Back to the ugly, black roots! - Explosiver RTL-Bericht zur Gamescom

RTL verhöhnt Gamer als schlecht angezogen, frauenlos, übelriechend und bewaffnet. Die Aufregung ist groß. Warum eigentlich, fragt sich André Horn, und fühlt sich endlich mal wieder zu Hause.

André Horn ist Verlagsleiter von GameStar/GamePro. In seiner Freizeit trägt er schwarze T-Shirts und hört Musik von Leuten in schwarzen T-Shirts. Riechen tut er ganz okay – sagt zumindest seine Frau. André Horn ist Verlagsleiter von GameStar/GamePro. In seiner Freizeit trägt er schwarze T-Shirts und hört Musik von Leuten in schwarzen T-Shirts. Riechen tut er ganz okay – sagt zumindest seine Frau.

Die Gamer laufen mal wieder Sturm im Internet. Die Ursache liegt schon einige Tage zurück, schuld ist – wie so oft – das Fernsehen. Da ich nie RTL schaue, dafür aber viel YouTube, hat mich die Sache erst jetzt erreicht. Was ist passiert? RTL hat am 19.8. einen Bericht über die Gamescom im Magazin Explosiv ausgestrahlt – und das Internet ist erwartungsgemäß explodiert. Für andere Nicht-RTL-Seher hier die Kurz-Zusammenfassung: Gamescom-Besucher sind ungepflegt, schlecht angezogen, übelriechend, oft bewaffnet, aber selten mit Frau unterwegs – und kommen direkt aus Wacken nach Köln. Klingt nach einer Veranstaltung für mich (bis auf das mit dem Geruch). Ach so, ich war ja auch da.

Ich sag euch was: Ich fand den Bericht prima und würde mir wünschen, er wäre wahr (bis auf das mit dem Geruch). Eine dunkle, laute Zockerveranstaltung ist genau das, was ich will – das Geschlecht meiner Spielfreunde ist mir wumpe. Und ehrlich: Die ganze Bewegungssteuerungshampelei finde ich nur bedingt lange cool (außerdem brauche ich den Platz für mein Sofa). Wer nicht mit Controller, Maus oder Tastatur zocken kann, soll Blockflöte lernen. Wer tanzen will, soll in einen Club gehen. Diese gleißend hellen Nintendo-Stände haben mich fast blind gemacht, und diese weißen Klamotten haben immer was von Sekte. Mario läuft auch nicht mehr rum. Find ich doof. Und meine Frau soll endlich wieder Yoga da machen, wo der Inder wohnt – aber nicht an meiner Konsole.

Ich möchte an dieser Stelle der Kölnmesse nahe legen, die Gamescom noch stärker auf die im RTL-Bericht umschriebene Zielgruppe auszurichten, dann wird das was mit den 300.000 Besuchern. Ich hätte da auch ein paar Vorschläge: Gratisräume und eine Matchmaking-Website für Pen&Paper-Rollenspielrunden während der Messe. Beschallung des Messe-Boulevards mit ausgewählter Musik, um das Dezibel-Niveau auf dem gesamten Messegelände gleich zu halten. Soundtrack-Vorschläge von mir: Nine Inch Nails, System of a Down und die Dresden Dolls. Business Area schwarz streichen. Gamescom-Eröffnung und Award-Show von Henry Rollins moderieren lassen. Wenn ihr das alles macht, bleib ich gerne auch zwei Wochen.

RTL Explosiv stellt in der Sendung vom 19.8. Spieler vor laufender Kamera bloß. RTL Explosiv stellt in der Sendung vom 19.8. Spieler vor laufender Kamera bloß.

Um auf das mit dem Geruch zurück zu kommen: Nach so einem Messe-Samstag riechen auch die Hostessen manchmal komisch (weiß ich als Aussteller aus erster Hand), bestimmt auch die Laura aus dem RTL-Bericht. Ich wünschte, das könnte man verhindern, aber dazu fällt mir grad nix ein.
Eigentlich ist es peinlich, dass ausgerechnet die Kollegen von RTL Explosiv uns helfen müssen, unser Hobby endlich wieder von seinem Weg in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen, zurück ins gemütliche Schlabber-T-Shirt. Die Explosiv-Zielgruppe ist ja eigentlich ganz weit weg (weiblich, 6 bis 49, H&M-Uniform, an oder über der Grenze zur Magersucht). Was soll‘s, Hilfe ist Hilfe, egal wo sie herkommt. Jetzt fehlt nur noch ein rundenbasiertes 2D-Fallout aus Iso-Perspektive zu meinem Glück. Danke RTL Explosiv-Redaktion: Wenn ihr das nächste Mal auf der Gamescom seid, gehen wir in einen hübschen Metal-Schuppen und machen einen drauf. Kölsch geht auf mich.

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