Großbritannien hat über den Ausstieg aus der Europäischen Union abgestimmt. Für den sogenannten »Brexit« haben sich 51,9 Prozent der Wählenden entschieden und spalten das vereinte Königreich. Britische Studios und Entwickler stellen sich die Frage, welche Auswirkungen der Ausstieg aus der EU für die angelsächsische Gamesindustrie mit sich bringen mag.
Der Arbeitsmarkt
Laut dem Wired-Magazin war die britische Spielebranche Ende 2014 rund 47,6 Miliarden Euro schwer und beschätfigte 2015 über 10.000 Menschen. Natürlich profitieren ansässige Firmen wie Rockstar North (GTA 5), Rocksteady (Batman: Arkham City) und TT Games (Lego-Spiele) vom Export und die Insel galt bisher als lukrativer Investitionsstandort für internationale Spiele-Firmen um Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu erhalten haben.
Link zum Twitter-Inhalt
Piers Harding-Rolls, Analyst bei IHS Technology, sagte den britischen Kollegen von Eurogamer, dass er zwar keine kurzfristigen Probleme für Spielefirmen in Großbritannien erwartet, aber sich diese Entscheidung langfristig als sehr problematisch auswirken könnte:
"Es wird sicherlich noch mindestens zwei Jahre dauern, bevor wir einen voll ausgehandelten Austritt realisiert sehen, also geht kurz- und mittelfristig erst mal alles weiter wie bisher. Aber das Votum wird die Möglichkeit untergraben, dass UK-basierte Firmen Nachwuchs und Talente aus der EU für sich gewinnen können aufgrund der Unsicherheit, die dadurch entsteht. Das könnte Auswirkungen auf unsere Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen führenden Spielentwicklungszentren.
Original-Zitat: It will be at least two years before we have a fully negotiated exit from the EU so it's business as usual in the short and medium term. However, the vote result may undermine the ability of UK-based developers to acquire talent from the EU based on the uncertainty it has caused. That could have implications for our competitiveness versus other leading centres of games development."
Auswirkungen des Pfund-Einbruchs
Als direkte Reaktion auf das Votum brach die britische Währung auf den tiefsten Stand seit 1985 ein. Was bedeutet das für die Preise von Spielen, Exporten und digitale Versionen von Software? Wer gehofft hat, durch den im Vergleich zum Euro günstigeren Wechselkurs beim Import von Games- und Hardware von Amazon.co.uk und ähnlichen Online-Shops aus Großbritannien ein Schnäppchen zu machen, hat sich geirrt. Die längerfristigen Auswirkungen sind derzeit aber noch nicht wirklich abschätzbar, meint Andy Payne, ehemaliges Vorstandsmitglied von »UK Interactive Entertainment«:
"Sehr wahrscheinlich werden Importe billiger, wenn sich unsere Währung wieder einpendelt. Also physikalische Datenräger könnten billiger werden, außer natürlich, dass wieder Import-Tarife aufgeschlagen werden. Alle Playstation-Spiele, die in Großbritannien verkauft werden, sind nämlich in der EU produziert. Da sich die Reise ja eh zu rein digitalen Spielen hinentwickelt, könnte das bedeuten, dass der schwache Pfund zu billigeren Preisen führt für Einwohner in Großbritannien. Aber die Gesetze für den Digitalen Markt in der EU sind noch nicht komplett abgeschlossen, das heißt, da kann sich noch einiges ändern für Konsumenten. Im Endeffekt wissen wir es einfach noch nicht.
Original-Zitat: It is likely that imports will get cheaper as our currency rebalances. That may mean that physical games could be cheaper, unless of course there are import tariffs again given that all PlayStation games sold in the UK are manufactured in the EU. Given that the direction of travel is digital, then a weaker pound could deliver cheaper games to UK residents. But the EU Digital Single Market rules which are not yet agreed, may change a lot for consumers. We just don't know yet."
Auch wenn die Preise stark mit den Wechselkursen zusammen hängen ist derzeit nicht klar, wie stark die Aufpreise bei Importen und Exporten durch die Zölle steigen und welche EU-Normen durch neue britische ersetzt werden.
Link zum Twitter-Inhalt
Jason Kingsley OBE, CEO und Creative Director beim britischen Studio Rebellion (Sniper Elite) sieht die Sache dennoch optimistisch:
"Die britische Spieleindustrie ist eine auf den Export fokussierte Industrie die ihre Produkte in der ganzen Welt verkauft. Wir haben hochspezialisierte Fachkräfte, ein wachsendes und kreatives Studioumfeld und eine von Erfolgen gekrönte über dreißigjährige Historie. Auch wenn Unsicherheit schlecht fürs Geschäft ist, wird die Spieleindustrie in Großbritannien stark, flexibel und wettbewerbsfähig bleiben.
Original-Zitat: The UK video games development sector is an export focused industry that sells content all over the globe. We have a highly skilled workforce, a creative and growing studio population and a heritage of thirty years of success. While uncertainty is unwelcome for business, the UK video games industry will remain strong, resilient and competitive."
Mehr zum Thema:Brexit aus Spielersicht - Warum wir die Briten trotzdem lieben
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.