Zeit: »Ein Preis auf Sinnsuche«
Im Kommentar auf Zeit.de schreibt Eike Kühl über "Kontroversen mit Tradition" beim deutschen Computerspielpreis: »Den Deutschen Computerspielpreis begleiten seit seiner Einführung im Jahr 2009 fragwürdige Entscheidungen, die größere Probleme aufzeigen: Nämlich dass die Politik zum einen weiterhin mit Games fremdelt, und dass der Deutsche Computerspielpreis dem Medium in seiner jetzigen Form nur teilweise gerecht wird.
»Das jüngste Skandälchen in einer Reihe von vielen wurde am Dienstag bekannt. Zwei Tage vor der Verleihung erklärten die beiden Spiele-Redakteure Heiko Klinge und Andre Peschke ihren Austritt aus der Jury.
»Der Grund ist die Kategorie Jury Award, die es offiziell gar nicht gibt. Sie wird lediglich geschaffen, wenn ein nominiertes Erwachsenenspiel von der Jury zwar zum Sieger gewählt wird, mindestens drei Mitglieder das Spiel aber nicht für "pädagogisch und kulturell wertvoll" halten. In diesem Fall landet das Spiel in der Kategorie Jury Award. Der Clou: Das Preisgeld dieser Kategorie wird einzig von der Spielebranche gestellt, nicht aber anteilsmäßig von der Politik, wie in allen anderen Kategorien.
»Es ist ein bizarrer Versuch des politischen Teils der Ausrichter, sich aus der Verantwortung für möglicherweise kontroverse Inhalte zu ziehen. Das hat Tradition beim Deutschen Computerspielpreis. 2010 kürte die Jury das eigentlich deutsche Spiel Anno 1404 zum Gewinner der damals noch vorhandenen Kategorie Bestes Internationales Spiel. Der mutmaßliche Favorit Uncharted 2 ging dagegen leer aus - wohl weil er einigen Jury-Mitgliedern doch zu viel Gewalt bot.«
Tagesspiegel: »Knapp am Eklat vorbei«
Kurt Sagatz äußert sich nach einem Gespräch mit Ex-Jury-Mitglied Heiko Klinge auf Tagesspiegel.de: »Die Vergabe des Computerspielpreises verlief allerdings auch in diesem Jahr nicht reibunglos: Wenige Tage vor der feierlichen Verleihung der Preise vor 600 Gästen hatten zwei Redakteure von renommierten Spielezeitschriften unter Protest die Jury des Preises verlassen. Die Redakteure Heiko Klinge von der Zeitschrift "GamePro" und Andre Peschke von "GameStar" (beide IDG Verlag) gehören seit der Gründung des Preises zu den ehrenamtlichen Jury-Mitgliedern.
»Auslöser für den Auszug aus der Jury ist nun eine Sonderregelung für Erwachsenenspiele, also für Titel mit der USK-Einstufung ab 18 Jahren. Wird ein Spiel mit dieser Einstufung von zwei Dritteln der Hauptjury gewählt, kann eine Minderheit von drei Juryvertretern mit ihrer Stimme dennoch verhindern, dass dieser Titel als Gewinner hervorgeht. Statt- dessen rutscht das Spiel in eine Sonderkategorie namens "Jury Award". An der Vergabe dieses Preises nehmen die politischen Vertreter nicht teil. "Dadurch wird deutlich, dass Computerspiele eben doch nicht als gleichberechtigtes Kulturgut angesehen werden", sagte Klinge dem Tagesspiegel.
»Die Regelung war eingeführt worden, nachdem der Shooter "Crysis 2" vor zwei Jahren den Deutschen Computerspielpreis in der zentralen Kategorie "Bestes Deutsches Spiel" gewonnen hatte. "Nun wird krampfhaft versucht, es allen recht zu machen. Doch genau damit wird alles falsch gemacht", ärgert sich das ehemalige Jurymitglied Klinge. Die Sonderregel kommt einem Vetorecht gleich. Damit werde ausgeschlossen, dass ein Erwachsenenspiel kulturell und pädagogisch wertvoll sein kann.«
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