Als ich Blizzard während der GDC besuche, um die kommende Necromancer-Klasse von Diablo 3: Reaper of Souls anzuspielen, nun, da gibt es diesen Elefanten im Raum. Einen Elefanten namens "Addon". Denn der Totenbeschwörer-DLC, dessen Release für PC, PS4 und Xbox One voraussichtlich Mitte des Jahres ansteht, ist ja schön und gut - insbesondere für den Kollegen Maurice Weber, der dafür bereits seine Schädelsammlung im Hobbykeller abstaubt.
Was aber viele Fans - und da möchte ich Maurice und mich ausdrücklich einschließen - anstatt des Necromancer-DLCs erwartet hätten, wäre ein zweites Addon für Diablo 3 gewesen! Mit ganz neuem Story-Akt, neuen Gebieten, einer neuen Maximalstufe, neuen Spielmechanismen und, ja, gerne auch einer oder zwei neuen Klassen.
Als ich die Diablo-3-Entwickler Travis Day und Joe Shely beim Totenbeschwörer-Event frage, was das Team davon abhält, eine vollwertige Erweiterung zu entwickeln, ducken sie sich fachmännisch unter der Frage hindurch: Oh, man wolle zum 20. Geburtstag der Diablo-Serie die bestmöglichen Inhalte anbieten, und das sei eben der Necromancer.
Ernsthaft? Ein DLC mit einer einzigen Klasse ist der bestmögliche Inhalt im 20. Jubiläumsjahr einer der beliebtesten (PC-)Spielereihen aller Zeiten? Nun, ich möchte an dieser Stelle mit Manfred Spitzer sprechen: Falsch. Ganz Falsch. Entschuldigung, das ist wirklich ganz falsch.
Aber gut, ich will mich ja nicht aufregen, sondern Tote beschwören. Also ran an den PC und Diablo 3 gestartet. Die Demo macht Spaß, vor allem aber offenbart sie ganz am Ende doch wieder eines: Wie schön ein zweites Addon wäre! Schuld daran ist ein ganz bestimmter Schauplatz …
Vor 20 Jahren: So entstand das erste Diablo (GameStar Plus)
Leben vs. Essenz
Erste Erkenntnis: Beschworen wird in der spielbaren Demo von Diablo 3 nur eines, nämlich ein Blutgolem. Es sind nämlich nur eine Handvoll Necromancer-Fähigkeiten freigeschaltet, die Skelette müssen in der Gruft bleiben. Die Blutform ist eine Rune für den Golem, es wird laut Blizzard "noch andere geben". Okay, ich tippe mal auf den Feuergolem.
Der Blutgolem lässt sich jederzeit auflösen und füllt dann die Lebenskugel des Totenbeschwörers nach. Am Mauscursor ersteht er dann wieder auf, was sich auch taktisch einsetzen lässt, um zu weit entfernte Golems näher heranzuholen. Wie die Auferstehung auf den Konsolen ohne Mauszeiger funktioniert, wollen die Designer "noch überlegen", da taucht der Golem dann wohl einfach neben dem Nekromanten auf. Insgesamt sollen die Pets des Nekromancers "aktiver" werden, also mehr auslösbare Fähigkeiten besitzen als etwa die des Hexendoktors.
Die Build, also das Fähigkeiten-Ensemble, das wir in der Diablo-3-Demo erleben, ist voll auf Nahkampf ausgelegt.Mit seiner geisterhaften Grim Scythe-Sense zersäbelt der Totenbeschwörer Gegner, mit der Blutnova schadet er allen umstehenden Feinden. Interessant: Der Einsatz der Blutnova und manch anderer Talente kostet keine Essenz (so heißt die Ressource des Necromancers), sondern Lebensenergie!
Wie der Dämonenjäger muss der Nekromant in Diablo 3 als zwei Ressourcen im Auge behalten: seine Lebenspunkte und die Essenz, die er wie Mönch oder Barbar mit bestimmten Fähigkeiten sammelt und mit anderen ausgibt.
Dieser Mix aus Blut und Essenz verspricht einen taktischeren Spielstil als bei Klassen mit nur einer Ressource - vor allem auf hohen Rift-Stufen, auf denen Lebensenergie ohnehin ein vergängliches Gut darstellt. Übrigens: Sterben kann man am Fähigkeits-Blutverlust nicht direkt, die Lebensenergie sinkt maximal auf einen Hitpoint. Wobei dann lieber kein Monster in der Nähe sein sollte.
Von Leichen und Erstgeborenen
Ebenfalls wichtig ist der richtige Umgang mit Leichen: Gegner hinterlassen (noch etwas künstlich aussehende) Kadaver, die Nekromanten für ihre Zwecke nutzen. Beispielsweise lasse ich sie wie in Diablo 2 explodieren - was in dieser Diablo-3-Demo mangels entsprechender Fähigkeit aber nicht ging.
Ich durfte die Leichen immerhin »verschlingen«, um Lebenspunkte zu regenerieren, die ich wiederum für Blutnovä (heißt so!) einsetzen konnte. Ebenfalls praktisch ist der Leech-Fluch, der verfluchten Feinden bei Waffentreffern Lebensenergie absaugt.
So muss ich auf hohen Rift- oder Qual-Stufen an der richtigen Balance aus Lebensenergie-, Leichen- und Essenz-Fähigkeiten schrauben. Denn je mehr die Gegner aushalten, desto weniger Leichen gibt es, und desto mehr muss ich mich auf andere Talente verlassen. Die dürfen aber ihrerseits nicht zu viel Lebensenergie kosten, weil mich die Highlevel-Feinde sonst wegblasen.
Und Essenz will ja auch erst mal durch Fähigkeiten wie die Skythe-Sense aufgebaut werden, bevor ich sie für andere Zauber ausgeben kann, etwa die Skelettbeschwörung, für die ich wiederum Leichen brauche … Das Necromancer-Gameplay verspricht taktischen Anspruch. Gut so.
Etwas Anderes verspricht das Ende der Demo: Nachdem ich mich mit als Level-70-Totenbeschwörer durch einen viel, viel zu einfachen Nephalem-Riss gekämpft habe, öffnet sich - wie ungewöhnlich - ein Portal zum Endboss. Der wartet in einer neuen Umgebung: dem Tempel der Erstgeborenen!
Der Tempel der Erstgeborenen (Temple of the Firstborn) und die Verhangenen Moore (Shrouded Moors) sind zwei neue Gebiete, die 2017 per kostenlosem Patch für Diablo 3 erscheinen, inklusive neuer Gegnertypen und Events.
Der finstere Tempel hat's mir deshalb so angetan, weil er die Vorgeschichte von Diablo behandelt: Hier geht's um den Engel Inarius und die Dämonin Lilith - jenes himmlisch-höllische Liebespaar, das einst die Diablo-3-Welt Sanktuario und die Menschen erschuf! Was man daraus für ein tolles Addon hätte machen können: eine Reise an die Anfänge dieses Universums!
Es wäre perfekt gewesen für den 20. Geburtstag der Serie. Und überdies ein fantastischer Anschluss an Reaper of Souls, an dessen Ende man Tagebuchfragmente von Inarius und Lilith findet. Hatten die Entwickler ursprünglich eine Lilith-und-Inarius-Erweiterung samt Totenbeschwörer geplant, dann aber gestrichen? Wer weiß das schon. Aber ich möchte sie haben. Jetzt.
Was Diablo 4 jetzt bringen muss: Die Zukunft der Action-Rollenspiele (GameStar Plus)
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.