Vor ein paar Wochen ging ein Seufzer durch die Call of Duty-Community. Angeblich soll Black Ops 4, der diesjährige Ableger der langlebigen Shooter-Reihe, wie so viele andere Titel mit einem Battle Royale-Modus ausstaffiert werden. Schlimmer noch: Dem immer stärker werdenden Fokus auf den Multiplayer-Part soll die Singleplayer-Kampagne endgültig zum Opfer gefallen sein. Vorbei die Zeit der bombastischen Call of Duty-Momente und der überzeichneten Storylines.
Dass Call of Duty: Black Ops 4 ohne Singleplayer-Modus ausgeliefert wird, ist noch nicht offiziell bestätigt. Noch besteht also die Hoffnung, dass hier nur die Gerüchteküche übergekocht ist. Eine finale Antwort bekommen wir vielleicht am 17. Mai, dann soll der neue Shooter in einem Livestream enthüllt werden. Ich hoffe sehr, dass Activision die Kampagne nicht gestrichen hat, denn es gäbe da einen Weg, mit dem der CoD-Singleplayer auch in Battle Royale-Zeiten gerettet werden kann.
Wenn Kampagnen sich nicht mehr lohnen
Zugegeben, Story-Shooter haben es heutzutage nicht leicht. Sie fordern ein hohes Budget ein, werden meist nur einmal gespielt und selbst gut besprochene Singleplayer-Kampagnen wie in Titanfall 2 oder Wolfenstein 2: The New Colossus schützen nicht davor, in den Verkaufscharts auf die hinteren Plätze abzurutschen. Kein Wunder also, dass längerfristige Multiplayer-Trends dem Einzelspieler immer weiter die einstige Bedeutung rauben.
Hannes Rossow
@Treibhausaffekt
Ich probiere mich zwar regelmäßig an den aktuellen Multiplayer-Versionen der Call of Duty-Reihe aus, mehr als ein paar Stunden reicht meine Geduld allerdings nicht aus.
Für den Online-Part bin ich zu langsam und zu unerfahren, doch die Kampagnen der Shooter-Blockbuster habe ich immer gern mitgenommen. Ohne Singleplayer-Part wäre Black Ops 4 damit wohl eher nichts für mich. Ich hoffe aber, dass Activision einen neuen Weg gefunden hat, Spieler wie mich mit auf die Reise zu nehmen.
Aus wirtschaftlicher Sicht ergibt es für Activision also vielleicht wirklich Sinn, hier den Stecker zu ziehen, um sämtliche Ressourcen in den Kampf gegen Fortnite und Co. stecken zu können. Aber gleichzeitig liefe das Franchise damit auch Gefahr, ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal zu verlieren. Denn man kann von den CoD-Kampagnen halten, was man möchte, sie sind für ihre bombastische Inszenierung und ihre oft provokanten Ideen bekannt.
Sei es nun die Atombombe aus Call of Duty 4: Modern Warfare oder die "No Russian"-Mission, der Singleplayer sorgte immer für Gesprächsstoff. Doch gerade die Black Ops-Reihe ruderte hier schon etwas zurück und die Missionen büßten zuletzt an Originalität ein. Während sich die Konkurrenz von DICE also schon die Hände reibt und die möglicherweise fehlende Black Ops 4-Kampagne als Vorteil für Battlefield feiert, setzt Activision allem Anschein nach in Sachen Multiplayer alles auf eine Karte, um die einstige Vormachtstellung wiederzuerlangen.
Es geht auch anders & CoD hat es vorgemacht
Anstatt aber gleich auf die Kampagne zu verzichten, könnte Black Ops 4 auch einfach einen Kompromiss eingehen, der die Singleplayer-Inhalte weniger aufwändig gestaltet und vor allem langjährige Fans weiterhin an die Marke bindet. Und für diesen Kompromiss müsste Activision nur in die Vergangenheit von Call of Duty schauen. Denn in den ersten Ablegern gab es keine zusammenhängenden Action-Blockbuster von sechs bis sieben Stunden Länge, sondern mehrere Kampagnen, die episodisch aufgebaut waren.
So sind wir im ersten Call of Duty auf der Seite der US-Amerikaner an der Invasion der Normandie beteiligt, erobern als britischer Soldat die französische Pegasusbrücke und liefern uns dann als russischer Rekrut eine erbitterte Häuserschlacht in Stalingrad. Die Kampagnen umfassten jeweils nur eine handvoll Missionen und es war kein Skript nötig, das zwanghaft alle großen Action-Momente an einem roten Faden aneinandereihen musste.
Vor zwei Jahren griff Battlefield 1 dieses Konzept dann erfolgreich auf und ersetzte die bisherige Kampagne durch eine Sammlung an Kriegsgeschichten, die jeweils auf die persönlichen Schicksale einzelner Soldaten eingingen. Sie waren sowohl inhaltlich als auch spielmechanisch eigenständig. Mal steuerten wir einen Panzertrupp, mal ein Piloten-Duo und dann wieder einen Soldaten in Ganzkörperrüstung. An der Großkampagne konnte gespart werden und Singleplayer-Fans kamen dank kompakter Story-Elemente trotzdem auf ihre Kosten.
Mut zur Beständigkeit
Activision sollte nicht gleich die Flucht nach vorn antreten und angesichts der Strahlkraft von Fortnite, PUBG und Co. gänzlich auf die eigenen Traditionen pfeifen. Schon allein der Free to Play-Faktor und die Verfügbarkeit auf iOS-Geräten gibt Fortnite einen Vorsprung, den Black Ops 4 auch mit einem Mammut-Budget nicht augenblicklich aufholen kann. Immerhin wird es auch im Multiplayer-Bereich zu übersättigten Spielern kommen, die sich eine Offline-Kampagne in ihrem eigenen Tempo wünschen.
Und mit einem episodischen Singleplayer könnte Black Ops 4 nicht nur an die Tugenden der Call of Duty-Historie anknüpfen, sondern sich eben auch all die Spieler sichern, die der Reihe noch aus Gründen treu geblieben sind, die auch in Online-Zeiten noch eine Existenzberechtigung haben.
Was wünscht ihr euch von Black Ops 4?
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