Der neue Mann am Start
Eigentlich war der Schachzug, eine gänzlich neue Hauptfigur einzuführen sogar recht schlaut. So entgeht man der immer währenden Gefahr, eine Figur irgendwann ins Leere laufen zu lassen und nur noch seichte Sequels zu produzieren. Nach drei Filmen wissen wir alles von Jason Bourne. Aber da er ja immer nur Teil einer größeren Geschichte war, gibt es da natürlich noch mehr zu erzählen. Und so übernimmt Jeremy Renner den Staffelstab und somit wortwörtlich das Vermächtnis.
Und Hawkeye-Darsteller Renner hat keinerlei Probleme, den Film fast im Alleingang zu führen. Aaron Cross wirkt komplett anders als Jason Bourne, noch härter, noch strategischer. Niemals wird versucht, den Held der ersten drei Filme nachzuahmen.
Auch lässt Gilroy sich gehörig viel Zeit mit der Einführung seiner neuen Figur. Dabei wirkt Das Bourne Vermächtnis den Vorgängern gegenüber deutlich entschleunigt und langsamer. Es vergeht fast ein drittel des Films, ohne dass man von jagenden Autos oder fliegendem Kugelwechsel auch nur etwas sieht. Stattdessen folgen wir Aaron Cross durch die einsame Wildnis Alaskas. Ein Einzelgänger, der nicht so leicht so verunsichern ist. Lediglich ein ihn verfolgendes Wolfsrudel lässt den Kämpfer dann doch einmal aufhorchen. Visuell und stimmungstechnisch erinnern die Anfänge des Films somit eher an The Grey als an die Bourne Vorgänger.
Vorhaben geglückt
Was vollkommen nach hinten hätte losgehen können, funktioniert tatsächlich. Dies ist vor allem auf den Stimmungswechsel zurückzuführen. Nie werden die Vorgänger kopiert, Gilroy schafft nicht nur eine eigene Figur, sondern auch eine komplett eigene Atmosphäre. Der Film liefert zwar Action und eine rasante Verfolgungs-Odyssee um die halbe Welt. Als Gesamtwerk ist der Film ruhiger und noch ausgeklügelter als die schon gelungenen Vorgänger.
2:20
Langer Trailer zu Das Bourne Vermächtnis
Auch wirken Cross und Dr. Sehring sehr geerdet, die Story fast schon realistisch. Hier gibt es wenig Mission-Impossible-Getue, die Inhalte des Films wirken gar nicht zu weit hergeholt. Obwohl die Geschichte letztendlich simpel bleibt.
Fazit
Anne Facompre: Eine Bourne Verfilmung ohne Bourne – das funktioniert tatsächlich. Wer sich auf die Figur an sich festgefahren hat, wird Matt Damon sicher schmerzlich vermissen. Geht man aber offen an die Sache heran, können Tony Gilroy und Jeremy Renner durchaus überzeugen. Durch die klare Abgrenzung zu den Vorgängern entsteht niemals der Eindruck, eine eigentlich ausgelutschte Story noch einmal aufzuwärmen. Die Idee, die Gesamtgeschehnisse unabhängig von Jason Bourne weiterzuspinnen ist intelligent und spannend. Wer auf Spionage-Thriller steht, dem dürfte Das Bourne Vermächtnis unterhaltsame 135 Minuten liefern.
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