diablo 3
Ich habe ein paar Mal Diablo 3 erwähnt. Der Vorgänger durchlief zum Release eine recht ähnliche Geschichte. Eine furchtbare Loot-Spirale, fehlendes Endgame und langsames Leveln waren dort auch Probleme. Die Parallelen sind dabei erschreckend. Denn auch in Diablo 3 waren am Anfang manche gelbe Items besser als die meisten legendären Gegenstände.
Diablo 3 wurde erst kurz vor dem Addon gut: Mit einigen Patches und dem Addon Reaper of Souls erreichte Diablo 3 den Stand, den Fans heute kennen und auch sehr schätzen. Noch eine Gemeinsamkeit, wenn man bedenkt, dass das Addon Vessel of Hatred für Diablo 4 gar nicht mehr so weit weg ist.
Wäre ich jetzt böse, dann würde ich sagen, dass Blizzard die Lektionen aus Diablo 3 wohl zweimal lernen musste. Ich hoffe aber, dass sie nun nicht dieselben Fehler machen.
Immer höher, immer schneller
Eine Krux am Vorgänger war der Powercreep. Man wurde einfach viel zu schnell, viel zu stark. Schon in den ersten paar Stunden bekam man Items, die den Schaden einer Fähigkeit gerne mal um 20.000% erhöhen.
Die Tendenz merkt man aktuell auch in Diablo 4. Schon mit Stufe 35 ging ich in Weltenstufe 3, mit 52 in Weltenstufe 4. Die Stufe 100 Bosse Duriel und Andariel konnte ich schon mit Stufe 75 in wenigen Sekunden besiegen, ohne dass sie auch nur eine Fähigkeit nutzen konnten, einfach weil Items jetzt schon außer Kontrolle geraten, was an vielen multiplikativen Affixen liegt.
Ich hab euch einmal aufgenommen, wie fix Uber Andariel mit meinem Level 94 Totenbeschwörer im Staub lag:
Die einzige Herausforderung, die ihr nur mit richtig optimierten Builds angehen könnt, sind die Stufe 200 Uber-Bosse und hohe Gruben-Level ab Stufe 80. Auch Lilith wurde massiv gebufft und stellt immer noch eine Herausforderung da, so dass ich immer noch eine Karotte vor der Nase habe, der ich nachjagen kann.
Keine alten Fehler wiederholen: Blizzard läuft hier dennoch Gefahr, das Spieler*innen sehr schnell mit den Seasons fertig sind, wenn sie bis auf wenige Aktivitäten im Spiel alles mit ihrem Charakter one-shoten können. Ein Schicksal, welches gerade die späteren Seasons von Diablo 3 hatten, wo nach wenigen Spielstunden nur noch hochstufige Greater Rifts eine Herausforderung lieferten.
Season 5 und das Addon
Die kommenden Monate werden spannend. Denn Season 5 wird zeigen, was Blizzard aus der aktuellen Season gelernt hat.
Das wird dann auch die Richtung für das Addon Vessel of Hatred festlegen. Hier hoffe ich, dass Diablo 4 nach seiner Umstrukturierung wirklich glänzen und auf dem neuen Fundament aufbauen kann.
Wie ergeht es euch aktuell in Season 4? Seid ihr mit den Neuerungen zufrieden oder ist genau das Gegenteil der Fall?
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