Die Kontroverse um die Partnerschaft zwischen "Beyond Good & Evil 2"-Publisher Ubisoft und dem Künstler-Netzwerk HitRecord schlägt hohe Wellen. Die französische Spieleschmiede gab auf der E3 2018 bekannt, für die Entwicklung ihres neuen Spiels mit HitRecord zusammenzuarbeiten, um künstlerische Werke von Fans, wie Bilder und Musikstücke, in Beyond Good & Evil 2 zu integrieren.
Ubisoft präsentiert die Aktion als Möglichkeit für Fans, sich selbst durch seine Kunst im Spiel zu verewigen. Schnell wurden jedoch kritische Stimmen laut, die dem Publisher vorwarfen, mit relativ geringen Kosten große Mengen Designer-Arbeit auszulagern, da nur ein kleiner Teil tatsächlich bezahlt würde.
Künstler würden "fairen Anteil" erhalten
In der Folge äußerte sich Schaupieler und HitRecord-Chef Joseph Gordon-Levitt über Twitter und räumte ein, dass die "faire Bezahlung" der Künstler wohl auf der E3-Präsentation nicht ausreichend klar kommuniziert wurde. Er erklärte zudem, dass HitRecord aus den eingesandten Werken Assets erstelle, die in der Folge an Ubisoft gesandt und ins Spiel implementiert würden. Nur wenn es eine Fan-Einsendung also in eines der ausgewählten Assets schafft, erhalten die Künstler auch eine Bezahlung für ihre Arbeit.
Aber allein die Tatsache, dass die Künstler im Falle einer Verwendung ihrer Werke für ihre Arbeit bezahlt würden, ließ die Kritiker nicht verstummen. Im Gegenteil, einige hinterfragen das Prinzip hinter dieser Art von Arbeitsauslagerung.
Billige Kunst für Ubisoft?
Demnach wäre es für Ubisoft weitaus billiger, zahlreiche Künstler zu beschäftigen, wenn ein Großteil der Arbeit trotz erbrachter Leistung am Ende nicht bezahlt würde. Zur Größenordnung: Für die Finanzierung aller am Ende verwendeten Assets stellt HitRecord eine Gesamtsumme von 50.000 US-Dollar zur Verfügung. Diese Summe wird unter allen Künstlern verteilt, die etwas zu den fertigen Assets für Beyond Good and Evil 2 beisteuern.
Insgesamt benötigt Ubisoft neun solcher Projekte für das Spiel. Inzwischen sind über 3.700 Einsendungen von Künstlern eingegangen. Je nachdem, wie viele dieser Werke tatsächlich genommen werden, verringert sich folglich der Anteil des Einzelnen. Und selbst wenn 1.000 Künstler tatsächlich profitierten, gäbe es immer noch 2.700, die für ihre Arbeit keinen Cent erhalten.
Die Kritiker verurteilen das Modell als "Spec Work", zu deutsch: Spekulative Arbeit. Ein Designer weiß also vorher nicht, ob seine Mühe und Energie schlussendlich überhaupt bezahlt wird. Unter dem Hashtag Twitter-Hashtag #nospec rufen Künstler dazu auf, derlei Arbeitsmodelle kritisch zu betrachten.
HitRecord-Chef Joseph Gordon-Levitt will der Kontroverse mit Transparenz begegnen und widmet sich den Vorwürfen in einem Blog-Beitrag auf Medium. Er unterscheidet dabei zwischen Community-Arbeit und spekulativer Arbeit. Zudem betont er, dass Ubisoft die Partnerschaft nicht aufzöge, um Geld und Zeit zu sparen, sondern um Fans eine Möglichkeit zu geben, sich und seine Kunst im Spiel wiederzufinden.
Der Frage, warum man nicht alle Künstler für ihre Arbeit bezahlen kann, begegnet er mit überzeugendem Realismus:
"Sobald wir ein bezahltes Projekt bekannt gäben, würden zahllose Opportunisten nutzlose Platzhalter einsenden und daraufhin Bezahlung geltend machen. Wir müssen irgendwo eine Linie ziehen, und die sollte nicht willkürlich sein. Sobald ein Projekt Gewinne erzielt, sollten jene davon profitieren, deren Arbeit im Projekt enthalten ist oder die finale Produktion beeinflusst hat."
Das Problem mit den Rechten
Ein weiterer strittiger Punkt ist die Frage nach dem Urheberrecht der Bilder und Musikstücke, die im Rahmen der BGE2-Partnerschaft an HitRecord übersandt werden. Zunächst liegen die Rechte an künstlerischer Arbeit bei den Künstlern, sobald sie aber in einem Asset mit den Objekten anderer Künstler verarbeitet und möglicherweise angepasst werden, entsteht ein neues Kunstwerk, an dem die beteiligten Künstler keine Rechte mehr haben. Vielmehr überlassen sie HitRecord das Recht, die neu entstandenen Werke zu veräußern.
In der Praxis teile HitRecord dann das eingenommene Geld mit den Künstlern. Somit erhält jeder, der etwas zu einem gewinnbringenden Objekt beigetragen hat, auch einen Anteil der damit erzielten Gewinne. Diejenigen, deren Werke nicht berücksichtigt werden, gehen allerdings leer aus.
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