Call of Duty war für mich immer ein Story-Shooter. Abgesehen vom ersten Black Ops habe ich den Multiplayer-Modus fast immer ignoriert, oder nach ein paar Runden das Interesse verloren. Umso mehr freue ich mich, dass Infinity Ward im kommenden Modern Warfare wieder auf eine klassische Kampagne setzt - immerhin fehlte diese im direkten Vorgänger Black Ops 4.
Die meist schick inszenierten und simplen Schießbuden-Missionen unterscheiden sich in der CoD-Geschichte zwar oft nur in ihrem Setting oder kleineren Gameplay-Änderungen, aber eines ist immer so gut wie identisch: Eine Kampagne zu beenden dauert ungefähr sechs bis acht Stunden. An diesem Naturgesetz wird sich auch mit dem neuen Modern Warfare nichts ändern.
Das hat der Narrative Director Taylor Kurosaki gegenüber GameInformer bestätigt. Die Länge der Story sei so "wie man es erwartet". Obwohl vielen Spielern bei den vergangenen CoDs diese circa sechs bis acht Stunden Laufzeit zu wenig waren, ist es aktuell für mich genau das Richtige. Mehr noch: Ich freue mich darauf, endlich wieder eine kurze, knackige und durch inszenierte Kampagne zu spielen.
Wo soll das alles enden?
Der Grund: Viele Spiele - oder zumindest die, die mich interessieren - gehen mittlerweile einen anderen Weg. Es ist nicht nur so, dass durch Arbeit und Co. Zeit fehlt. In diesem Jahr haben Sekiro, Assassin's Creed: Odyssey, The Surge 2, usw. durch ihre offenen Strukturen viele Stunden gefordert. Bald kommen Death Stranding und Star Wars Jedi: Fallen Order, die vermutlich ebenfalls etliche Abende für sich beanspruchen werden. Kein Wunder, immerhin streben viele Entwickler mittlerweile eine offene(re) Spielwelt an, die erkundet werden will und das kostet Zeit, bis die Credits über den Bildschirm laufen.
Immer öfter kommt es vor, dass ich diesen Punkt gar nicht mehr erreiche und meine Speicherstände irgendwo in der Mitte abgebrochen vor sich hin gammeln müssen. "Irgendwann spiele ich es zu Ende". Wie oft habe ich mir diese Lüge schon erzählt? Praktisch, dass Service-Games wie Destiny 2 und For Honor gar kein richtiges Ende mehr haben, sondern praktisch endlos weitergehen. Das erspart mir wenigstens den Selbstbetrug (Achtung: Ironie).
100 Stunden? Ohne mich.
Noch vor wenigen Jahren konnte ich mit dem Versprechen einer langen Spielzeit gelockt werden. Heute schreckt es mich nur noch ab. The Witcher 3 werde ich beispielsweise vermutlich nie mehr spielen, weil ich es seit Monaten vor mir her schiebe und keine Motivation für ein 100 Stunden RPG aufbringen kann - so großartig es auch sein mag. Halbherzig ein bisschen reinspielen erscheint mir bei einem so ambitionierten Rollenspiel wenig sinnvoll. Die Ankündigung, dass Ubisoft Assassin's Creed zukünftig noch größer machen will, bereitet mir ebenfalls mehr Kopfschmerzen als alles andere.
Da hilft es auch nicht, dass CEO Yves Guillemot die Möglichkeit einräumt, einfach nur die Story-Missionen zu spielen und den Rest zu ignorieren. Denn damit hätte ich zwar ein Ende gesehen, aber trotzdem das Gefühl, den Großteil des Spiels verpasst zu haben. Motivation entsteht bei mir anders.
6 Stunden? Her damit!
Nun hat sich das Verhältnis für mich umgekehrt. War die kurze Kampagne bei Modern Warfare 2 für mich noch ein echter Kritikpunkt, ist es heute einer der wichtigsten Gründe, warum ich mich auf Modern Warfare freue. Allein schon, weil ich endlich mal wieder ein Spiel "ganz normal" durchspielen kann, ohne ständig die Uhr im Auge behalten zu müssen.
Die damit einhergehenden Vorteile einer dichter erzählten Geschichte und der schnelle Wechsel von einem Höhepunkt zum nächsten, ohne erst 30 Minuten in die nächste Stadt laufen zu müssen, sind dabei eine willkommene Abwechslung, die ich auf meinem Weg zum Abspann gerne mitnehme.
Ein paar Stunden pure Action ohne langwieriges Laufen, Erkunden oder Taktieren müssen einfach mal wieder sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Modern Warfare-Kampagne diese Erwartung erfüllen kann. Denn ob die am Ende wirklich gut wird, muss sich natürlich trotzdem erst zeigen. Zumindest was die Länge - bzw. Kürze der Kampagne angeht, bin ich aber trotzdem schon jetzt sehr positiv gestimmt.
Was denkt ihr? Hättet ihr lieber eine lange Story-Kampagne?
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