Wie am Schnürchen
Das zweite große, fast schon unwiederstehlichere Argument von Birdman ist die Inszenierung. Iñárritus Auge für malerische Bildkompositionen und Kamerafahrten, an denen man sich kaum satt sehen möchte, ist unter Cineasten berühmt-berüchtigt. Hier erreichen er und Kameramann Emanuel Lubezki (wurde letztes Jahr bereits für Gravity mit dem Oscar ausgezeichnet) jedoch gemeinsam ihren bisherigen Schaffenshöhepunkt.
Als wäre er eine gigantische Plansequenz läuft Birdman praktisch ohne sichtbare Schnitte durch - zumindest lässt es Lubezki so wirken. Die Kamera schwebt durch Einstellungen, überwindet dabei Raum und Zeit, lässt das Geschehen wie ein minutiös geplantes Theaterstück wirken, in dessen Verlauf sich die Darsteller und Räumlichkeiten immer wieder neu positionieren.
Gemeinsam mit den unfassbar vielen, kleinen Ideen und visuellen Tricks, mit denen Iñárritu simple Zusammenhänge erklärt, ergibt das ein rauschendes Fest für die Augen, das mitsamt des minimalistischen Soundtracks, des stringenten Erzähltempos und der Spielfreude der Protagonisten einen Sog erzeugt, dem man sich kaum entziehen kann. Iñárritus Message ist deutlich angekommen: Unterhaltungs-Kino kann er also auch - und wie.
Fazit
David Hain: Dem großen Oscar-Favoriten 2015 und mehrfachen Preisträger mehrerer anderer Award-Shows zu attestieren, er sei schon jetzt einer der besten Filme des Jahres, wirkt sicherlich ein wenig opportunistisch. Es lässt sich nur einfach nicht leugnen: die Magie des Kinos, der großen Bilder, zeigte sich lange nicht mehr in so rauschhafter und faszinierender Form, wie in Birdman - und das, obwohl die feine Satire eigentlich ein eher kleiner Film ist. In der langen Liste von großartigen Filmen eines brillanten Meisterregisseurs ist dies dennoch Alejandro González Iñárritus bestes Werk, ein großer Triumph für A-List-Rückkehrer Michael Keaton und das Medium Film als solches.
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