Call of Duty: Vietnam - Die mögliche Rückkehr darf nicht zum Rückschritt werden

Nach einem Tweet scheint ein Call of Duty: Vietnam plötzlich in greifbarer Nähe — eine tolle Idee. Doch die Rückkehr in die Franchise-Vergangenheit darf nicht zum Rückschritt werden, findet Dom.

Die Tage der Sci-Fi-Fantasien sind für das CoD-Franchise gezählt - das zumindest hofft Dom. Die Tage der Sci-Fi-Fantasien sind für das CoD-Franchise gezählt - das zumindest hofft Dom.

Ich muss mit einem kleinen Bekenntnis beginnen: Ich weiß, ich weiß, die Call of Duty-Spieler hier werden jetzt gleich bis zur Bewusstlosigkeit mit den Augen rollen, aber der Multiplayer von Black Ops 3 gehört für mich zu den unterhaltsamsten Mehrspieler-Erfahrungen der letzten Jahre.

Für mein Empfinden wurde hier die Balance einer angenehm fordernden Spielgeschwindigkeit, vielseitigen Waffen, fairen Killstreak-Belohnungen und guten Map-Designs geschafft - eine Leistung, an der der eher grobe, schwerfällige und sich fast unangenehm anfühlende Multiplayer von Advanced Warfare meilenweit vorbeischrammte. Die Kampagne hingegen trudelte damals dank unheimlich komplizierter und verworrener Plots sowie vielfach oberflächlichen Charakteren an meiner Aufmerksamkeitsspanne vorbei.

Call of Duty: Black Ops 3 - Launch-Gameplay-Trailer Video starten 0:58 Call of Duty: Black Ops 3 - Launch-Gameplay-Trailer

Der aktuelle Serienableger Infinite Warfare stellte dieses Verhältnis auf den Kopf: Während der Multiplayer in meinen Augen auf den unübersichtlichen Karten den Geschwindigkeitsregler zwei bis drei Drehungen zu weit geschraubt hatte, überraschte mich die Kampagne mit einer Geschichte, die zwar vor allem zum Ende hin vor Militärpathos triefte, sich allerdings auch um die Charakterzeichnung sympathischer und spannender Figuren bemühte.

Viele Fans mochten allerdings den erneuten Ausflug in Sci-Fi-Gefilde nicht sonderlich und auch eine noch so offen gestaltete Kampagne mit erstmals optionalen Nebenmissionen konnte die verschränkten Arme der Community nicht lösen. Wie also kann es von hier aus mit Call of Duty weitergehen?

Nostalgie allein reicht nicht

Der offensichtlichste und gleichsam radikalste Schritt könnte sich als genau die richtige Entscheidung herausstellen: Call of Duty packt seine Sci-Fi-Koffer und kehrt in das 20. Jahrhundert zurück, wo die beliebtesten Spiele der Reihe bereits einander den Karabiner in die Hand gedrückt haben. Dieser von vielen Fans vorgeschlagene Weg wurde nun dank eines Tweets von Michael Condrey weiter gefestigt, der als Mitarbeiter von Sledgehammer Games für die Entwicklung des nächsten Teils zuständig ist.

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Eine M1911 Pistole im Zentrum des Weihnachtsgrußes - also eben die Waffe, die von amerikanischen Truppen vielfach im Zweiten Weltkrieg und Vietnamkrieg eingesetzt wurde. Handelt es sich hierbei um eine Anspielung auf Call of Duty: Vietnam, dessen Entwicklung von Sledgehammer Games 2010 nach wenigen Monaten wieder eingestellt wurde? Ist es vielleicht sogar ein mehr oder weniger subtiler Hinweis auf den Schauplatz des nächsten Call of Dutys? Ohne zu wissen, was wirklich hinter dem Tweet steckt, sind viele Fans mehr als willig, sich an diesen Strohhalm zu klammern - und ich gehöre zu ihnen.


Dom Schott (@R3nDom):
Auch wenn Dom viel Spaß mit dem Multiplayer von Black Ops 3 und zuletzt der Kampagne von Infinite Warfare hatte, so ist sein Bedarf am Sci-Fi-Gadgetwahnsinn doch allmählich gestillt. Nun scheint die Zeit reif für eine Rückkehr auf alte Schlachtfelder zu sein, die dank der gelernten Lektionen in einem ausgewogenen und spannenden Abenteuer münden könnte.

Neben den nostalgischen und sicherlich auch enorm verklärenden Erinnerungen an die ersten Call of Duty-Spiele, die allesamt den Zweiten Weltkrieg erkundeten, empfinde ich allerdings auch rein spielmechanisch eine gewisse Übersättigung von Sci-Fi-Gadgets, Laservisieren und High-End-Waffen. Doch statt nur des Waffenkammer-Downgrades würde ich mir vor allem für den Einzelspieler-Modus wünschen, dass die Rückkehr zum altbekannten Schauplatz nicht auch einem spielmechanischen und erzählerischen Rückschritt gleichkommt.

Starke, spannend geschriebene Figuren gehören zu den großen Errungenschaften von Infinite Warfare. Starke, spannend geschriebene Figuren gehören zu den großen Errungenschaften von Infinite Warfare.

Während die Storylines jedes einzelnen Call of Dutys bisher kaum das Niveau einer Männer-Umkleidekabine überflügeln konnten, zeigte zuletzt ausgerechnet Infinite Warfare, wie sehr auch dieses Genre von starken Charakteren und spannenden Plots profitieren kann. Wer da noch immer ruft "Aber es ist ein Shooter, da ist die Story doch egal", hat offensichtlich den Zug ins Jahr 2016 verpasst.

Mehr spielerische Freiheit wagen

Doch es sind nicht nur die Charaktere und klaren, aufgeräumten Storylines, die Sledgehammer Games aus der Zukunft mit in die Vergangenheit nehmen sollten. Auch die Möglichkeiten spielerischer Freiheit, die Infinite Warfare mit seinen optionalen Missionen nun erstmals zu erkunden begonnen hat, sollten ihren Weg auf die Schlachtfelder des 20. Jahrhunderts finden. Diese Nebenmissionen sind ein einfaches, aber erwiesenermaßen gut funktionierendes Mittel, um für mehr Abwechslung zu sorgen und bieten wortwörtlich viel Spielraum für die ein oder andere Überraschung.

Mehr: Rebellion der Maschinen - Wie Infinite Warfare mit unseren Zukunftsängsten spielt

Vielleicht stellt sich am Ende des Tages der viel- und gleichsam nichtssagende Tweet von Condrey tatsächlich nur als nostalgischer Blick in den Rückspiegel oder scherzhafter "Früher war eben doch alles besser"-Kommentar auf die derzeitige Situation der Marke heraus. Ich werde mich aber trotzdem weiter fest an diesen Strohhalm klammern und erst dann loslassen, wenn die Entwickler mit der Rückkehr in die Vergangenheit auch die langweiligen Klischees und Plattitüden wieder aufgreifen sollten, von denen sich das Franchise erst zuletzt mit Mühe und Not zu lösen begonnen hat.

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